Sabri Ok: Es geht darum, Süd- und Nordkurdistan zu trennen

Sabri Ok vom Exekutivkomitee der KCK erklärt, das Ziel der aktuellen türkischen Invasion in den südkurdischen Medya-Verteidigungsgebieten sei die Trennung Nord- und Südkurdistans und die Vertreibung der Zivilbevölkerung.

Im Fernsehsender Stêrk-TV hat Sabri Ok vom Exekutivkomitee der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) die aktuellen Entwicklungen in den Medya-Verteidigungsgebieten bewertet. Die seit zwölf Tagen andauernde, großangelegte Invasion in den Medya-Verteidigungsgebiete bezeichnete Ok als Teil des Versuchs, eine „sri-lankische Lösung“ umzusetzen. Damit ist die vollkommene Vernichtung der Freiheitsbewegung nach dem Vorbild des Genozids an der LTTE und der tamilischen Bevölkerung von Tamil Eelam gemeint. Ok weist in diesem Kontext insbesondere auf die massive Bombardierung der Medya-Verteidigungsgebiete und den Einsatz chemischer Waffen durch die Türkei hin. Er erinnerte daran, dass der türkische Regimechef Erdoğan den Angriff auf die Region Gare in den Medya-Verteidigungsgebieten als „gute Nachricht“ angekündigt habe. Diese Attacke endete allerdings im Desaster und nun wolle der türkische Staat mit den Angriffen auf Zap, Metîna und Avaşîn die dramatische Niederlage von Gare ausgleichen.

„Wir hatten bereits vermutet, dass sich der faschistische AKP/MHP-Machtblock nach Gare nicht zufrieden geben und an seinem Vernichtungskonzept festhalten würde. Und wir lagen nicht falsch”, erklärte Ok. „Aktuell führen sie einen umfassenden Angriff auf Zap, Metîna und Avaşîn durch. Ziel dieser Angriffswelle ist es, Nordkurdistan von Südkurdistan zu trennen, die Zivilbevölkerung zu vertreiben und einen Keil in die Medya-Verteidigungsgebiete zu schlagen.“

Internationale Mächte gaben grünes Licht für Angriff

Ok betonte, der Angriff auf die Medya-Verteidigungsgebiete sei mit Zustimmung der internationalen Mächte erfolgt. Er wies besonders auf die Rolle Großbritanniens hin und erinnerte daran, dass schon in den 90er Jahren vor der Umsetzung des Vernichtungskriegskonzepts der damalige Generalstabschef Güreş Großbritannien besucht hatte: „Nach diesem Treffen hatte Güreş erklärt: ‚Wir haben die Erlaubnis erhalten, alles Mögliche gegen die PKK zu unternehmen.‘ Anschließend wurden Tausende, unter ihnen kurdische Unternehmer, Journalisten und Patrioten ermordet. Heute haben sie eine ähnliche Erlaubnis erhalten und sind anschließend zum Angriff übergegangen. Die irakische Regierung hat durch ihr Schweigen ebenfalls zugestimmt. Die südkurdische Regierung und die PDK sind daran sowieso ganz offen beteiligt.“

Türkischer Staat benutzt IS- und Al-Nusra-Mitglieder

Sabri Ok berichtete, dass die Türkei syrische Dschihadisten aus dem IS und al-Nusra als Truppen gegen die Guerilla in Südkurdistan einsetze, und erinnerte an die Worte des türkischen Innenministers Soylu: „Unser Ziel ist das gleiche wie in Syrien. Wir sind gekommen, um im Irak zu bleiben.“ Ok warnte, der türkische Staat plane eine Annexion der angegriffenen Regionen, und betonte: „Irakisches Territorium wird rund um die Uhr bombardiert und die Türkei sagt, sie wolle in der Region bleiben. Aber die irakischen Regierungsverantwortlichen fragen die Türkei nicht, was sie hier verloren habe. In Bezug auf Şengal redet die irakische Regierung immer wieder von der territorialen Integrität, aber warum schweigt der Irak gegenüber der Invasion seines Territoriums? Der türkische Staat wird durch das Schweigen der Regionalmächte ermutigt.”

Die Proteste gegen die Invasion nicht behindern

An die südkurdische Regierung gerichtet sagte Ok: „Die einzige Kraft im Mittleren Osten, die gegen die Angriffe des türkischen Staates Widerstand leisten und kämpfen kann, ist die PKK. Bis zu einem gewissen Punkt ist es verständlich, warum Ihr nicht gegen den türkischen Staat kämpft, aber behindert die südkurdische Bevölkerung nicht bei ihrem Protest gegen die Angriffe. Die Guerilla ist die Versicherung von Südkurdistan, und wir wissen, wie sehr sie vom Volk geliebt wird.“

Kritisiert die verlogene Perspektive eurer Staaten

Ok kritisierte auch die Einstufung der PKK als terroristische Organisation und in diesem Zusammenhang besonders Deutschland und die USA: „An welchen Terroraktionen nimmt unser Volk in Deutschland teil, dass ihr es als terroristisch einstuft? Die USA bezeichnen unsere drei Freunde (Cemil Bayık, Murat Karayılan und Duran Kalkan) als Terroristen. Diese Freunde haben mit ihrem Kampf den IS besiegt. Wenn der IS nicht besiegt worden wäre, wären dann Deutschland, England und die USA in Sicherheit?“

Ok appellierte: „Ich spreche hier die Politiker und Intellektuellen dieser Länder an. Nehmt diese verlogene Perspektive eurer Staaten wahr und kritisiert diese. Die kurdische Frage ist eine internationale Frage, wenn es nicht so wäre, dann hätten wir sie schon Dutzende Male gelöst.“