Ladenbetreiber in Amed: Kriegspolitik statt Wirtschaftshilfe
Gewerbetreibende in Amed leiden massiv unter der schweren Wirtschaftskrise der Türkei. Sie kritisieren, die AKP versuche sogar in Krisenzeiten, andere Länder zu besetzen.
Gewerbetreibende in Amed leiden massiv unter der schweren Wirtschaftskrise der Türkei. Sie kritisieren, die AKP versuche sogar in Krisenzeiten, andere Länder zu besetzen.
Die Wirtschaftskrise in der Türkei und Nordkurdistan verschärft sich von Tag zu Tag. Viele Menschen haben mittlerweile Schwierigkeiten, sich zu versorgen. Hunderttausende sind arbeitslos geworden und Geschäfte müssen schließen. Die Krise ist auch bei den Gewerbetreibenden in Amed (türk. Diyarbakır) angekommen.
Sadun Özdemir betreibt seit zwanzig Jahren ein Geschäft in Amed. „Die Menschen sind am Ende. Wir wissen nicht mehr, was wir tun und wohin wir uns wenden sollen”, erklärt er. „Früher konnten sich die Menschen versorgen und sogar noch die Nachbarn unterstützen. Aber im Moment bangt jeder um sein tägliches Brot. Wir können wirklich nicht einmal mehr Brot nach Hause bringen. Die Krise bringt unser Ende. Niemand kommt in den Laden und kauft ein. Unser Geschäft steht vor dem Zusammenbruch. Diese Krise dauert nun schon vier Jahre an. Natürlich hat das Coronavirus seinen Einfluss, aber die Krise war schon vorher da. Die AKP dient nur den Reichen. Sie ist die Ursache für die Wirtschaftskrise und das Chaos.“
„Während die Menschen des Hungers sterben, leben andere wie Könige“
Ein anderer Einwohner von Amed, der aus Sicherheitsgründen seinen Namen nicht nennen will, sagt: „Wir sind eine große Familie und versuchen von dem Geld, das meine behinderte Schwester erhält, zu überleben. Unsere Küche ist immer leer. Die Schulden haben uns erstickt, das Land ist in einer schrecklichen Situation. Das Virus hat uns gebrochen. Der Staat unterstützt die Bevölkerung in keiner Weise. Stattdessen versucht er, in solch einer Situation andere Länder zu besetzen. Die AKP-Regierung hat die Kosten der Kriegspolitik dem Volk aufgeladen. All unser Geld wird in den Krieg gesteckt. Während die Menschen in der Türkei des Hungers sterben, leben die Regierungsanhänger wie Könige. Ist das Gerechtigkeit?“
„Die Menschen können nicht mehr atmen“
Die Lehrerin Ilknur Kılıç bekam wie Tausende andere Lehrkräfte keine Arbeitsstelle in ihrem Beruf. Sie sagt: „Die Läden hier können aufgrund der Wirtschaftskrise nicht mehr betrieben werden. Die Menschen können ihre Kinder nicht mehr an der Schule einschreiben, sie können sie nicht mehr versorgen. Arbeitslose finden keine Arbeit. Aufgrund der Wirtschaftskrise können wir nicht mehr atmen.“
Süleyman Hacıoğlu betreibt seit 14 Jahren einen Laden. „In den vergangenen Tagen mussten erneut zwölf Geschäfte schließen”, klagt er. „Es gibt keine Arbeit und wir sitzen bis zum Abend allein in unseren Läden. Wenn es so weiter geht, werden auch wir schließen. Ladenbetreiber bekommen keine Kredite mehr. Alles läuft jetzt über Dollar und die Lira verliert täglich an Wert. Wenn die Regierung jemanden, der keine Ahnung von Wirtschaft hat, an die Spitze stellt, dann geschieht so etwas. Wenn wir unseren Laden öffnen, haben wir Verluste. Wenn es so weitergeht, müssen wir schließen.”
Der Ladenbesitzer Ömer Akyıldız berichtet, in den vergangenen vier Jahren habe sich die ökonomische Krise immer weiter verschärft. Die Ursache der Krise liege in der Kriegspolitik der Regierung. Wenn die Menschen kein Geld haben, können sie auch keine Kredite zurückzahlen. Er sagt: „Wir haben sogar Angst, die Leute anschreiben zu lassen. Da die Menschen kein Geld mehr haben, ist die Kaufkraft gesunken. Ich habe seit 15 Tagen nichts verkauft. Alle weiteren Läden in der Umgebung sind bereits geschlossen. Die Situation von uns Ladenbetreibern ist extrem schlecht und niemand interessiert sich dafür.“