Ortsvorsteher in Licê wegen Terrorvorwürfen inhaftiert

In Licê ist ein Ortsvorsteher wegen Terrorvorwürfen inhaftiert worden. Der Betroffene wird beschuldigt, Guerillakämpfern „Medikamente und medizinisches Equipment“ beschafft zu haben. Die regierungstreue Presse feiert den Vorfall als „Schlag gegen Terror“.

Im nordkurdischen Landkreis Licê in der Provinz Amed (Diyarbakir) ist ein Ortsvorsteher wegen Terrorvorwürfen inhaftiert worden. Çetin Dirin ist Vorsteher im Ortsteil Kali. Am Samstagmorgen wurde er bei einer Razzia der Militärpolizei (Jandarma) festgenommen und nach einer ersten Befragung an ein Bereitschaftsgericht überstellt. Dieses ordnete Untersuchungshaft gegen Dirin an.

Konkret wird dem Mann vorgeworfen, Guerillakämpfern auf „Anweisung der Organisation (gemeint ist die PKK) Medikamente und medizinisches Equipment beschafft“ zu haben. Das machte das Provinzgouverneursamt bereits kurz nach der Festnahme des Betroffenen öffentlich. Die regierungsnahe türkische Presse feiert den Vorfall unterdessen als „Schlag gegen den Terror“. Çetin Dirin ist hauptberuflich Apotheker. Beweise gegen ihn, die die Vorwürfe der Jandarma stützen, liegen offenbar nicht vor.

Es ist nicht das erste Mal, dass Dirin ins Visier der Staatsgewalt geraten ist. Fünf Monate vor der Kommunalwahl am 31. März 2019 war er auf Betreiben der Generalstaatsanwaltschaft Lice von seinem Amt als Ortsvorsteher entbunden worden. Bereits damals wurden ihm Aktivitäten für eine terroristische Vereinigung zur Last gelegt. Erst nachdem die Ermittlungen mangels hinreichendem Tatverdacht eingestellt wurden, konnte Dirin sein Amt wieder antreten. Im vergangenen Mai wurde er ein zweites Mal abgesetzt.