Roboskî-Familien besuchen Leyla Güven

Angehörige von Opfern des Roboskî-Massakers, bei dem vor sieben Jahren 34 junge Männer im Alter zwischen 13 und 38 Jahren bei einem Luftangriff der türkischen Armee ums Leben gekommen sind, haben die hungerstreikende Leyla Güven besucht.

Seit genau 90 Tagen fordert die kurdische Politikerin Leyla Güven mit einem Hungerstreik die Aufhebung der Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan. Begonnen hat Leyla Güven, die HDP-Abgeordnete für die nordkurdische Provinz Colemêrg (Hakkari) und gleichzeitig auch Ko-Vorsitzende des zivilgesellschaftlichen Zusammenschlusses DTK (Demokratischer Gesellschaftskongress) ist, ihren Hungerstreik am 7. November im Gefängnis von Amed (Diyarbakir). Dort saß die Politikerin aufgrund ihrer Kritik an der türkischen Militärinvasion in Efrîn ein Jahr lang in Untersuchungshaft.

Der Gesundheitszustand der 55-Jährigen hat sich unterdessen dramatisch verschlechtert. Güven leidet aufgrund ihres seit rund drei Monaten andauernden Hungerstreiks unter massiven gesundheitlichen Problemen und ist in akuter Lebensgefahr. Bisher hat sie bereits rund zwölf Kilo Körpergewicht verloren, außerdem leidet sie unter Müdigkeits- und Schwächegefühlen, heftigen Magenkrämpfen, Lichtempfindlichkeit und schwankendem Sehvermögen, einem eingeschränkten Geruchsvermögen und kann sich ohne Hilfe nicht mehr bewegen.

„Mein Leben ist nicht wertvoller als das eurer Lieben“

Am Dienstag erhielt Güven in ihrer Wohnung in Amed Besuch von Hayyam Encü und Veli Encü. Beide sind Angehörige der Opfer des Roboskî-Massakers, bei dem am 28. Dezember 2011 insgesamt 34 junge Männer im Alter zwischen 13 und 38 Jahren in Qilaban/Şirnex bei einem Luftangriff der türkischen Armee ums Leben gekommen sind. Die Opfer, deren Familien vom Grenzhandel lebten, kehrten aus Südkurdistan zurück, als sie von türkischen Kampfjets bombardiert wurden. Hayyam Encü verlor damals ihren Sohn Şivan, Veli Encü seinen Bruder Serhat.

Leyla Güven war sichtlich gerührt von dem Besuch. Sie sagte: „Eure Herzen wurden damals regelrecht in Stücke gerissen, euer Aufschrei war der eines ganzen Volkes. Sorgt euch bloß nicht um mich, mein Leben ist nicht wertvoller als das eurer Lieben“.

Seit dem Massaker von Roboskî sind bereits mehr als sieben Jahre vergangenen. Bis heute ist niemand für dieses Verbrechen vor Gericht gestellt worden. Die Hinterbliebenen kämpfen trotzdem weiter, damit die Verantwortlichen verurteilt werden. Jeden Donnerstag versammeln sich die Angehörigen der Opfer auf dem Friedhof in Roboskî, um ihre Forderung nach Gerechtigkeit zu wiederholen.