Seit dem Jahr 2007 bombardiert die türkische Luftwaffe immer wieder die Dörfer in der Region Binarê Qendîl. Nach einem Bericht der Gemeindeverwaltung wurden seitdem 25 Menschen bei türkischen Angriffen getötet und Dutzende verletzt. Nach den Angriffen erfolgt immer die gleiche Reaktion der südkurdischen PDK-Regierung, es heißt: „Die türkischen Flugzeuge greifen nur die PKK-Guerilla an.“ Die Realität vor Ort straft solche Erklärungen allerdings Lügen. Es gibt bisher keine Untersuchung des südkurdischen oder irakischen Parlaments zu den Angriffen. Die Menschen in Binarê Qendîl sehen eine enge Verbindung zwischen der Kollaboration der PDK-Regierung mit der Türkei und dem auf 50 Jahre geschlossenen Ölabkommen mit der Türkei, dessen Inhalt weitgehend geheim ist.
Muhammed Mavnani lebt im Dorf Balayan. Durch die Luftangriffe der türkischen Armee wurden dort Gärten und Häuser in Ruinen verwandelt. Mavnavi reagiert scharf auf die Behauptungen der südkurdischen Regierung, die Angriffe richteten sich nur gegen die PKK: „Sollen sie kommen und sich die Region anschauen. Gibt es hier eine PKK-Basis oder PKK-Kräfte? Es ist einfach nicht richtig zu behaupten, der türkische Staat greife nur die PKK an. Die bombardierten Gebieten haben nichts mit der PKK zu tun. Unsere Häuser sind zerstört, aber bisher hat uns niemand unterstützt. Aufgrund der Bombardierungen können wir auch nicht in unseren Gärten arbeiten. Die Kriegsflugzeuge haben unsere Weinberge und Gärten zerstört.“
„Der türkische Staat will ganz Südkurdistan“
2018 wurden bei einem Luftangriff im Dorf Serkan vier Studierende getötet. Die vier Medizinstudenten hatten nichts mit der PKK zu tun. Resul Qadir stammt aus Serkan und berichtet, das Dorf werde seit 2015 bombardiert. „Das Haus, das 2018 bombardiert wurde, gehörte meinem Cousin. Einer der vier getöteten jungen Menschen war mein Cousin. Sie waren alle gerade mit der Universität fertig. In der Region gibt es keine PKK, und es wird nicht wegen der PKK bombardiert. Es geht darum, ganz Südkurdistan zu besetzen“, erklärt er.
„Kollaborateure haben unser Land ruiniert“
Der Dorfbewohner Qadir Hemed kritisiert die südkurdische Regierung: „Hier ist nicht die Türkei. Diejenigen, die mit dem türkischen Staat kollaborieren, haben unser Land ruiniert. Alle Einkünfte fließen in die Türkei ab und die Türkei greift unsere Häuser mit Panzern, Artillerie und Flugzeugen an. Der türkische Staat kauft mit unserem Einkommen und unserem Öl Waffen aus anderen Ländern und bombardiert uns. Die Regierung schweigt, um ihr Ölabkommen mit der Türkei nicht zu gefährden.”
„Alle Kurden werden als Feinde betrachtet“
Ayşe Resul hat ihren Mann 1987 im Kampf gegen das irakische Baath-Regime verloren. Sie sagt: „Der türkische Staat tötet niemanden aus Versehen. Das sind ganz gezielte Angriffe. In Zergelê, Kortek, Bradost und Şîladizê wurden die Zivilisten nicht aus ‚Versehen‘ umgebracht. Es ist der Türkei nicht wichtig wen sie tötet, es ist ihr nur wichtig, dass es Kurden sind. Die Regionalregierung Kurdistans behauptet, dass türkische Kampfflugzeuge nicht auf Zivilisten zielen. Sie sagt sogar, dass es keine Opfer oder Verletzte geben würde. Aber alle wissen, dass dieses Gebiet bombardiert wird. Beobachter können kommen und sich die bombardierten Orte ansehen.“