Verletzter Hirte wegen Terrorvorwürfen inhaftiert

In der Nähe des nordkurdischen Dorfes Sêgirkê eröffneten türkische Soldaten und Dorfschützer das Feuer auf einen Hirten. Nach Abschluss seiner medizinischen Behandlung wurde der verletzte Hirte inhaftiert.

Am 23. Oktober ist der Vater dreier Kinder und Hirte Kokel Babat (38) im Gebiet Çemê Hêstira in der Nähe des Dorfes Sêgirkê (Şenoba) in der nordkurdischen Provinz Şirnex (Şırnak) durch Schüsse aus den Waffen von Soldaten und Dorfschützern verletzt worden. Türkische Militäreinheiten waren gerade zu einer Operation in die Region ausgerückt. Der Verletzte wurde nach einer medizinischen Behandlung zum Gericht in Şirnex gebracht. In seiner über Videoschaltung an den Bereitschaftsrichter übertragenen Aussage betonte Babat, dass er Zivilist und bei den Dorfbewohner*innen bekannt sei; er sei Hirte und lebe von der Viehzucht. Dennoch erklärte das Gericht, es bestehe ein „erhärteter Verdacht“, verschiedene Straftatbestände erfüllt zu haben: „Die Einheit und Integrität des Staates stören“, „Mitgliedschaft in einer [verbotenen] Vereinigung“ und „Körperverletzung“. Mit dieser Begründung ordnete das Gericht seine Inhaftierung an.

Nach der Gerichtsentscheidung wurde Babat mit einem Krankenwagen zur Kontrolle ins staatliche Krankenhaus von Şırnak und danach – ebenfalls mit dem Krankenwagen – in das Typ-T-Gefängnis Şırnak überstellt.

Was war passiert?

In einer offiziellen Erklärung wurde Babat in der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu als am 23. Oktober festgenommener „PKKler“ dargestellt. In der Meldung wird behauptet, Babat sei eine der Personen, die im vergangenen Jahr den Dorfschützerführer Mehmet Paksoy erschossen hätten. Der Bruder des Inhaftierten Tamer Babat erklärte dazu gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya: „Sie wissen, dass er aus dem Dorf kommt und Familie hat. Er hatte keine Waffen und arbeitete als Hirte.“

Erst gestern ist ein Zivilist in Nordkurdistan von Dorfschützern getötet worden.