Teilnehmer der Trauergemeinde von Aysel Doğan verhaftet

In Dersim wurde ein Teilnehmer der Trauergemeinde von Aysel Doğan wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt verhaftet. Zuvor war er bei der mit Tränengas und Wasserwerfern von der Polizei angegriffenen Verabschiedung der Politikerin verletzt worden.

In Dersim ist ein Teilnehmer der Trauergemeinde von Aysel Doğan verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft in der nordkurdischen Provinz wirft Mazlum Coşkun vor, Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet zu haben. Die vermeintliche Straftat soll sich am Samstag zugetragen haben, als der Durchlass eines Konvois mit dem Leichenwagen der kurdischen Politikerin auf dem Weg nach Dersim von türkischen Sicherheitskräften unterbunden wurde. Angeblich hätte sich Coşkun unter Anwendung von Gewalt seiner Festnahme widersetzt. Ob Anklage gegen ihn erhoben wird, muss noch entschieden werden.

Die Polizei war mit Wasserwerfern gegen die Trauergäste vorgegangen, die an der Beerdigung von Aysel Doğan teilnehmen wollten. Auch wurden Tränengaspatronen auf die Menge abgefeuert. Mehrere Menschen wurden in der Folge verletzt, darunter der HDP-Abgeordnete Alican Önlü, der Lokalreporter Ozan Yıldırım und auch Mazlum Coşkun selbst. Mit ihm zusammen waren auch die Ko-Sprecherin der Partei der Grünen und linken Zukunft, Suna Çelik, der HDP-Politiker Bülent Buluç sowie Ali Hıdır Özgen festgenommen worden. Nach einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft wurden sie noch im Laufe des Tages wieder freigelassen.

Aysel Doğan war vergangene Woche nach einem langjährigen Krebsleiden in einem Kölner Krankenhaus verstorben. Die 1953 geborene Kurdin kandidierte 1991 als unabhängige Politikerin in Dersim für einen Sitz im türkischen Parlament. Obwohl sie die meisten Stimmen in der Region erhielt, scheiterte ihr Werdegang als Abgeordnete am Wahlgesetz. Als sie bald darauf ins Visier des JITEM geriet und Morddrohungen erhielt, verließ sie die Türkei und ging nach Deutschland. 1999 reiste Aysel Doğan im Zuge des von Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali angeregten Prozesses für den Beginn von Friedensverhandlungen als Mitglied der Friedensgruppe aus Europa in die Türkei. Bei der Einreise wurde sie verhaftet und zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

2011 wurde Aysel Doğan im Rahmen der „KCK-Operationen“ erneut verhaftet und zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Insgesamt verbrachte sie 17 Jahre ihres Lebens hinter Gittern. Ihre Beerdigung war geprägt von staatlicher Repression und Schikane. Die Polizei ging gleich mehrfach gegen die Trauergemeinde vor und verschleppte sogar den Leichenwagen. Am Ende konnte die Politikerin nur von ihren engsten Familienmitgliedern unter einer Polizeiblockade beigesetzt werden.