Namen von Zap-Gefallenen veröffentlicht

Berfîn Botan, Elîşêr Zagros, Nûman Amed und Karker Isyan sind im Widerstand gegen die türkische Besatzung der Zap-Region in Südkurdistan gefallen. Die HPG erklären ihren Tod als gleichbedeutend mit dem Befehl, den Widerstand zu verstärken.

Die Guerillakämpfer:innen Berfîn Botan, Elîşêr Zagros, Nûman Amed und Karker Isyan sind im Widerstand gegen die türkische Besatzung der Zap-Region in Südkurdistan gefallen. Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat Angaben zu ihrer Identität veröffentlicht. Die vier Gefallenen sind bei unterschiedlichen Angriffen der türkischen Armee im Juni und Juli ums Leben gekommen. Die HPG würdigen ihren opferbereiten Kampf und erklären, ihr Tod sei gleichbedeutend mit dem Befehl, den Widerstand zu verstärken: „Als ihre Weggefährt:innen versprechen wir, ihrem Andenken gerecht zu werden und ihre Träume wahr zu machen.“ Alle vier seien vorbildliche Kommandant:innen gewesen, ihr Widerstand habe dazu beigetragen, die türkische Invasion scheitern zu lassen.

                             

Codename: Berfîn Botan
Vor- und Nachname: Rihan Xelef
Geburtsort: Dirbesiyê
Namen von Mutter und Vater: Emşa – Mahsum
Todestag und -ort: 11. Juni 2022 / Zap

 

Codename: Elîşêr Zagros
Vor- und Nachname: Uğur Bektaş
Geburtsort: Çewlîg
Namen von Mutter und Vater: Gül – Mehmet
Todestag und -ort: 19. Juni 2022 / Zap

 

Codename: Nûman Amed
Vor- und Nachname: Keyûmers Sadiqî
Geburtsort: Mêrîwan
Namen von Mutter und Vater: Gelawêj – Ibrahim
Todestag und -ort: 3. Juli 2022 / Zap

 

Codename: Karker Isyan
Vor- und Nachname: Orhan Kunur
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Zeliha – Osman
Todestag und -ort: 19. Juli 2022 / Zap

 

Berfîn Botan

 

Berfîn Botan ist in Dirbesiyê in Rojava geboren. Ihre Familie war bereits in der Anfangszeit des kurdischen Befreiungskampfes in der Bewegung aktiv und setzt dieses Engagement auch heute noch fort. Berfîn kannte die PKK bereits als Kind und lernte viele Kader persönlich kennen. Sie erzählten ihr von der Guerilla in den Bergen und Berfîn war von ihrer Haltung und ihrem Umgang mit den Menschen beeindruckt. So wurde das Guerillaleben zu einem Traum ihrer Kindheit. Im Vorfeld der Revolution von Rojava schloss sie sich der Bewegung an und kämpfte von 2011 bis 2016 bewaffnet gegen die islamistischen Gruppen, die in Nordsyrien die Bevölkerung angriffen. Sie wurde innerhalb kurzer Zeit zur Kommandantin ernannt. Dann ging sie zur Ausbildung an die Bêrîtan-Frauenakademie in den Bergen, anschließend bildete sie selbst neue Kämpfer:innen aus. In dieser Zeit beschäftigte sie sich auch mit den neuen Guerillataktiken. 2018 kam sie als Kommandantin einer Einheit in die Zap-Region. Als Mitte April die diesjährige Invasion der türkischen Armee begann, spielte sie eine wichtige Rolle im Widerstand. Zuletzt kämpfte sie im Gebiet Çiyareş und wurde verwundet. Trotz ihrer Verletzung lehnte sie es ab, das Gebiet zu verlassen. Mit ihrem mutigen Kampf fügte sie der türkischen Armee große Verluste bei. Sie kam ums Leben, als sie Waffen getöteter Soldaten sicherstellen wollte. Die HPG beschreiben Berfîn Botan als eine Frau mit großer Liebe zum Leben und ihren Weggefährt:innen und einer unbändigen Leidenschaft für die Freiheit. Als Kommandantin der Frauenguerilla YJA Star war sie eine vorbildliche Vertreterin der Linie der Frauenbefreiung, so die HPG.

Elîşêr Zagros

 

Elîşêr Zagros ist in Istanbul geboren und aufgewachsen. Seine Familie stammt aus Çewlîg und gehört der alevitischen Glaubensgemeinschaft an. Aufgrund seiner kurdisch-alevitischen Identität und seinem sozialen Umfeld wurde ihm die staatliche Politik der Unterdrückung früh bewusst. Er wurde in der kurdischen Jugendbewegung aktiv und schloss sich am 15. August 2011 der Guerilla an. Nach einer ideologischen und militärischen Grundausbildung professionalisierte er sich in Sabotagetaktiken und entwickelte sich zu einem kompetenten Guerillakämpfer. Er war drei Jahre der Praxis in den Bergen, als der IS seinen Feldzug in Kurdistan startete. Daraufhin zog er in den Kampf gegen die Islamisten und nahm an der Verteidigung der Bevölkerung teil. Mit seiner militärische Spezialausbildung gelang es ihm, diverse Massaker des IS zu verhindern und Menschenleben zu retten. 2017 wurde er Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet und absolvierte eine entsprechende Ausbildung. Opferbereitschaft bedeutete für ihn, „die von unseren mutigen Gefallenen erschaffenen Werte bis zum letzten Atemzug im Herzen zu tragen“. Diese Definition machte er zu seinem Lebensprinzip. Zuletzt kämpfte Elîşêr Zagros als einer der führenden Kommandanten der Guerillaoffensive „Zagros-Falken“ in der Zap-Region.

Nûman Amed

 

Nûman Amed ist in Mêrîwan in Rojhilat geboren. Seine Familie war der kurdischen Kultur verbunden und stand der von Abdullah Öcalan geprägten Bewegung nahe. Nûman sympathisierte bereits als Kind mit der Guerilla. Als der IS 2014 Kobanê angriff, beeindruckte ihn der Widerstand. Er sah, dass Tausende Menschen aus allen Teilen Kurdistans sich dem Kampf zur Verteidigung von Rojava anschlossen. Unter diesem Eindruck ging er in die Berge und wurde Guerillakämpfer. Um sich auf den bewaffneten Kampf vorzubereiten, machte er Ausbildungslehrgänge in Guerillataktiken und beschäftigte sich gleichzeitig intensiv mit den Vorstellungen Abdullah Öcalans und der PKK-Ideologie. Er hielt sich vor allem im Qendîl-Gebirge und weiteren Regionen innerhalb der Medya-Verteidigungsgebiete auf und entwickelte sich zu einem führenden Militanten. Um Widerstand gegen die türkische Besatzung zu leisten, ging er in die Zap-Region und beteiligte sich mit großer Überzeugung an Aktionen gegen die Invasionstruppen. Damit konnte er endlich umsetzen, worauf er sich seit Jahren vorbereitet hatte. Die HPG beschreiben Nûman Amed als aufrichtigen und herzlichen Menschen, der den Respekt und die Liebe seiner Mitkämpfer:innen genoss.

Karker Isyan

 

Karker Isyan ist in Silopiya in Bakur geboren und in der für die Botan-Region typischen Widerstandskultur aufgewachsen. Seine Familie gab ihre kurdische Identität trotz der brutalen Unterdrückung durch den türkischen Staat nicht auf und beharrte auf ihrer Muttersprache und Kultur. Diese Haltung gaben die Eltern an ihre Kinder weiter. Aus der Familie schloss sich als erste Xezal Kunur (Kampfname: Isyan Karker) 2013 der Guerilla an. Sie kam im Widerstand für Selbstbestimmung in ihrer Geburtsgegend ums Leben. 2014 ging auch Karker Isyan ins Cûdî-Gebirge und trat der Guerilla bei. Dort bekam er eine erste Ausbildung und konnte von den Erfahrungen seiner Mitkämpfer:innen profitieren. So wurde er schnell zu einem versierten Kämpfer. Später kam er in die Medya-Verteidigungsgebiete und bildete sich weiter. Er kämpfte mit großem Mut gegen den IS und verteidigte sein Volk gegen die Islamisten. Mit seinem unermüdlichen Einsatz und seiner Opferbereitschaft gab er seinem Umfeld Kraft und motivierte seine Weggefährt:innen. Er beteiligte sich an mehreren Befreiungsoffensiven und wurde zweimal verwundet. Nach Vollendung seiner Aufgabe kehrte er in die Berge zurück und ging als Kommandant einer Einheit in die Zap-Region. Dort setzte er seinen erfolgreichen Kampf bis zum letzten Moment seines Lebens fort.