Militäroperationen in Kurdistan
Die laufenden Militäroperationen in den kurdischen Gebieten in der Türkei erinnern an die „Politik der verbrannten Erde“ aus den 1990er Jahren, als Tausende Dörfer zerstört und die Bewohner:innen vertrieben wurden. Im Landkreis Kercews (tr. Gercüş, Provinz Êlih/Batman) fand vom 22. Juni bis 6. Juli ein Militäreinsatz gegen die Guerilla statt, das Dorf Bilêxşê wurde tagelang belagert und schließlich von Soldaten gestürmt. Die Bewohner:innen mussten sich in der Moschee einfinden, danach wurden ihre Häuser durchsucht. Elf Personen wurden geschlagen und festgenommen, auch in Êlih kam es zu drei Festnahmen. Die Festgenommenen wurden nach einem Verhör wieder freigelassen.
Wochenlange Bombardierung
Der DEM-Politiker Mustafa Mesut Tekik hat Bilêxşê nach der Aufhebung der Belagerung besucht. Tekik ist Ko-Vorsitzender des DEM-Provinzverbands in Êlih und wurde sechsmal von Militärs auf dem Weg in das Dorf aufgehalten. „Als Delegation der DEM-Partei haben wir sofort versucht, in das betroffene Gebiet zu kommen. Wir haben es etliche Male versucht. Der Wald brannte, und wir wollten etwas unternehmen, aber das Löschen wurde verboten. Die Menschen im Dorf wollten, dass wir kommen. Das Feuer hatte sich bis zu den Häusern ausgebreitet, die Umgebung wurde von Kampfjets und Hubschraubern bombardiert und es waren ständig Schüsse und Explosionen zu hören. Dann wurden auch noch Häuser gestürmt und Menschen festgenommen.“
„Die Menschen sind psychisch am Ende“
Als die DEM-Delegation im Dorf ankam, war es leer, erzählte Tekik: „Zweihundert Meter vor dem Dorf soll es zu einem Gefecht gekommen sein. Das Feuer wurde schließlich durch den Regen gelöscht. Andernfalls hätte es noch schlimmer kommen können. Die Menschen sind psychisch am Ende. Sie waren tagelang der Bombardierung ausgesetzt, haben Tote gesehen, durften das Haus nicht verlassen und konnten auch gesundheitlich nicht versorgt werden. Die früher erlittenen Traumata kommen wieder. In diesem Gebiet haben in den 1990er Jahren heftige Gefechte stattgefunden. Die Menschen brauchen Solidarität, sie erleben eine Retraumatisierung. Wir stehen an der Seite der Bevölkerung und verurteilen die stattfindende Unterdrückung.“
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