Seit fünf Tagen versucht die türkische Armee, die Region Xakurke (Soran) einzunehmen. Die Region ist bereits seit zwei Jahren immer wieder zum Ziel solcher Invasionsversuche geworden. Zuletzt richtete die türkische Armee ihre Anstrengungen auf einen hohen Berg in der Region, den sogenannten „Şekîf-Berg“. Mit der Mobilisierung der Besatzungstruppen leitete die HPG- und YJA-Star-Guerilla ebenfalls eine Offensive ein, in deren Rahmen es in Şehîd Derwêş, Şehîd Botan, Şehid Şahan, Arê und Lêlîkan zu heftigen Gefechten kam. Die türkische Armee wurde nach Angaben aus der Region vom Jäger zum Gejagten. Die Guerilla beantwortet die Invasion mit verschiedenen Taktiken. Sie agiert in Kleingruppen, führt Sabotageaktionen, Attentate, Infiltrationen durch und stürmt Stellungen. Dabei wurden Dutzende türkische Soldaten getötet.
Zuletzt wurden am Tepê Şehîd Derwêş von schwer und leicht bewaffneten Guerillaeinheiten Maschinengewehr- und DSchK-Geschützstellungen der türkischen Armee überrannt und vernichtet. Dabei wurden viele Soldaten getötet und verletzt. Seit zwei Jahren versucht die Türkei vergebens, die Region zu erobern. Die Regierung scheint mit einem neuen großen Krieg die Bevölkerung von ihrer Wahlniederlage und den massiven inneren Problemen ablenken zu wollen. Eine altbewährte Strategie, die sich aber mit einem Scheitern des Angriffs auf Xakurke leicht ins Gegenteil verkehren könnte.
Die türkische Armee kann am Boden nicht vorrücken und beschränkt sich daher im Moment darauf, Berggipfel aus der Luft zu bombardieren. Sie scheint daher vor allem auch auf Bodentruppen in Form von PDK-Peschmerga gegen die kurdische Freiheitsbewegung setzen zu wollen. In dem Wissen, dass die PKK, um einen neuen „Bruderkrieg“ zu verhindern, zögern wird gegen die PDK vorzugehen, versuchen die Peschmerga nun die Berbizînê-Schlucht und das Gebiet Girê Hacer in Xakurke, beides strategisch wichtige Gebiete unter Kontrolle der Guerilla, zur „Unterstützung“ der türkischen Armee zu besetzen. Gestern rückte ein Konvoi von dreißig Fahrzeugen mit Peschmerga in diese Richtung vor. Die Guerillakommandant*innen, mit denen ANF zu diesem Thema gesprochen hat, erklärten allerdings: „Welche Kraft es auch immer sein mag, in welchem Namen sie auch kommt, ist egal, wir werden eine solche Besetzung niemals erlauben.“
Diese Operation scheint eine ernstgemeinte Provokation darzustellen. Die Bevölkerung der Region nimmt dies deutlich wahr und protestiert. Erst gestern wurden im Dorf Xelîfan dreißig Schafe und Ziegen von türkischen Bomben getötet. Die Bevölkerung forderte die Regionalregierung auf, ihre Rechte zu verteidigen und sich gegen die Besatzung zu stellen. Auch wurden die UN, die USA, die EU und der Irak aufgerufen, etwas gegen diese andauernden Angriffe zu unternehmen.