Mitarbeiterin von Kulturzentrum in Êlih verhaftet

Eine Mitarbeiterin des Kulturzentrums Bahar in der nordkurdischen Stadt Êlih ist in Şirnex verhaftet worden. Sie soll einen staatlich inszenierten Protest von Frauen, deren Kinder angeblich zur Guerilla verschleppt wurden, mit einem Stein beworfen haben.

Eine Mitarbeiterin des Kulturzentrums Bahar in der nordkurdischen Metropole Êlih (tr. Batman) ist wegen einem angeblichen Steinwurf verhaftet worden. Die Strafabteilung am Amtsgericht in Şirnex (Şırnak) ordnete am Samstag Haftbefehl gegen Zilan Kaya an. Sie wird beschuldigt, vor zwei Tagen einen staatlich inszenierten Protest von Frauen, deren Kinder angeblich durch die HDP einer Gehirnwäsche unterzogen und anschließend zum Beitritt in die Guerilla ermutigt worden seien, mit einem Stein beworfen zu haben. Die Kulturaktivistin wurde am späten Freitagabend bei einer Razzia in ihrer Wohnung in Êlih festgenommen und noch in der Nacht zum Samstag an die Polizei im knapp 200 Kilometer entfernten Şirnex übergeben.

Ähnlich wie in Amed (Diyarbakır) findet auch in Şirnex seit einiger Zeit ein vom türkischen Innenministerium orchestrierter „Protest“ von Familien vor der HDP-Zentrale statt. Die Beteiligten behaupten, ihre vermissten Kinder seien von der HDP zur Guerilla verschleppt worden. Bei dem Aufmarsch, an dem fast ausschließlich Frauen teilnehmen, seien am vergangenen Donnerstag Steine aus Richtung des HDP-Gebäudes geflogen, heißt es in Berichten regierungsnaher Medien. Ein Stein habe den Arm eines anwesenden Journalisten gestreift. Diesen hätte Zilan Kaya geworfen, soll eine Videoauswertung von Überwachungskameras ergeben haben.

Kaya wurde an das Typ-T-Gefängnis in Şirnex überstellt. Ihr wird versuchte schwere Körperverletzung vorgeworfen. Ob und wann Anklage gegen sie erhoben wird, ist noch unklar. Erst im September war die Aktivistin in Êlih bei einer Aktion des HDP-Frauenrats zum Erhalt der Istanbul-Konvention vorübergehend festgenommen worden.