Der politische Gefangene Remzi Topdemir ist nach dreißigjähriger Haft aus dem Hochsicherheitsgefängnis Diyarbakır I entlassen worden. Der 48-Jährige war 1993 im Alter von 18 Jahren im Dorf Mezirkê (tr. Pınaroğlu) in Amed (Diyarbakır) festgenommen und vor einem Staatssicherheitsgericht wegen „Zerstörung der Einheit und Gesamtheit des Staates“ zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Weil er bei der Urteilsverkündung Parolen rief, bekam er zusätzlich eine dreimonatige Haftstrafe. Am Freitag konnte Topdemir das Gefängnis verlassen.
Seine Familienangehörigen hatten bereits seit dem frühen Morgen vor der Haftanstalt auf ihn gewartet. Ebenfalls anwesend waren Mitglieder des Solidaritätsvereins TUHAY-DER und die Rechtsanwältin Aslı Bulut sowie zahlreiche Menschen aus Mezirkê. Topdemir wurde mit Freudentrillern, Applaus und Blumen begrüßt. Als symbolischer Akt für Frieden und Freiheit ließen die Menschen weiße Tauben fliegen. Topdemir begrüßte das Empfangskomitee und fuhr anschließend begleitet von einer Autokolonne in sein Geburtsdorf Mezirkê.
In den vergangenen dreißig Jahren wurde Remzi Topdemir mehrfach gegen seinen Willen in andere Haftanstalten verlegt, er saß unter anderem in Istanbul, Erzîrom und Mûş.
In der Türkei sind Anfang der 1990er Jahren zahllose Kurd:innen vor den inzwischen abgeschafften Staatssicherheitsgerichten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. In den letzten Monaten wurden viele von ihnen freigelassen.