Seit über einer Woche dauert der Widerstand in Heftanîn an. Jeder dieser vergangenen acht Tage war so intensiv, dass man Romane, Gedichte und Lieder darüber schreiben könnte. Die Heftigkeit der Angriffe wird mit jedem neuen Tag übertroffen. Es finden ohne Unterbrechung Aufklärungsflüge statt. Gegen Abend beginnt der Einsatz der Kampfbomber und nach kurzer Unterbrechung kommen die Hubschrauber. Danach fliegen wieder bis zum Morgen Kampfjets. Auch tagsüber bleibt es nicht ruhig, vor allem an den Tagen, wenn die Guerilla Aktionen macht. Es finden fast täglich Aktionen statt, an jedem Tag kommt es zu Gefechten zwischen den kolonialistischen Kräften und der Guerilla. Die Kämpfe finden auf engem Raum statt und greifen aufeinander über. Die Einschläge von Haubitzen und Granaten zähle ich nicht mit, weil sie zur Routine geworden sind. Auch während ich diese Zeilen schreibe, findet ein heftiger Angriff statt, Cobra-Hubschrauber führen einen Dauerbeschuss durch.
Die Augen der Kämpferinnen und Kämpfer sind wie Flammen, aber sie bewegen sich trotz ihres jungen Alters ruhig und professionell. Das gibt allen Kraft. Sie fallen nicht auf die Provokationen und die Propaganda des türkischen Staates herein. Sie sind voller Moral und strahlen eine Energie aus, die sich aufgrund ihrer gleichzeitigen Ruhe schwer beschreiben lässt. Ich treffe auf eine Kämpferin der YJA-Star, die ihre Gefühle mit einem Gedicht von Nazim Hikmet zum Ausdruck bringt: „Wie sollte ich nicht wütend sein, wenn meine Heimat unter den Füßen einer Handvoll Dahergelaufener erdrückt wird…“
Unerschütterliche Willensstärke
Dass die Guerilla ununterbrochen gegen eine derart weit entwickelte Waffentechnologie ankämpft, ist ein Beispiel großen Heldenmuts. In der Geschichte Kurdistans gibt es viele Heldenepen. Zweifellos gehört auch der Widerstand von Heftanîn dazu. Seit ich in Heftanîn bin, habe ich gesehen, dass die Angriffe des faschistischen türkischen Staates nicht nur den Menschen Kurdistans gelten. Es geht um eine unbändige Rache, die sich mit einem historischen Hass gegen die Berge, die Steine, den Boden richtet. Warum sonst sollte ein winziges Gebiet in einer einzigen Nacht bis zu zwanzig Mal von Kampfflugzeugen bombardiert und anschließend von Cobras durchsiebt werden? Ein, zwei oder drei Mal reichen nicht aus, um den Hass gegen Kurdistan und alles, was dazu gehört, zu befriedigen. Aus klassischer Sicht könnte man davon ausgehen, dass es sich um eine Machtdemonstration handelt. Aber nach meinen Beobachtungen und dem, was hier diskutiert wird, ist es ein Ausdruck der Wut darüber, dass trotz überlegener Waffentechnologie der Widerstand der Guerilla auf einem Berggipfel nicht gebrochen werden kann. Es ist die Wut, dass die Kurden trotz jahrelanger Grausamkeit nicht besiegt worden sind. Es ist die Enttäuschung, dass der Vernichtungsplan nicht aufgegangen ist. Jeder Widerstand in Kurdistan ist eine Lektion für den türkischen Staat. Dass dem türkischen Staat auch hier eine Lektion von historischem Ausmaß erteilt wird, können vor allem die Kämpferinnen und Kämpfer in Heftanîn beurteilen. Bei der Lektion der vergangenen acht Tage geht es um eine unerschütterliche Willensstärke.
Der Kampf um Würde wird Geschichte schreiben
Was die jungen und überzeugten Kämpferinnen und Kämpfer antreibt, ist ihr unerschütterlicher Wille. In ihren Herzen tragen sie die große Liebe zu ihrem Land.
Aus den Augen der Kämpferinnen und Kämpfer spricht die große Wut gegen die Besatzung und die Mächte, die den Besatzern den Weg freimachen. Mit übermenschlicher Anstrengung versuchen sie den türkischen Staat aufzuhalten. Es ist ein Kampf um Leben und Tod. Die Atmosphäre hier ist zutiefst beeindruckend. Auf der einen Seite die ununterbrochenen Angriffe, auf der anderen Seite die wütenden und gleichzeitig so ruhig agierenden Guerillakämpfer*innen. In der Zukunft wird mit großem Stolz über sie gesprochen werden, denn sie verteidigen die Würde des Volkes und verschönern das Leben mit ihrem Widerstand.