PDK zieht Truppen bei türkischen Stützpunkten zusammen

Zeitgleich zur Ankündigung der Bevölkerung in Şîladizê, eine massive Protestwelle gegen die türkische Militärpräsenz in Südkurdistan zu beginnen, hat die PDK etwa 3.000 Peschmerga in Gebiete mit Stützpunkten der Türkei verlegt.

Parallel zu den Vorbereitungen der Lokalbevölkerung in Amêdî (Amediye), eine massive Protestwelle gegen die türkische Militärpräsenz in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak zu beginnen, konzentriert die in Hewlêr (Erbil) regierende PDK ihre Truppen in Gebieten mit Stützpunkten der Türkei. Wie es heißt, wurden seit Donnerstagabend etwa 3.000 Peschmerga zum Schutz der türkischen Besatzungstruppen und um etwaige Aufstände niederzuschlagen, nach Şîladizê, Bamernê und Amêdî verlegt. In Straßen und Wohnvierteln finden Patrouillen statt, wie auf Bildern aus den betroffenen Gebieten zu sehen ist. Unter den PDK-Truppen sollen auch Angehörige der Contra-Miliz „Roj-Peschmerga“ sein.

Die Truppenkonzentration erfolgt als Reaktion auf ein Ultimatum, das die Bevölkerung von Şîladizê letzte Woche der südkurdischen Regionalregierung gestellt hatte. Die Menschen verlangen die Schließung der türkischen Militärbasen im Raum Amêdî, den sofortigen Abzug der türkischen Armee und ein Ende der Bombardierungen durch die türkische Luftwaffe. Außerdem fordern sie die Freilassung der beim Aufstand im Januar 2019 in Şîladizê verhafteten Menschen und die Öffnung von Zufahrtswegen, die in die Siedlungsgebiete des Rêkanî-Stammes führen. Andernfalls werde es erneut zu einem Aufstand kommen, kündigte eine Abordnung aus Bewohnern am Freitag bei einem Gespräch mit PDK-Verantwortlichen an.

In dem kleinen Ort Şîladizê hatte sich Anfang letzten Jahres ein erster großer Aufstand gegen die türkische Militärpräsenz in Südkurdistan ereignet. Hintergrund waren Luftangriffe der Türkei auf die Region, die vier Todesopfer forderten. Etliche Menschen stürmten als Reaktion die in dem Distrikt gelegene türkische Militärbasis Sire und setzten Fahrzeuge, Munitionslager und Rüstungsgüter in Brand, unter anderem auch deutsches Militärgerät. Die zunächst geflüchteten Soldaten des Stützpunkts schossen daraufhin in die Menschenmenge. Ein Familienvater und ein 13-jähriger Demonstrant wurden getötet, sechs weitere Personen wurden durch den Beschuss teils schwer verletzt.

Einer der Toten von letzter Woche führte Aufstand in Şîladizê an

Vor einer Woche kam es erneut zu einem Luftangriff der Türkei auf Şîladizê, bei dem ebenfalls vier Menschen ums Leben kamen. Bei dem Luftschlag im Dorf Sîda wurden gezielt zwei zivile Fahrzeuge bombardiert. Die getöteten Männer wurden von Anwohnern tot aus den Autos geborgen. Unter ihnen befand sich auch der kurdische Aktivist, der den Aufstand im vergangenen Jahr anführte und auf ein türkisches Panzerfahrzeug geklettert war. Sechs nach diesem Aufstand festgenommene Personen werden bis heute vermisst, ihr Schicksal ist unbekannt. Die Menschen in Şîladizê fordern neben einem Ende der türkischen Besatzungsangriffe Aufklärung über ihren Aufenthalt.