Schüsse auf Cafés in Amed

In kurdischen Städten in der Türkei kommt es zunehmend zu gewalttätigem Auftreten von Islamisten gegen offen gekleidete Frauen. In Amed wurde begleitet von „Allahu Akbar“-Rufen auf Cafés geschossen.

Islamistische Gewalt in Kurdistan

In kurdischen Städten in der Türkei kommt es zunehmend zu gewalttätigem Auftreten von Anhängern der Hüda Par. Die im vergangenen Jahr auf der Liste der AKP mit vier Abgeordneten ins türkische Parlament eingezogene islamistische Partei hat Verbindungen zur kurdischen Hizbullah, die in den 1990er Jahren als paramilitärische Organisation im staatlichen Auftrag Morde in Kurdistan begangen hat.

Die kurdisch-islamistische Bewegung wird von der türkischen Regierung gefördert und macht sich vor allem in Amed (tr. Diyarbakir) bemerkbar. Auf Cafés im Altstadtbezirk Sûr sind am späten Donnerstagabend Schüsse abgefeuert worden. Die drei maskierten Angreifer riefen „Allahu Akbar“ und flüchteten. Bei dem Angriff wurde niemand verletzt, am Tatort wurden hinterher ungefähr dreißig Patronenhülsen gefunden. Am Samstag sind drei Personen im Zusammenhang mit dem Vorfall festgenommen worden.

Wenige Tage zuvor waren die Betreiber der angegriffenen Cafés Karga und Hewş von einer Gruppe Männer bedroht worden. Die mutmaßlichen Hizbulkontras monierten die offene Bekleidung von weiblichen Gästen und drohten mit härteren Maßnahmen, falls sich daran nichts ändere. Einem Geschäftsinhaber in derselben Straße wurde vor einem Monat gedroht, dass sein Lokal niedergebrannt wird. Im Juni ist eine Kulturveranstaltung in einem Park in Amed von einem Mob mit „Allahu Akbar“-Rufen angegriffen worden.

Ein Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen in Amed hat gestern bei einem Besuch der angegriffenen Cafés gegen die zunehmenden Übergriffe protestiert und vor der Gefahr für das friedliche Zusammenleben in der Stadt gewarnt. An dem Solidaritätsbesuch nahmen auch die Ko-Bürgermeister:innen Serra Bucak und Doğan Hatun sowie die DEM-Abgeordnete Adalet Kaya teil. Das Bündnis fordert Ermittlungen durch die Generalstaatsanwaltschaft und präventive Maßnahmen, damit sich derartige Angriffe nicht wiederholen.