Verbote des türkischen Staats erreichen Stadtzentrum von Colemêrg

Nachdem das türkische Militär bereits ländliche Gebiete im Umland von Colemêrg zu Sicherheitszonen deklariert hat, ist nun auch das Stadtzentrum hiervon betroffen.

Auch wenn die AKP-Regierung offiziell den Ausnahmezustand aufgehoben hat, herrscht er in Nordkurdistan de facto weiter vor. So sind in Colemêrg (Hakkari) Hunderte Weide- und Ackerflächen zu Sicherheitszonen deklariert worden. Die Bevölkerung, die von der Landwirtschaft und Viehzucht lebt, muss regelmäßig langwierige Kontrollen über sich ergehen lassen, um in diese Gebiete zu gelangen. Allein in den Bezirken Çelê (Çukurca), Şemzînan (Şemdinli) und Gever (Yüksekova) wurden 30 Gebiete für den Zeitraum zwischen dem 6. und dem 20. September zu Sondersicherheitszonen deklariert. Auf diesem Wege wird den Menschen aus den Gebieten eine ihrer wenigen Einnahmequellen genommen.

Auch der Grenzhandel mit Süd- und Ostkurdistan ist in der Region zum Erliegen gekommen, weil der türkische Staat die Grenzübergänge in den Irak und Iran für die Bevölkerung dicht gemacht hat. Lediglich AKP-Mitgliedern und den Militärs wird der Grenzhandel gestattet.

Die Verbote weiten sich auf das Stadtzentrum aus

Doch die alltägliche Schikane des türkischen Militärs gegen die Bevölkerung Colemêrgs nimmt auch damit kein Ende. Um das wirtschaftliche Embargo zu komplementieren, versuchen die staatlichen Kräfte nun auch die Verbindung zwischen dem Stadtzentrum von Colemêrg mit seinem Umland zu kappen. Der Zugang zu vielen Stadtbezirken wurde durch Barrikaden und Steinfelsen auf den Zufahrtsstraßen unterbunden. In die Stadtbezirke werden nur Menschen gelassen, die dort wohnen. Kontrolliert werden die Zugänge von Dorfschützer und Soldaten.

Der gesamte Kern von Colemêrg ist mittlerweile umgeben von militärischen Überwachungspunkten. Die Bevölkerung wird Tag und Nacht Ausweiskontrollen ausgesetzt. Der Alltag in der Stadt gleicht einem Ausnahmezustand.