In dem unter Militärbelagerung stehenden Dorf Bana in der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) sind mehrere Häuser durchsucht worden. Wie viele Bewohnerinnen und Bewohner von den überfallartigen Razzien betroffen sind, war zunächst unklar. Mindestens eine Person wurde von der türkischen Gendarmerie (Militärpolizei) in Gewahrsam genommen. Es handelt sich um einen 60 Jahre alten Hirten. Was ihm vorgeworfen wird, ist nicht bekannt. Da die Razzien weiter andauern, ist nicht auszuschließen, dass sich die Zahl der Festnahmen noch erhöhen wird.
Das Dorf Bana, dessen türkischer Name Ormaniçi lautet, befindet sich im Südosten des Landkreises Basa (Güçlükonak) und wird seit mehr als zwei Monaten von der türkischen Armee belagert. In der Ortschaft gelten Sonderregeln, seit es im Juli am Rande der Ortschaft zu Auseinandersetzungen zwischen der kurdischen Guerilla und dem Militär kam. Mehrfach wurde Bana seither von der türkischen Luftwaffe bombardiert. Mitte September kam der Guerillakämpfer Rênas Tolhildan in dem Ort ums Leben.
Vor rund zwei Wochen wurde Bana schließlich offiziell zu militärischem Sperrgebiet erklärt. Für die Dorfbevölkerung ist eine vom Gouverneursamt erteilte Ausgangssperre in Kraft, die frühestens am kommenden Samstag wieder aufgehoben wird. Zudem gilt ein Zutrittsverbot. Für die Menschen in Bana sind die Folgen der Belagerung verheerend: Vieh kann nicht geweidet, Land nicht bestellt und Gärten nicht bewässert werden – zusätzlich zu einer massiven Einschränkung im Alltagsleben. Die Kinder des Dorfes können schon länger nicht mehr zur Schule gehen.
Ganze Landstriche von der Außenwelt abgeschnitten
Bana ist in den 1990er Jahren zweimal vom türkischen Staat niedergebrannt und entvölkert worden. Auch in den vergangenen Jahren kam es wiederholt zu monatelangen Militärbelagerungen. In der Provinz Şirnex sind Ende August 14 Regionen zu Sperrgebieten erklärt worden. Die Zivilbevölkerung darf die Gebiete weder betreten noch ihre Dörfer in den betroffenen Gebieten verlassen. Die Schaffung dieser „Sondersicherheitszonen“ ist Teil einer größeren Entwicklung, bei der militärische Sperrgebiete in verschiedenen Teilen von Nordkurdistan eingerichtet werden. Dadurch werden ganze Landstriche von der Außenwelt abgeschnitten und unterliegen der Kontrolle und Willkür des Militärs. Diese Maßnahmen führen zu einer erheblichen Belastung für die kurdische Landbevölkerung und erhöhen den Druck auf die Bewohnerinnen und Bewohner, die betroffenen Gebiete zu verlassen.