Bei den Protesten gegen die türkische Militärpräsenz und Luftangriffe in Südkurdistan sind am Samstag zwei Menschen ums Leben gekommen, darunter auch ein Minderjähriger. Mindestens sechs weitere Personen wurden bei dem Beschuss türkischer Soldaten verletzt, zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr.
Zu dem Aufstand war es in der Gemeinde Şîladizê (Shiladze) nahe der Stadt Amêdî/Amediye im Gouvernement Dihok gekommen. Zivilist*innen stürmten dort die türkische Militärbasis Sire und setzten alle Fahrzeuge, Munitionslager und Rüstungsgut in Brand, unter anderem auch deutsches Militärgerät. Die Luftwaffe der Türkei fliegt nahezu täglich Angriffe auf die Region. Betroffen sind neben den Medya-Verteidigungsgebieten unter Kontrolle der Guerilla auch zivile Siedlungsgebiete. Erst am Mittwoch starben vier junge Männer bei türkischen Luftschlägen in der nahegelegenen Gemeinde Deralok. Im benachbarten Hetutê wurden am Freitag die Leichen von zwei Zivilisten entdeckt, die wenige Tage zuvor einen türkischen Luftangriff nicht überlebten. In den letzten drei Jahren sind allein in der Region Amêdî 23 Zivilisten bei gezielten Angriffen der türkischen Armee ums Leben gekommen.
Das Gouvernement Dihok wird von der PDK (Demokratische Partei Kurdistans) kontrolliert. Noch während Kampfjets der türkischen Luftwaffe im Tiefflug über den Demonstranten in Şîladizê kreisten, gab die Autonomieregierung (KRG) eine Erklärung ab, in der sie ihre „Besorgnis und Trauer über die Opfer bei dem Vorfall“ zum Ausdruck brachte. Es seien „Unruhestifter“, die hinter den Protesten stecken würden, so die KRG mit Verweis auf die PKK. Die „Randalierer” und solche, die hinter ihnen stünden, werde man „bestrafen”, hieß es weiter.
Etwa zeitgleich äußerte sich das türkische Verteidigungsministerium in Ankara und beschuldigte ebenfalls die PKK, verantwortlich für die Proteste zu sein. Mehrere NRT-Reporter, die seit dem Ausbruch der Proteste live aus Şîladizê berichteten, wurden vom Asayisch der PDK verschleppt und über mehrere Stunden in der Zentrale in Dihok festgehalten. Außerdem soll ihr Equipment beschlagnahmt worden sein.
Die getöteten Zivilisten werden im Laufe des Tages beigesetzt. In den sozialen Medien wurden Aufnahmen des Moments verbreitet, in dem eines der Todesopfer - der 13-jährige Hussain Rekani - von dem Beschuss türkischer Militärs getroffen wird.