Türkei schickt Dschihadistensöldner in Medya-Verteidigungsgebiete

In Hotels in der nordkurdischen Stadt Wan sind Hunderte dschihadistische Söldner einquartiert worden. Sie werden von dort in Bussen nach Colemêrg gebracht, von wo aus sie in die Medya-Verteidigungsgebiete in den Krieg geschickt werden.

Die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten steckt fest. Trotz Unterstützung der südkurdischen PDK hatte die türkische Armee nach Guerillaangaben weit über 2.000 Verluste allein in den ersten sechs Monaten des Angriffs zu verzeichnen. Jeden Tag sterben weitere Soldaten und Dorfschützer bei Aktionen der Guerilla. Nun bringt die türkische Armee eine internationale Soldateska, ähnlich wie in Syrien und Rojava, in Anschlag.

Lebende Schutzschilde für Dschihadisten

Wie Beobachter:innen melden, sind die Hotels in der nordkurdischen Stadt Wan mit dschihadistischen Söldnern, insbesondere aus Syrien und Zentralasien, überfüllt. Sie werden von dort nach Colemêrg (tr. Hakkari) gebracht. Für den Transport der Söldner werden offenbar zivile Reisebusse verschiedener Privatunternehmen eingesetzt. In den Bussen fahren auch zivile Reisende mit. Sie werden so de facto als lebende Schutzschilde gegen Guerillaaktionen eingesetzt. In Colemêrg werden sie zu den Militärbasen und von dort an die Fronten gebracht. Diese Tatsachen konnten nun von eine:r Augenzeug:in bestätigt werden.

Fahrzeug wurde an keinem Kontrollpunkt gestoppt

Die Person, deren Namen aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden kann, äußerte gegenüber ANF: „Ich reiste von Van nach Hakkari, wo mich der private Shuttle-Service abholte und vor ein Hotel brachte. Ich habe hier etwa eine Stunde gewartet, es war noch ein anderer Fahrgast dabei. Wir fragten den Fahrer, warum wir hierhergekommen seien, wir hätten schon vor einer Stunde losfahren sollen, und er sagte: ‚Tut uns leid, wenn Sie wollen, können wir Ihnen den Fahrpreis erstatten und Sie kostenlos nach Hakkari bringen.‘“

Weiter gab die Quelle an, dass etwa 15 Personen nach einer Stunde aus dem Hotel kamen: „Alle diese Leute waren jung und hatten es eilig, in den Bus zu kommen. Ihr Alter lag zwischen 18 und 25 Jahren. Alle diese Personen waren ausländische Staatsangehörige. Während der Reise sprachen sie nicht miteinander. Normalerweise gibt es viele Kontrollpunkte entlang der Straße von Van nach Hakkari. An diesen Kontrollpunkten wird jedes Fahrzeug gestoppt und durchsucht, aber wir passierten jeden Kontrollpunkt ohne anzuhalten.“ Offenbar waren die Kontrollpunkte zuvor instruiert worden.

Sie wurden zum Kämpfen dorthin gebracht“

Die Zeugenperson berichtet von der Ankunft in Colemêrg: „Als wir im Stadtzentrum ankamen, stiegen wir aus dem Fahrzeug aus, aber der Shuttlebus mit den Ausländern an Bord fuhr weiter in Richtung Fatih und zum Kommando der Bergtruppen von Hakkari. Ich kenne viele Leute, die schon einmal Zeugen ähnlicher Vorfälle waren. Es gab Gerüchte darüber, aber ich habe es persönlich miterlebt. Es war offensichtlich, dass sie diese Leute zum Kämpfen dorthin gebracht wurden.“