Militär stürmt Dorf in Gever: Fünf Festnahmen

Vergangene Woche starben die Ehefrau eines türkischen Unteroffiziers und das gemeinsame Baby bei einer Explosion im nordkurdischen Gever. Fünf Dorfbewohner, die das zunächst verletzte Kind ins Krankenhaus brachten, wurden nun festgenommen.

In der nordkurdischen Provinz Colemêrg (Hakkari) war es vergangene Woche in der Nähe eines türkischen Militärstützpunkts im Kreis Gever (Yüksekova) zu einer Explosion gekommen. Dabei verloren Nurcan Karakaya, Ehefrau eines Unteroffiziers, und ihr elf Monate altes Baby ihr Leben. Wie es zu der Explosion gekommen ist, ist noch immer nicht geklärt. Bewohner des angrenzenden Dorfes Qadiyan (Kadıköy) waren zum Ort des Geschehens geeilt und hatten das zunächst verletzte Kind aus dem Fahrzeug der Frau befreit und in ein Krankenhaus gebracht. Gegenüber der Nachrichtenagentur MA gaben die Dorfbewohner an, dass sich das Unglück möglicherweise durch die Explosion des LPG-Autogastanks im Fahrzeuginneren ereignet haben könnte. Türkische Behörden ließen vermelden, eine von kurdischen Guerillakämpfern gelegte Mine sei bei der Überfahrt des Autos explodiert.

Vergangene Nacht riegelte die türkische Armee das Dorf Qadiyan zunächst ab, bevor am Morgen mehrere Häuser gestürmt wurden. Fünf Personen, die sich an den Bergungsarbeiten beteiligten hatten, wurden festgenommen und an einen unbekannten Ort verschleppt. Wie berichtet wird, seien zwei der Dorfbewohner während der Festnahme von Soldaten misshandelt worden.

Bereits einen Tag nach dem Unglück war das Dorf vom türkischen Militär gestürmt worden. Von den 20 Bewohnern, die vergangenen Mittwoch in Gewahrsam genommen wurden, befinden sich 18 mittlerweile wieder auf freiem Fuß.

Erdoğan macht HDP für Explosion verantwortlich

Der türkische Präsident Erdoğan machte die HDP für den Vorfall verantwortlich. Während einer Rede vor dem 5. Frauenkongress seiner Partei AKP hatte Erdoğan Drohungen gegen die Demokratische Partei der Völker (HDP) und ihre Wähler*innen ausgesprochen. Dabei hatte er gesagt: Alle, die den Einzug der HDP ins Parlament unterstützt haben, werden dafür bezahlen“.