Der Vergewaltiger der 18-jährigen Ipek E., die vergangene Woche an den Folgen eines Suizidversuchs in einem Krankenhaus in Êlih (türk. Batman) verstorben ist, ist bei der zuständigen Staatsanwaltschaft wegen Verleitung zur Selbsttötung angezeigt worden. Das meldet die in Nordkurdistan ansässige Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA). Die Erstatter*innen der Anzeige gegen Musa Orhan, Stabsunteroffizier bei der türkischen Armee, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt, sind die Eltern der jungen Frau. Sie werden von insgesamt elf Anwältinnen und Anwälten betreut.
Ipek E. hatte am 16. Juli in Qubîn (Beşiri) bei Êlih versucht, sich das Leben zu nehmen. In einem Abschiedsbrief hatte sie mitgeteilt, dass sie von Musa Orhan über mehrere Tage gefangen gehalten, unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht wurde.
Ipek E.
Der Täter, ein bekennender Anhänger der rechtsextremen „Grauen Wölfe“, war zunächst nur kurz festgenommen und wegen fehlender Fluchtgefahr wieder laufengelassen worden, obwohl die Vergewaltigung durch eine gerichtsmedizinische Untersuchung bestätigt wurde. Erst nach heftigen Protesten nach dem Tod von Ipek R. wurde er verhaftet. Sollte Musa Orhan wegen Suizidförderung gemäß Artikel 84/2 TCK (Türkisches Strafgesetzbuch) verurteilt werden, drohen ihm zwischen vier und zehn Jahre Freiheitsstrafe.
Auf eine weitere Anzeige, allerdings gegen die türkischen Sicherheitsbehörden in Êlih, bereiten sich die HDP-Abgeordneten Remziye Tosun, Semra Güzel und Sıddık Taş sowie einige Akteur*innen der Zivilgesellschaft vor. Ihnen war letzte Woche der Zutritt zum Asri-Friedhof und somit die Teilnahme an der Beerdigung von Ipek R. verweigert worden.