Der türkische Stabsunteroffizier Musa O., der beschuldigt wird, die 17-jährige I.E. (verschiedenen Medienberichten zufolge auch I.P.) aus Qubîn (Beşiri) in der nordkurdischen Provinz Êlih (türk. Batman) vergewaltigt zu haben und am Donnerstag festgenommen wurde, befindet sich nach noch nicht einmal 24 Stunden in Polizeigewahrsam wieder auf freiem Fuß. Der Richter am Amtsgericht in der benachbarten Provinz Sêrt (Siirt) folgte mit der Freilassung einem Antrag des Verteidigers des Militärs: Eine Fluchtgefahr des Mannes könne auch durch Meldeauflagen verhindert werden, hieß es in der Entscheidung. Die Generalstaatsanwaltschaft in Êlih hatte die Ermittlungen abgegeben, da sich die Vergewaltigung in Sêrt zugetragen haben soll. Die dortige Behörde forderte Untersuchungshaft wegen sexuellem Missbrauch.
Der Fall der 17-jährigen Tochter eines kurdischen Hirten war am Donnerstag bekannt geworden, nachdem sie sich das Leben nehmen wollte. Das Mädchen hatte versucht, sich mit einem Jagdgewehr selbst zu erschießen und wurde in einem Krankenhaus in Êlih notoperiert. Es schwebt noch immer in Lebensgefahr.
Die Vergewaltigung der Minderjährigen soll sich bereits am 24. Juni zugetragen haben. Das Mädchen habe sich nach der Tat seinen Eltern anvertraut, die daraufhin sowohl bei der Militärpolizei (Jandarma) als auch bei der Staatsanwaltschaft vorstellig wurden und Anzeige erstatteten. Wie heute bekannt wurde, ist keine der Strafanzeigen gegen Musa O. bisher bearbeitet worden.
Unbestätigten Angaben zufolge habe sich die 17-Jährige nach der Vergewaltigung zudem über einen längeren Zeitraum in der Gewalt ihres Peinigers, einem bekennenden Anhänger der rechtsextremen „Grauen Wölfe”, befunden. Ein Abschiedbrief, den das Mädchen vor ihrem Suizidversuch schrieb und in die Hosentasche ihres Vaters steckte, wurde unterdessen bei der Staatsanwaltschaft abgegeben.