KCK: Kein Angriff wird unser Volk in die Knie zwingen können

Nach den jüngsten Angriffen der Türkei auf Rojava, Şengal und Mexmûr erklärt die KCK die US-geführte Anti-IS-Koalition zu Mitschuldigen der tödlichen Aggression Ankaras und ruft die Öffentlichkeit auf, eindeutig Position zu beziehen.

„Der türkische Staat hat klar erkannt, dass er seinen genozidalen Kolonialismus in Nordkurdistan nicht aufrechterhalten kann, solange die Selbstverwaltung Rojavas existiert. Daher greift er überall die Errungenschaften der freien Kurdinnen und Kurden an“, erklärt der Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) zu den zeitgleichen Angriffen der Türkei auf Rojava, Şengal und Mexmûr vom vergangenen Dienstag. Den Angehörigen der Toten spricht der Dachverband der kurdischen Befreiungsbewegung sein Beileid aus, den Verletzten der Angriffe wird eine schnelle Genesung gewünscht.

Ein weiterer Grund für die jüngsten Angriffe seien die Versuche der AKP/MHP-Regierung, ihre Existenz zu sichern. Das Regime nehme an, durch die Steigerung von „Kurdenfeindlichkeit und Chauvinismus“ die eigene Macht bewahren zu können. „Auf dieser Grundlage finden auf Anordnung Recep Tayyip Erdogans derartige Angriffe statt. Der Faschist Erdogan stellt jeden Tag aufs Neue unter Beweis, dass er ein Feind aller Kurdinnen und Kurden ist. Hinzu kommt ein tagespolitisches Ereignis, das als weiterer Grund für die jüngsten Angriffe verstanden werden kann“, hebt die KCK hervor.

Gemeint ist die Erklärung des PKK-Zentralkomitees zur Jahreshauptversammlung des Gremiums, die kürzlich veröffentlicht wurde. Laut der KCK stelle dieses Papier unter Beweis, „dass trotz aller Behauptungen des faschistischen AKP/MHP-Regimes, man habe der PKK schwere Schläge versetzt und sie zerschlagen, ein starker Wille existiert, auf dessen Basis der Kampf weiter verstärkt werden wird“. Dies bringe das Trio aus Erdoğan, Bahçeli und Soylu schlichtweg zur Verzweiflung. Weiter erklärt die KCK:

„Trotz all dieser Angriffe leistet unser Volk in Nordkurdistan, Rojava, Südkurdistan, Şengal, Mexmûr und im Ausland, allen voran in Europa, weiterhin einen historischen Widerstand gegen die Versuche des Faschismus, seinen Willen zu brechen. Das kurdische Volk führt heute überall einen entschlossenen Kampf. Auch die Angriffe auf die Guerilla sind aufgrund ihres selbstlosen Widerstands gescheitert. Das PKK-Zentralkomitee bringt deutlich zum Ausdruck, zu welch wichtigen Ergebnissen dieser Widerstand bisher geführt hat und welche Haltung die freie kurdische Gesellschaft auch in Zukunft einnehmen wird. Dies hat den türkischen Faschismus aus der Fassung gebracht. Als Reaktion entschloss sich das Regime, die in seinen Augen schutzlosen Gebiete Mexmûr, Şengal und Rojava anzugreifen. Das eindeutige Ziel dabei ist es, das Volk zu verängstigen, einzuschüchtern und zur Kapitulation zu zwingen. Währenddessen tut die PDK genau das, was sich der türkische Staat wünscht und übt sich in propagandistischen Erklärungen. Die Angriffe hätten sich nicht gegen zivile Ziele, sondern gegen militärische Einrichtungen gerichtet. Die PDK und mit ihr ihre Propagandaorgane schaffen damit die Grundlage dafür, dass der türkische Staat zivile Siedlungsgebiete immer wieder angreifen kann.

Im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) hat Rojava 12.000 Gefallene gegeben. In Şengal waren es Hunderte, während in Mexmûr dutzende Menschen bei der Bezwingung des IS ihr Leben ließen. Auch Kämpferinnen und Kämpfer der Guerillaorganisationen HPG und YJA-STAR haben an der Seite der Bevölkerung Rojavas, Şengals und Mexmûrs Widerstand gegen den IS geleistet. Durch den gemeinsamen Kampf des Volkes und dessen Selbstverteidigungskräften wurde erfolgreich verhindert, dass der IS Südkurdistan, Şengal und Rojava besetzt. Zugleich wurde damit auch die Besetzung des Iraks, Syriens und des gesamten Mittleren Ostens durch den IS verhindert. So wurde die gesamte Menschheit vor dieser großen Gefahr geschützt. Die Selbstverteidigungskräfte Rojavas, Şengals und Mexmûrs bestehen ausschließlich aus Angehörigen der lokalen Bevölkerung. Das Volk und die Selbstverteidigungskräfte voneinander zu trennen, ist falsch. Ein Angriff auf die Selbstverteidigungskräfte stellt einen Angriff auf das Volk selbst dar. Die QSD anzugreifen, bedeutet ebenfalls das Volk anzugreifen. Insofern ist nicht nur der Schutz der zivilen Bevölkerung in Şengal, Mexmûr und Rojava legitim, sondern auch der Widerstand gegen Angriffe auf Kräfte, die diese Menschen gegen den IS und alle anderen Gefahren verteidigen. In Bezug auf Aggressionen gegen die Verteidigungskräfte unseres Volkes muss deutlich Stellung bezogen werden.“

Die KCK unterstreicht, dass die Angriffe der Türkei auf Rojava, Şengal und Mexmûr nicht ohne grünes Licht der USA erfolgen können und kritisiert, dass die US-geführte internationale Anti-IS-Koalition „den engsten Verbündeten des IS“ ermächtigt, Luftangriffe gegen eben jene Bevölkerung und Verteidigungskräfte zu fliegen, die den Terror aktiv bekämpfen. „In Rojava, Şengal und Mexmûr ist es deshalb in der jüngeren Vergangenheit zu zahlreichen Massakern gekommen. Das Schweigen der USA, des Iraks, aller anderen Mitglieder der globalen Koalition sowie Russlands und ihre Weigerung, klar Haltung zu beziehen, macht sie zu Mitschuldigen an diesen Morden. Sie alle behaupten, gegen den IS zu kämpfen. Doch ihr Schweigen angesichts der türkischen Angriffe auf Menschen in Süd- und Westkurdistan, die alle vereint Widerstand gegen den IS leisten, wird als eines der eindeutigsten Beispiele für politische Unmoral in die Geschichte eingehen. Alle diese Kräfte werden sich die Frage gefallen lassen müssen, ob sie auf der Seite derjenigen standen, die den IS bekämpften, oder ob sie die Verbündeten des IS unterstützten.“

Deshalb müssten nicht nur das kurdische Volk und dessen Freundinnen und Freunde klar Stellung gegen die USA, Russland, die Länder Europas und den Irak beziehen. Auch die Völker der Welt, alle Demokraten, Intellektuelle und Kunstschaffende als das Gewissen der Menschheit seien gefordert, gegen die Haltung von Staaten zu protestieren, durch die der türkischen Aggression der Weg bereitet werde. „Überall muss eindeutig Position bezogen werden, um weitere Angriffe zu verhindern. Geschieht dies nicht, wird es den Kräften, die hinter dem faschistischen, genozidalen und kolonialistischen türkischen Staat stehen, gelingen, ihre eigene Rolle zu verheimlichen. Dies würde Ankara dazu ermutigen, weitere derartige Angriffe auszuführen.

Unser Volk und sein internationaler Unterstützerkreis müssen überall auf der Welt gegen die Angriffe des türkischen Staates auf die Straße gehen. Denn diese Angriffe richten sich gegen das patriotische und frei denkende kurdische Volk. Als Teil ihres Kampfes gegen den türkischen Staat müssen sie auch gegen die Bemühungen der PDK eintreten, diese Angriffe zu legitimieren.

Der türkische Staat kann unser Volk noch so sehr angreifen. Es wird ihm niemals gelingen, die Völker Rojavas, die 12.000 Gefallene und zehntausende Verwundete geopfert haben, einzuschüchtern und von ihrem Kampf abzubringen. Auch die Kinder Dewrêşê Evdîs, die trotz der IS-Angriffe den Şengal nicht verließen, dort Widerstand leisteten und die Region retteten, werden sich nicht zur Kapitulation zwingen lassen und ihren Kampf für ein freies Êzîdxan fortsetzen. Ebenso sehr wird die Bevölkerung Mexmûrs, in der jede Familie Gefallene zu verzeichnen hat, sich von keinerlei Angriffen einschüchtern lassen und ihren Traum eines freien Kurdistans weiterverfolgen. Diese Angriffe werden unser Volk stärken, seine Wut steigern und es somit dazu veranlassen, seinen Kampf auszuweiten.

Als Freiheitsbewegung Kurdistans betonen wir hiermit erneut, dass wir immer an der Seite der Bevölkerung Rojavas, Şengals und Mexmûrs stehen werden und wünschen ihr viel Erfolg bei ihrem Freiheitskampf.“