Zeyneb Murad: Der Status Südkurdistans ist in Gefahr

Die KNK-Vorsitzende Zeyneb Murad warnt vor einer Besatzung Südkurdistans durch die Türkei und ruft zur Verteidigung der kurdischen Errungenschaften auf.

Widerstand gegen türkische Besatzung

Der türkische Staat baut seit Jahren mithilfe der südkurdischen Barzanî-Partei PDK seine Besatzung der Region aus. Als wäre Südkurdistan nicht irakisches Hoheitsgebiet mit kurdischer Autonomie, sondern türkisches Territorium, führen türkische Truppen Identitätskontrollen durch, bauen Militärbasen auf und greifen Dörfer und Berge an. Seit dem 17. April 2022 versucht die türkische Armee, die Kontrolle über die Berge Südkurdistans zu gewinnen. Doch die Guerilla hält gegen die türkische Besatzung mit erbittertem Widerstand stand. In den letzten Tagen wurden türkische Truppenkontingente nach Amêdî verlegt. Während die Menschen aus vielen Dörfern der Region aufgrund der Soldaten und Luftangriffe fliehen mussten, protestieren Kurd:innen an vielen Orten der Welt gegen die Kollaboration der korrupten, nepotistischen südkurdischen Regierungspartei PDK mit dem türkischen Faschismus. Die Ko-Vorsitzende des Nationalkongresses Kurdistan (KNK), Zeyneb Murad, sprach mit der Nachrichtenagentur Mezopotamya über die Entwicklungen in der Region.


Zeyneb Murad, Ko-Vorsitzende des Nationalkongresses Kurdistan (KNK) (c) MA

Der Status von Südkurdistan ist in großer Gefahr“

Zeyneb Murad berichtete, dass die türkische Armee sowohl eigene Truppen als auch Paramilitärs, sogenannte Dorfschützer, in die Region transportiert habe. Sie führte aus: „Der türkische Staat versucht schon seit mehreren Jahren, die Grenzregion zu besetzen, aber dieser Prozess hat im letzten Monat eine neue Phase erreicht. Der türkische Staat weitet diese Angriffe nun kilometerweit ins Land hinein aus. Jeden Tag sehen wir, wie Hunderte von Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Dorfschützern in die Region verlegt und in den Dörfern, aus denen die Bevölkerung vertrieben wurde, stationiert werden. Das Schweigen demgegenüber ist sehr gefährlich. Sowohl die kurdischen Regierungsvertreter als auch die irakische Zentralregierung sagen nichts dazu. Deshalb ist der Status von Südkurdistan in großer Gefahr. Die Angriffe der Türkei erfolgen im Bündnis zwischen der Zentralregierung und der südkurdischen Regierung.“

Dreierbündnis zur Besetzung Kurdistans

Murad warnte: „Alle sehen diese Realität, aber es wird keine Position bezogen. Die Bündnisse der Türkei mit der irakischen Zentralregierung und der südkurdischen Regierung sind wichtig zu betrachten. Kürzlich besuchte Mesûd Barzanî Bagdad. Dieses Zusammentreffen fand in einer sehr sensiblen Phase statt. Das bedeutet, dass die Ausweitung der türkischen Angriffe mit dem Wissen der Regierungen in Bagdad und Hewlêr [Erbil] stattfindet. Es ist eine große Gefahr für unser Volk.“

Murad wies auf den Zusammenhang mit den Annäherungsversuchen zwischen Ankara und Damaskus hin und erklärte: „Man will die Errungenschaften, die unser Volk unter großen Opfern erkämpft hat, zerstören. Die Planungen zielen auch auf Südkurdistan. Alle müssen diese Realität wahrnehmen. Die Türkei verfolgt das Ziel, jede Errungenschaft der Kurdinnen und Kurden zu vernichten. In diesem Sinne versucht sich die Türkei auch mit Assad zuverbündet. Sie sind bereit, alles zu riskieren, um die Kurden zu vernichten. Diese Allianz hat die Kurden vor einem Jahrhundert mit dem Vertrag von Lausanne um alles gebracht, und das Gleiche wird jetzt wieder getan. Im Jahr 1975 wurde der Vertrag von Algier zwischen dem Irak und dem Iran unterzeichnet. Der Iran und der Irak verbündeten sich, um die kurdische Revolution zu verhindern. Dies alles sind historische Tatsachen, aus denen wir Lehren ziehen müssen.“

Jetzt muss eine Mobilisierungsoffensive starten“

Murad sprach von einer Übereinkunft zwischen Hewlêr, Bagdad und Ankara zur Besetzung Kurdistans und appellierte: „Dieses Bündnis wird große Gefahren mit sich bringen. Deshalb ist eine starke und klare Haltung erforderlich. Wir sagen, dass wir die Kraft haben, alle unsere politischen, militärischen und diplomatischen Kräfte zu mobilisieren. Wir müssen den Plan, das Gebiet Kurdistans zu besetzen, verhindern. Bei unseren Versammlungen und Aktivitäten auf internationaler Ebene haben wir festgestellt, dass das Verhalten der Türkei alle beunruhigt. Sie schweigen jedoch aufgrund ihrer eigenen Interessen. Jetzt ist für alle Kurdinnen und Kurden der Zeitpunkt der Mobilisierung gekommen. Wir brauchen eine politische Entscheidung für unser Volk. Lasst uns alle einen Verteidigungsring um Kurdistan bilden, um die kurdischen Errungenschaften zu schützen. Lasst uns diesen Besatzungsplänen mit einer nationalen Haltung entgegentreten.“