Die Guerillaarmeen YJA Star und HPG haben 2014 nach den IS-Angriffen in Südkurdistan Kämpfer:innen nach Şengal, Mexmûr und Kerkûk entsandt, um die Bevölkerung Südkurdistans gegen die islamistische Invasion zu verteidigen. Dadurch konnte unter anderem der Vormarsch des IS auf Hewlêr (Erbil) gestoppt werden. Nach der Befreiung und Stabilisierung der Region wurden die Guerillakräfte Schritt für Schritt abgezogen. Wie das Hauptquartier der Volksverteidigungskräfte (NPG) am Donnerstag in Behdînan mitteilte, ist der Abzug der Guerilla aus Camp Mexmûr abgeschlossen.
„Der türkische Staat benutzte den IS für seine kolonialen Ambitionen“
Das NPG erklärte: „In den vergangenen acht Jahren griff der türkische Staat äußerst massiv an. Dabei geht es ihm einerseits darum, die Guerilla zu liquidieren, und andererseits um einen Genozid an unserem Volk. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde zunächst die Isolation [von Abdullah Öcalan] auf Imrali verschärft. Es wurde versucht, den Willen unseres Volkes zu brechen und die kurdische demokratische Politik und die demokratischen linken Bewegungen in der Türkei zu befrieden und zu zerschlagen. Die AKP-Regierung hatte 2014 den IS benutzt, um ihren mörderischen Kolonialplan umzusetzen. Aber mit der Niederlage des IS in Şengal, Mexmûr, Kerkûk und Kobanê wurden diese Pläne zunichte gemacht. Allen ist bekannt, welche großen Opfer das kurdische Volk im Kampf gegen den IS und andere salafistische Gruppen erbracht hat. Unser Volk hat an vorderster Front gemeinsam mit den Volksverteidigungskräften eine führende Rolle gespielt, um zu verhindern, dass der IS ein Imperium im Nahen Osten errichtet. Es ist eine historische Tatsache, dass unsere Kräfte in dieser Zeit Pionierarbeit geleistet haben, indem sie mit ihrer Praxis im Kampf gegen den IS den Menschen Mut gemacht und maßgeblich zur Befreiung der gesamten Menschheit vor dieser Geißel beigetragen haben.“
„Ohne unsere Kräfte wäre es nicht möglich gewesen, den IS zu stoppen“
Das NPG beschreibt die Entwicklungen im Jahr 2014 und der Folgezeit: „Im Jahr 2014 wurde der IS immer stärker. Er übernahm die Kontrolle über wichtige Städte wie Mossul und Raqqa und griff zahlreiche Regionen in Kurdistan an. Daraufhin mobilisierte sich die Freiheitsguerilla dem Aufruf von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] folgend.“
Weiter erklärte das NPG: „Es ist bekannt, dass wir in den Regionen Kerkûk , Mexmûr, Dihok, Laleş, Şengal und Kobanê mit der Entsendung von HPG-Einheiten gegen den IS interveniert und vom ersten Tag an versucht haben, den Völkermord an der ezidischen Gemeinschaft zu verhindern. Es wäre nicht möglich gewesen, den IS zu stoppen, wenn wir als Bewegung nicht unsere erfahrensten Kräfte aus den Provinzen Botan, Zagros, Amed, Garzan und Erzîrom in diese Gebiete verlegt hätten. Es ist auch allgemein bekannt, dass wir unsere Kräfte, nachdem sie ihre Aufgaben erfolgreich erfüllt hatten und sich die Menschen dort organisiert haben und sich selbst verteidigen konnten, Schritt für Schritt aus diesen Gebieten abgezogen haben. Es ist ebenso bekannt, dass wir als Freiheitsbewegung Kurdistans bereits 2017/2018 damit begonnen haben, unsere Einheiten der HPG und YJA Star abzuziehen, da unser Volk unsere Kräfte nicht mehr benötigte und das Niveau erreicht hatte, sich selbst zu verteidigen.
„Abzug aus Mexmûr ist letztes Glied einer Kette“
Das letzte Glied dieser historischen Phase ist der Abzug unserer Guerillakräfte aus dem politischen Flüchtlingslager Mexmûr, auch bekannt als Camp Şehîd Rustem Cûdî. Die Führung unserer Bewegung entschied, dass unsere Kräfte hier ihre Aufgaben erfüllt haben und aus Mexmûr abgezogen werden. Seit Anfang September haben wir den schrittweisen Rückzug unserer Kräfte der HPG und YJA Star in die Medya-Verteidigungsgebiete organisiert. Das geschah aus Sicherheitsgründen geheim. Inzwischen haben wir keine Kräfte mehr im Flüchtlingscamp Mexmûr.
Abzug aufgrund einer unabhängigen Entscheidung der Bewegung
Unser patriotisches Volk und die Öffentlichkeit sollten wissen, dass unsere Kräfte ihren Auftrag erfüllt haben und es für sie keine Notwendigkeit mehr gibt, ihre Mission dort fortzusetzen. Niemand hat den Abzug unserer Volksverteidigungskräfte aus Mexmûr in die Medya-Verteidigungsgebiete gefordert, und unsere Kräfte haben sich aus diesem Gebiet ausschließlich auf der Grundlage einer unabhängigen Entscheidung unserer Bewegung zurückgezogen.
Die Kräfte, die wir aufgrund der Angriffe des IS in diese Gebiete entsandt haben, wurden aus Kerkûk und seinen Bezirken, aus Kobanê in Rojava und im April 2018 aus Şengal abgezogen. Dieser Abzug geschah in einigen Gebieten öffentlich, in anderen aufgrund von Sicherheitsfragen geheim. Wir haben diesen Prozess abgeschlossen, indem wir unsere Einheiten aus Mexmûr auf sichere Weise abgezogen haben.
„Die Menschen können sich selbst verteidigen“
Wir sind sicher, dass die patriotische Bevölkerung von Mexmûr dieser Entscheidung unserer Bewegung die notwendige Bedeutung beimessen wird. Wir glauben fest daran, dass es ein nationales-demokratisches Bewusstsein erlangt hat und in der Lage ist, sich mit der von ihm entwickelten zivilen Organisierung zu verteidigen. Wenn jedoch die Notwendigkeit entstehen sollte, erneut eine höheren Verteidigungsstufe einzunehmen, wird es den apoistischen Kämpfer:innen immer gelingen, unter allen Umständen alle Gebiete, insbesondere Mexmûr und Şengal, zu erreichen. Sie werden unserem Volk zu Hilfe eilen und ihre Verantwortung bei der Verteidigung in jedem Fall erfüllen.
Bei dieser Gelegenheit gedenken wir einmal mehr mit Respekt und Dankbarkeit unserer Gefallenen von Şengal, Kobanê, Kerkûk und Mexmûr, die sich mutig gegen die Angriffe gewehrt und diese zurückgeschlagen haben. Sie haben den Kampf gegen die Söldner und Verbrecherbanden des IS im Irak und im Nahen Osten angeführt. Wir verneigen uns voller Respekt vor ihrem Andenken und bekräftigen unser Versprechen, die Erinnerung an sie im Freiheitskampf der Völker lebendig zu halten. Wir glauben, dass unser Volk, das auf dem Weg der Gefallenen einen historischen Widerstand geleistet hat, seine Verantwortung auf höchstem Niveau erfüllen wird, und übermitteln ihm unseren Respekt und unsere Liebe und wünschen ihm großen Erfolg im Kampf für die Freiheit."