Protest gegen Angriff auf Tanzgruppe in Amed

In einem Park in Amed ist eine Kulturveranstaltung von einem Mob mit „Allahu Akbar“-Rufen angegriffen worden. Zivilgesellschaftliche Organisationen sprechen von einem besorgniserregenden Vorfall und fordern effektive Ermittlungen.

Islamistischer Mob attackiert Tanzende

Im Tema-Park in Amed (tr. Diyarbakir) hat ein Mob von rund fünfzig Personen am Sonntag eine Veranstaltung der privaten Tanzschule Swing Amed mit „Allahu Akbar“-Rufen angegriffen. Mehrere Teilnehmende erlitten Verletzungen, zwei von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Die DEM-Abgeordnete Adalet Kaya bezeichnete die Angreifer als reaktionär und faschistisch und erklärte auf X: „Wir stehen zu Swing Amed und stellen uns gegen diejenigen, die die Vielfalt, die Jugend und die Frauen dieser Stadt nicht tolerieren können.“ Abgeordnete der Hüda Par hingegen beschuldigten die Tanzgruppe der „Perversion und Missachtung religiöser Werte“.

Effektive Ermittlungen gegen Tatbeteiligte gefordert

Vor dem Justizgebäude der kurdischen Provinzhauptstadt haben zivilgesellschaftliche Organisationen den Vorfall heute als Angriff gegen den gemeinsamen Lebensraum und die Kultur verurteilt und effektive Ermittlungen gegen die Täter gefordert. An der Kundgebung nahmen unter anderem Vertreterinnen des Frauenvereins Rosa sowie der Anwaltskammervorsitzende Nahit Eren teil. Elif Turan, Sprecherin der Plattform für den Schutz der Stadt, erklärte, Swing Amed veranstalte seit drei Jahren „Jazz-Picknicks“ an verschiedenen Orten in Amed und sei am 9. Juni von einer großen Gruppe verbal und körperlich angegriffen worden.

Intoleranz gegenüber Vielfalt

„Öffentliche Räume sind Orte, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und an denen man sich friedlich versammeln, Veranstaltungen organisieren oder an ihnen teilnehmen und mit anderen Menschen in Kontakt treten kann. Eingriffe und Angriffe auf die kollektive Versammlungsfreiheit an dafür vorgesehenen Orten sind niemals akzeptabel", sagte Turan im Namen der Anwesenden. Der Angriff spiegele die Intoleranz gegenüber der demokratischen Ordnung und der Vielfalt der Bevölkerung von Amed wider und sei besorgniserregend. In der Stadt seien viele Zivilisationen beheimatet, Gemeinschaften mit unterschiedlichen Kulturen, Glaubensrichtungen und Lebensstilen lebten seit Jahrhunderten hier zusammen, betonte Elif Turan: „Dieser hässliche Vorfall beunruhigt uns und sollte uns alle angesichts des Ausmaßes der Schädigung des sozialen Friedens und der Kultur des Zusammenlebens mit großer Sorge erfüllen."

Angriff auf unser Recht, kurze Hosen zu tragen“

Gözde Elit, die Anwältin von Swing Amed, sagte, die Attacke habe sich gegen eine Lebensweise gerichtet: „Es war kein Angriff auf eine bestimmte Tanzgruppe. Es war ein Angriff auf unser Recht, auf die Straße zu gehen und kurze Hosen zu tragen.“ Wie die Rechtsanwältin mitteilte, wurde keiner der Tatbeteiligten festgenommen. Swing Amed habe Strafanzeige gestellt und werde den Behörden Videos als Beweismaterial vorlegen. Das Verfahren werde auch von der örtlichen Anwaltskammer, dem Menschenrechtsverein IHD, der Juristenvereinigung ÖHD und dem Frauenverein Rosa verfolgt.