Rojhilat: Weiter hohe Militärpräsenz in den Städten

In den Städten Ostkurdistans herrscht weiterhin eine hohe Präsenz militärischer Sicherheitskräfte. Das iranische Regime will mit allen Mitteln Gedenkveranstaltungen für die über 500 Toten der „Jin Jiyan Azadî“-Aufstände verhindern.

In Städten in Rojhilat, dem östlichen Teil Kurdistans auf iranischem Staatsgebiet, herrscht weiterhin eine hohe Präsenz militärischer Sicherheitskräfte. Am Wochenende wurden viele Städte mit einem massiven Aufgebot an Einheiten von Polizei, Militär und Revolutionsgarden belagert, um Proteste und Gedenkfeiern am Todestag von Jina Mahsa Amini zu verhindern. Die 22-jährige Kurdin aus Seqiz (Saqqez) war am 16. September 2022 an den Folgen eines staatlichen Femizids in Teheran gestorben. Ihren ersten Todestag wollten Menschen in ihrer Heimatstadt mit einer Trauerfeier an ihrem Grab auf dem Aichi-Friedhof würdigen, doch praktisch die gesamte Stadt befand sich im Belagerungszustand. Der Vater von Jina Mahsa Amini wurde vorübergehend festgenommen, die ganze Familie unter Hausarrest gestellt.

Laut einem Bericht des Kurdischen Menschenrechtsnetzwerks (KHRN) sind militärische Sicherheitskräfte der Islamischen Republik Iran weiterhin mit leichten und halbschweren Waffen an den Zufahrten von Seqiz (Provinz Kordistan) und Bokan (Bukan, Provinz West-Aserbaidschan) stationiert und überwachen die Bewegungen der Zivilbevölkerung genau. In beiden Städten sind Sicherheitskräfte und Sonderpolizeieinheiten nach wie vor in den Straßen und auf den wichtigsten Plätzen präsent.

Bei der Protestwelle nach dem Tod von Jina Amini sind nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen mehr als 500 Demonstrierende von iranischen Regimekräften getötet worden, sieben Männer wurden im Zusammenhang mit den Protesten hingerichtet. Das iranische Regime will das Gedenken an die Toten gewaltsam unterdrücken. So berichtet KHRN, dass die Todestage von Reza Lotfi in Dêwlan (Dehgolan, Provinz Kordestan) und Fereydoun Mahmoudi in Seqiz aufgrund des Drucks der Sicherheitskräfte nicht wie erwartet begangen werden konnten. In Dêwlan blockierten die Islamischen Revolutionsgarden alle Straßen, die zum Friedhof der Stadt führen, und hinderten die Menschen daran, das Grab von Reza Lotfi zu besuchen. Im Luftraum wurden Drohnen gesichtet, die die Umgebung des Hauses des Verstorbenen überwachten. Reza Lotfi und Fereydoun Mahmoudi waren am 19. September 2022 bei den Protesten in Dêwlan und Seqiz von Revolutionsgarden erschossen worden.

Aus anderen Städten gibt es ähnliche Berichte. Die Angehörigen der Todesopfer werden von Behörden und Geheimdienst weiterhin aufgefordert, keine Gedenkveranstaltungen abzuhalten. Aus jeder Familie werden Menschen bei verschiedenen Sicherheitsdiensten vorgeladen oder willkürlich festgenommen und mit allen Mitteln unter Druck gesetzt.