Kendal Kobanê: „Wir lachen über die Aufrufe zur Kapitulation“

„Die Soldaten sind ein paar Mal gekommen und haben unsinnige Sachen gesagt: ,Wenn ihr euch ergeben wollt, stampft drei Mal mit dem Fuß auf oder gebt drei Schüsse ab.' Natürlich ist das für uns immer ein Anlass für Spott“, berichtet der HPG-Kämpfer Kendal.

Der HPG-Kämpfer Kendal Kobanê ist 18 Jahre alt und nimmt am Widerstand gegen die türkische Invasion in Avaşîn teil. Er ist einer der Kämpfer, die die türkischen Besatzungstruppen bei einem Angriff auf die Guerillastellungen in Werxelê am 8. Juni zurückgeschlagen haben. Gegenüber ANF hat er von seinen Kriegserlebnissen berichtet und dabei auf die ständigen Kapitulationsaufrufe der türkischen Armee hingewiesen.

Kendal erklärt, dass die Guerilla auf die Angriffe des türkischen Staates vorbereitet war: „Wir wussten, dass der Feind Werxelê angreifen wird. Deshalb hatten wir uns vorbereitet. Als es soweit war und der Feind vorrücken wollte, haben wir ihn effektiv getroffen. Der Feind versucht im Allgemeinen, mit psychologischen Kriegsmethoden Ergebnisse zu erzielen. Er sagt dann so etwas wie: ,Kommt, wir wissen, dass ihr kein Wasser und kein Essen mehr habt, kommt und ergebt euch!' Wir wissen, was für einen Charakter der Feind hat. Deshalb machen wir uns über die Aufrufe zur Kapitulation nur lustig. Der Feind greift unsere Kampftunnel nicht aus eigenem Mut an. Er kommt aufgrund der Informationen, die er von Kontras und Agenten bekommt.

Die Soldaten sind ein paar Mal gekommen und haben unsinnige Sachen gesagt: ,Wenn ihr euch ergeben wollt, stampft drei Mal mit dem Fuß auf oder gebt drei Schüsse ab.' Natürlich ist das für uns immer ein Anlass für Spott. Die Freunde schießen dann drei Mal und sagen: ,Wir kapitulieren nicht, ihr solltet kommen und euch ergeben.' Der Feind kommt auf diese Weise keinen Schritt weiter.“

Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan propagiere immer und überall die Stärke der Armee, sagt Kendal: „Aber diese starke Armee traut sich nicht an unsere Tunnel heran. Sie versucht immer noch, mit ihren Hunden weiterzukommen. Wir kennen die Methoden des Feindes inzwischen. Er setzt weiterhin Chemiewaffen gegen unsere Tunnel ein, weil er seit Monaten nicht gegen den Widerstand unserer Freundinnen und Freunde ankommt. Es werden Sprengsätze an Seilen herabgelassen und Hunde mit Kameras an den Köpfen vorgeschickt. Die Soldaten trauen sich nicht in die Tunnel und rufen uns zur Kapitulation auf. Trotzdem verhalten sich unsere Freunde immer vorausschauend und vorsichtig. Alle Versuche des Feindes werden von den Freunden rechtzeitig bemerkt und wir treffen sofort Maßnahmen.

Manchmal kämpft einer unserer Freunde gegen zwanzig Soldaten und wenn wir anfangen zu schießen, antwortet kein einziger Soldat darauf. Sie rennen weg, ohne einmal zurückzublicken. Sie holen nicht einmal die Leichen ihrer Kameraden. So ist die Situation der Soldaten, alles was sie haben, ist ihre Technologie. Und dagegen treffen wir Maßnahmen. 24 Stunden am Tagen fliegen Drohnen, Hubschrauber und Kampfjets über uns hinweg. Selbst wenn sie kein Ziel ausmachen können, bombardieren sie ständig umsonst das Gelände, nur um uns psychisch fertig zu machen. Wir wissen, was der Feind damit erreichen will, und lassen uns in unserer Konzentration nicht stören. Der Widerstand dauert auch heute noch an. Wir konzentrieren uns auf den Erfolg und wir wissen, dass wir auf jeden Fall gewinnen werden. Selbst wenn sie uns eine Freundin oder einen Freund nehmen, nehmen wir ihnen Dutzende. Wir werden bis zum Schluss kämpfen, nicht nur um den Feind physisch zu eliminieren, sondern um diese Mentalität zu vernichten.“