Zeuge des Dersim-Massakers verstorben

Der Dengbêj-Sänger und Zeuge des Dersim-Massakers von 1938, Silo Qiz, ist im hohen Alter von 104 Jahren im Dorf Milli verstorben.

Silo Qiz, Zeuge des Dersim-Massakers im Jahr 1937/38 und Dengbêj-Sänger, verstarb heute im Alter von 104 Jahren im Dorf Milli. 1938 überlebte er den Massenmord in Dersim nur durch Glück. Die mit deutschem Giftgas und schweren Waffen ausgestatteten türkischen Truppen massakrierten zehntausende alevitische Kurden in der Provinz. Qiz wurde, da er Geige spielten konnte, am Leben gelassen. Die Mordbanden erklärten damals: „Der kann uns noch unterhalten, den bringen wir nicht um.“ So wurde Silo Qiz zum lebenden Zeugen des Genozids. In seinem Dengbêj brachte er die Massaker, aber auch die alevitische Tradition immer wieder in Erinnerung. Das kurdische Volk erzählt in seinen Liedern vom Glück und der Liebe, aber auch von Unterdrückung und Massakern. Diese Lieder sind Teil der Dengbêj-Kultur – einer Form des poetischen Sprechgesangs.

Silo Qiz beherrschte die Geige meisterlich. Er begann bereits im Alter von fünf Jahren von seinem Vater das Instrument zu erlernen. Später begann er auch zu singen. Er brachte Liebe, Leid und Freude in seinen Liedern zum Ausdruck und spielte vor 1938 vor allem auf Hochzeiten. Nach dem Massenmord wurde er mit seiner Musik zu einem Geschichtsbuch der blutigen und kämpferischen Historie Dersims und Kurdistans. Er nahm an Kampagnen gegen die Zerstörung Dersims durch Staudammprojekte teil und engagierte sich trotz seines hohen Alters in vielen Bereichen. Er lebte allein im Dorf Milli in Dersim. Dort soll er morgen beigesetzt werden.