Türkische Luftwaffe bombardiert Mawet

Die türkische Luftwaffe hat in zwei Angriffswellen die Gemeinde Mawet nördlich von Silêmanî bombardiert. Infolge der Luftschläge ist ein Waldbrand auf dem Berg Balose ausgebrochen, der nicht gelöscht werden kann.

Türkische Kampfflugzeuge haben am Freitag in zwei Angriffswellen die Gemeinde Mawet in Südkurdistan bombardiert. Menschen sollen dabei nicht zu Schaden gekommen sein, allerdings wurde durch die Luftschläge ein großer Waldbrand auf dem Berg Balose entzündet, der nicht gelöscht werden kann. Der Zugang in das Gebirge ist nur schwer erreichbar.

Nach Angaben des Ortsvorstehers von Mawet, Kamran Hesen, ereigneten sich die Luftangriffe um etwa 13.30 Uhr Ortszeit (12.30 Uhr MEZ). Die Bomben wurden im direkten Umland des Dorfes Qamiş abgeworfen. Mawet gehört verwaltungstechnisch zu Şarbajêr und liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Silêmanî. Am Dienstag war dieselbe Region von türkischen Kampfdrohnen angegriffen worden.

Video: RojNews

In der Nacht zum 15. Juni hat die Türkei eine Luftlande- und Bodeninvasion in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak begonnen. Die türkische Regierung beruft sich dabei auf das Selbstverteidigungsrecht und spricht davon, die PKK sowie PKK-nahe Gruppen zu bekämpfen. Die PKK-Präsenz ist ähnlich wie in Nordsyrien jedoch nur ein Vorwand. Die Türkei verfolgt klar das Ziel, ihre Grenze zu erweitern und irakisches Territorium dem eigenen Staatsgebiet einzuverleiben.

Den Auftakt der Invasion bildeten Luftangriffe auf das Flüchtlingslager Mexmûr und die ezidische Şengal-Region. Seitdem werden nahezu täglich zivile Siedlungsgebiete in Südkurdistan bombardiert, mehrere Zivilisten sind bereits getötet und verletzt worden. Zuletzt wurde vergangene Woche die Zivilistin Zozan Qadir schwer verletzt, als die türkische Armee Granaten auf eine Gruppe von Menschen abfeuerte, die zum Sammeln von Kräutern aus dem Gebiet Deşta Hertê zum Berg Şekîf unterwegs war. Vier weitere Personen erlitten bei dem Angriff leichte Verletzungen. Der Beschuss erfolgte von einem Berggipfel in Xakurke.

Karte von Mawet

Wenige Tage vor dem Vorfall am Şekîf kamen in der Kleinstadt Bamernê im Distrikt Dihok zwei Zivilisten bei einem türkischen Luftangriff ums Leben. Seit Beginn der türkischen Invasion wurden zudem zahlreiche Dörfer im irakisch-türkischen Grenzgebiet entvölkert. Darunter befinden sich auch über 30 christliche Ortschaften. Laut den „Christian Peacemaker Teams“ sind seit 2015 mindestens 85 Zivilistinnen und Zivilisten bei türkischen Angriffen auf Südkurdistan getötet worden. Von den 85 Todesopfern gehen 15 auf die ersten sechs Monaten des Jahres 2020 zurück.