Volksrat von Mexmûr dementiert Bericht über MIT-Operation

Nach den HPG hat auch der Volksrat von Mexmûr Berichte über eine angebliche MIT-Operation in dem selbstverwalteten Geflüchtetencamp zur Ergreifung von „PKK-Terroristen“ dementiert.

Der Volksrat von Mexmûr hat eine Erklärung zu Berichten in den türkischen Medien über eine vermeintliche Operation des Nachrichtendienstes MIT in dem selbstverwalteten Lager in Südkurdistan abgegeben. In regierungsnahen Medien – einschließlich der PDK-Agentur Rudaw – war am Mittwoch gemeldet worden, dass zwei Mitglieder der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) bei einer MIT-Operation aus Mexmûr in die Türkei gebracht wurden. Der Volksrat von Mexmûr erklärt dazu:

„Als Bevölkerung von Camp Mexmûr sind wir seit 28 Jahren mit Luft-, Boden- und psychologischen Angriffen des türkischen Staates konfrontiert. Allen Angriffen zum Trotz leisten wir weiter Widerstand. Dieser Widerstand bedeutet einen harten Schlag für den türkischen Staat, der aus diesem Grund zu Methoden der speziellen Kriegsführung greift. So wurde vom Staat behauptet, dass der MIT eine Operation in Mexmûr durchgeführt und dabei zwei Angehörige der Guerilla festgenommen hat. Als Volksrat von Mexmûr teilen wir mit, dass diese Darstellung nicht den Tatsachen entspricht und eine solche Operation nicht stattgefunden hat.“

Schlagzeilen in den gleichgeschalteten türkischen Medien, 14. September 2022

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die türkische Berichterstattung bereits am Mittwoch dementiert. Die „Meldung der türkischen Spezialkriegsmedien“ entbehre jeder Grundlage und sei darauf angelegt, den türkischen Geheimdienst als erfolgreich darzustellen und von den schweren Verlusten der Armee im Krieg in Kurdistan abzulenken, teilten die HPG mit. Die beiden angeblich ergriffenen Personen, Hatip und Aria, hätten sich bereits im Juli von der kurdischen Befreiungsbewegung getrennt und danach dem türkischen Staat ergeben.

Mexmûr im Visier des türkischen Staates

Das Camp Mexmûr liegt etwa 60 Kilometer südwestlich von Hewlêr, der Hauptstadt der Kurdistan-Region Irak. In dem Lager leben mehr als 12.000 Menschen. Die meisten von ihnen waren in den 1990er Jahren aufgrund der Repression des türkischen Staates und der Politik der verbrannten Erde gezwungen, ihre Dörfer in der Botan-Region in Nordkurdistan zu verlassen. Nach einer mehrjährigen Odyssee und Aufenthalten in verschiedenen Camps haben sie 1998 am Rand der Wüste das Lager Mexmûr gegründet. Die Campbevölkerung bildet damit die größte kurdische Flüchtlingsgemeinschaft weltweit. Offiziell steht Mexmûr unter dem Schutz des UNHCR, praktisch sind die Vereinten Nationen allerdings nur noch nominell präsent. Die Organisation verließ das Lager bei den Angriffen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Jahr 2014 und kehrte danach nicht mehr zurück.