Die Invasion des türkischen Staates in Heftanîn ist Teil des Gesamtkonzepts für die Besatzung Südkurdistans. Mit seiner neoosmanischen Expansionspolitik will er den gesamten Süden und Rojava besetzen und annektieren. Weil er die PKK als größtes Hindernis dabei sieht, greift er sie mit ganzer Kraft an. Dahinter steht die Überzeugung, dass er seine mörderische und imperialistische Politik mit Leichtigkeit umsetzen kann, wenn die PKK ausgelöscht ist.
Die Regierung Südkurdistans betrachtet den türkischen Staat mit einem Scheuklappenblick und zeigt keinerlei Liebe zum eigenen Land. Alle Äußerungen und ihr gesamtes Handeln sind darauf angelegt, die türkischen Besatzungsangriffe zu legitimieren. Vor allem die Verlautbarungen des Präsidenten der Autonomieregion Kurdistan, Neçirvan Barzani, und weiterer PDK-Politiker verschaffen der Besatzung Legitimation und ermutigen die Besatzer. Wenn die PDK-Politiker davon sprechen, dass die PKK die Ursache für die Angriffe der Türkei ist, stellt sich unweigerlich die Frage, ob es ein geheimes Abkommen zur Besatzung und Annexion Südkurdistans zwischen dem türkischen Staat und der PDK gibt.
Vor wenigen Tagen hat Neçirvan Barzani erneut eine derartige Erklärung abgegeben und die Existenz der PKK als Problem bezeichnet. In den vergangenen Jahren hat derselbe Barzani mehrfach Äußerungen von sich gegeben, mit denen die Besatzungsangriffe auf Südkurdistan und Rojava legitimiert und normalisiert worden sind. Die dahinter stehende Denkweise ist nicht anders als die auf Verleugnung und Vernichtung basierende Denkweise, die sich auf das Motto stützt: „Der beste Kurde ist ein toter Kurde, der nicht einmal das Recht auf ein Grab hat.“ Dass Neçirvan Barzani es sich zur Gewohnheit gemacht hat, dieselben Sätze wie die kolonialistische und völkermörderische türkische Herrscherklasse – der Hauptfeind des kurdischen Volkes – zu formulieren, weist auf die dahinter stehenden Verhandlungen hin und sollte unserem Volk zu denken geben.
Welche Berechnungen stecken dahinter, dass Südkurdistan so offen an die Türkei verschleudert wird? Mit der Unterstützung der PDK sind Hunderte Dörfer in Südkurdistan vom türkischen Staat besetzt worden. Die Republik Türkei hat über zwanzig Militärstützpunkte und Dutzende MIT-Zentralen in Südkurdistan errichtet.
Vor Beginn der Besatzungsoperation in Heftanîn hat eine weitere aufsehenerregende Entwicklung stattgefunden. Die PDK hat die Roj-Peschmerga, eine von der türkischen Spezialkriegsabteilung ausgebildete Konterkraft, an der Grenze zwischen Südkurdistan und Westkurdistan stationiert. Zwischen Başûr und Rojava wurde Stacheldraht gezogen, die gesamte Grenze wird mit Flutlicht beleuchtet. Es wurden Thermalkameras installiert und der Übergang komplett geschlossen. Zwischen diesen Bewegungen im Grenzgebiet und dem installierten Sicherheitssystem besteht zweifellos ein Zusammenhang mit der Invasion in Südkurdistan. Die Vorbereitungen an der Grenze beschränken sich jedoch nicht auf die Besatzung von Südkurdistan. Vielmehr sieht es so aus, dass im Grenzgebiet eine weitere Invasion in Rojava vorbereitet wird. Offenbar ist den Roj-Peschmerga eine Rolle bei einem neuen Besatzungsangriff auf Rojava zugedacht. Festzuhalten ist, dass diese Konterkraft auch bei dem Angriff auf Şengal vor einigen Jahren eingesetzt worden ist.
Wie kurdisch ist eine Regierung, die ihre Beziehungen zum faschistischen türkischen Staat auf das Niveau gebracht hat, Teil der gegen die Kurden gerichteten Genozid-Politik zu werden? Kann aus dieser Mentalität, die für ihren eigenen Profit bis zum Hals in einer schmutzigen Kollaboration mit dem türkischen Staat steckt, ein einziges wahres Wort über die Kurden und ihre nationalen Werte hervorgehen? Die Liebe zum eigenen Land spricht eine andere Sprache. Eine patriotische Sprache hinterfragt nicht die Existenz einer Bewegung, die für die Existenz und Freiheit des Volkes gegen den grausamsten Feind der Geschichte kämpft, nahezu fünfzigtausend Gefallene und Kriegsversehrte hat, von Millionen Menschen unterstützt wird und sich im Gewissen der Menschheit einen Thron erobert hat. Sie betrachtet die Befreiungsbewegung nicht als illegitim und die türkische Besatzung als legitim. Liebe zum Land bedeutet nicht, die für die Freiheit des Volkes Kämpfenden mit der Sprache des Feindes zu bewerten und den Völkermördern zu applaudieren.
Das Schicksal aller vier Teile Kurdistans ist miteinander verbunden. Und das Schicksal von drei Teilen hängt von Nordkurdistan ab. Ohne eine Lösung der kurdischen Existenz- und Freiheitsfrage in Bakur lassen sich auch die Freiheitsprobleme der Kurdinnen und Kurden in den anderen drei Teilen nicht lösen. Das lässt der türkische Staat als Hauptfeind der Kurden nicht zu.
Wahre Liebe zum Land bedeutet, sich wie die Bevölkerung von Şelâdîze, Silêmanî-Raperîn zu verhalten. Die Bevölkerung Südkurdistans sieht die auf Besatzung und Annexion abzielenden Angriffe des türkischen Staates, und sie leistet Widerstand. Mit der ständig wiederholten Parole „Nieder mit dem türkischen Besatzerstaat und seinen Kollaborateuren“ bringt unser Volk eine tiefe historische Erinnerung zur Sprache und verwandelt sie in Aktion. Ich glaube daran, dass unser Volk überall Widerstand leisten und das genozidale türkische Staatssystem mit der faschistischen Diktatur seiner hyperrassistischen Sprecher Erdoğan und Bahçeli zerschlagen wird.