Michael Wilk besucht Şengal

Der Wiesbadener Mediziner Michael Wilk ist in Şengal und hat die Trümmer des von der türkischen Luftwaffe bombardierten Sikêniyê-Krankenhaus besichtigt.

Der Wiesbadener Notarzt und Psychotherapeut Michael Wilk hält sich seit einigen Tagen im ezidischen Hauptsiedlungsgebiet Şengal im Nordirak auf und hat die Trümmer eines von der türkischen Luftwaffe zerstörten Krankenhauses besichtigt.

„Am 16. August 2021 bombardierte ein türkischer Kampfjet das Krankenhaus von Sikêniyê, eines kleinen ezidischen Ortes im Şengal. Die nahe der Grenze zu Nordostsyrien gelegene kleine Klinik versorgte das Umland und war ein wichtiger Stützpunkt der Gesundheitsvorsorge. Acht Menschen starben bei dem in vier Wellen erfolgenden Luftangriff. Vier Angehörige des Klinikpersonals befanden sich unter den Opfern. Die Region ist vor allem von ezidischen Menschen bewohnt, die besonders unter dem Genozid des Islamischen Staats litten, der 2014 begann und bis 2017 andauern sollte. Schätzungsweise wurden über 5000 Menschen ermordet und über 7000 Frauen und Mädchen versklavt. Manche der Opfer werden bis heute vermisst, die Folgen der Traumata bestehen fort. Abertausende der damals Geflohenen leben unter marginalen Bedingungen zum Teil immer noch in Zeltlagern“, teilt Wilk zu seinen Eindrücken aus Şengal mit.

Zur andauernden Bedrohungslage erklärt Michael Wilk: „Viele Gemeinden der Region Şengal organisierten sich nach der Zerschlagung des IS nach dem Vorbild des nahegelegenen Rojava/Nordostsyrien mit eigener Selbstverwaltung bis hin zu eigener Selbstverteidigung. Dies wird vom türkischen Präsidenten Erdogan als Gefahr für sein autokratisches Regime interpretiert. Invasionen durch die türkische Armee in Nordostsyrien sind ebenso wie wiederholte Luftangriffe auf Ziele im Irak die Folge dieses Despotismus.“

Michael Wilk ist häufig nach Nordostsyrien gereist, um Hilfsprojekte zu unterstützen und als Notfallmediziner Kriegsverletzte zu behandeln. Kürzlich ist der von ihm herausgegebene Sammelband „Erfahrung Rojava“ erschienen.