KCK: Es ist Zeit, an der Seite der Guerilla zu stehen

Mit den Angriffen auf Zap ist der Krieg der Türkei gegen die kurdische Gesellschaft in eine neue Phase eingetreten. Gegen die Absicht eines Völkermords in Kurdistan muss es überall zu Massenmobilisierungen kommen, fordert die KCK.

Mit den Angriffen auf Zap ist der Krieg der Türkei gegen die Kurdinnen und Kurden in eine neue Phase eingetreten. Das Ziel dieses Vernichtungskrieges des türkischen Staates besteht darin, Kontrolle über die Errungenschaften des kurdischen Volkes zu erhalten, seine Willenskraft zu brechen und schlussendlich der kurdischen Existenz ein Ende zu bereiten, erklärt der Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) und ruft zur Massenmobilisierung auf.

In der Nacht zu Montag hat der NATO-Staat Türkei eine weitere großangelegte Invasion in die Kurdistan-Region Irak (Südkurdistan) gestartet. Im Vorfeld des in der Luft und am Boden geführten Angriffskrieges hatte die türkische Armee innerhalb von drei Tagen bereits knapp achtzig Bombardements gegen Guerilla- und Siedlungsgebiete in den Regionen Zap und Avaşîn durchgeführt. Die in Hewlêr (Erbil) regierende und vom Barzanî-Clan dominierte PDK unterstützt die türkische Führung bei der Besatzungsoffensive. Die Guerillaorganisationen HPG und YJA Star sind die einzigen Kräfte, die dagegenhalten.

„Die Freiheitsguerilla Kurdistans leistet aufopferungsvoll Widerstand gegen die Angriffe der genozidal und kolonialistisch agierenden Türkei und hat ihrer Armee bereits schwere Schläge versetzt. Von ganzem Herzen gratulieren wir den Kämpferinnen und Kämpfern sowie den Kommandierenden zu ihrem heldenhaften Widerstand“, würdigt die KCK den Einsatz der Guerilla. Weiter heißt es in der Erklärung: „Der türkische Staat verfolgt die Absicht, mit der Guerilla die treibende Kraft hinter dem Widerstandswillen Kurdistans zu zerschlagen, den Völkermord zum Abschluss zu bringen und damit die Kurdinnen und Kurden vollständig auszulöschen. All diese Angriffe können nur durch den umfassenden Widerstand der Guerilla und des Volkes zurückgeschlagen werden. Wenn der Feind überall angreift, müssen auch das Volk und die Widerstandskräfte überall aktiv im Kampf sein. Unser Volk muss überall mit demselben Widerstandgeist, mit dem die Freiheitsguerilla die Angriffe des Feindes zurückschlägt, seine Wut zum Ausdruck bringen und protestieren.“

Das kurdische Volk befinde sich heute in einer historischen Phase, in der es um das Überleben gehe. „Als Bewegung und als Volk verfügen wir über die Kraft und die Willensstärke, um alle Angriffe des Feindes auf unsere Existenz ins Leere laufen zu lassen. Die organisierte Kraft des Volkes ist um ein Vielfaches größer als alle Panzer, Bomben, Kriegsflugzeuge und moderne Technik. Dies hat unser Volk bereits unzählige Male bewiesen, als es die Unterdrückungs- und Einschüchterungspolitik des türkischen Kolonialismus immer wieder zurückgeschlagen hat. Als Volk und als Bewegung ist es heute unsere Pflicht, mit eben diesem Widerstands- und Kampfgeist voller Entschlossenheit den Angriffen des Feindes zu begegnen und dessen Pläne zu durchkreuzen“, so die KCK.

Hauptsächlich seien jetzt die Menschen in Südkurdistan gefragt, gegen den Angriffskrieg Position zu beziehen. Denn die Invasion ziele auch auf die Zerschlagung der Errungenschaften der Region ab. „Die Guerilla wird am intensivsten angegriffen, weil sie einen Freiheitskampf für das kurdische Volk führt und dessen Gewinne verteidigt. Unser südkurdisches Volk sollte auch jetzt, genauso wie in den vergangenen Jahren, an der Seite der Guerilla stehen und einen Aufstand gegen die Besatzung starten. Der freiheitliche Wille und die Errungenschaften des Volkes im Süden können beschützt werden, solange es aktiv gegen die Besatzung und Kollaboration vorgeht. Diejenigen, die die Existenz der Guerilla als Vorwand für die Besatzung nutzen und mit dem genozidalen Kolonialstaat Türkei paktieren, verkaufen die Werte aller Kurdinnen und Kurden. Es sind Verräter, die den Kampf des kurdischen Volkes veräußern und die Existenz der Guerilla als Hindernis für sich und ihre Interessen betrachten.“

Demgegenüber sollte sich die patriotisch-revolutionäre Jugend Kurdistans mobilisieren und mittels „effektiver Aktionen“ eine klare Antwort auf die „Angriffe des Feindes“ geben. Ob durch einen Anschluss an die Guerilla oder durch andere Formen des Widerstandes: „Die patriotisch-revolutionäre Jugend ist die Verteidigungsarmee Kurdistans und des kurdischen Volkes. Sie darf nicht schweigen, wenn der mordende Feind versucht, den Willen unseres Volkes zu brechen und dessen Existenz auszulöschen. Die kurdische Jugend ist am Zug, mithilfe kreativer und vielfältiger Methoden dem türkischen Faschismus schwere Schläge zuzufügen. Die Töchter und Söhne des kurdischen Volkes sollten nicht auf Befehle warten, sondern überall die Initiative ergreifen und den Kampf anführen. Die Angriffe und die Besatzung des AKP/MHP Faschismus werden insbesondere durch die Vereinigung des Kampfes der Jugend mit dem Widerstand der Guerilla zurückgeschlagen werden. Die Jugend ist die Verteidigerin des Volkes und der Freiheit. Die patriotisch-revolutionäre Jugend kann dieser historischen Pflicht und Verantwortung gerecht werden und somit ihre Rolle spielen. Sie sollte überall den Widerstand für die Freiheit verstärken. Ganz gleich, wo sie sich befinden: die Jugendlichen Kurdistans sollten sich als Guerilla verstehen und entsprechend handeln.“

Die kurdische Frau bezeichnet die KCK als „grundlegende Führungskraft“ des Befreiungskampfes in Kurdistan. „Sie verstärkt den Freiheitsgeist und Widerstand des Kampfes und macht ihn dadurch unbesiegbar. Indem sie an vorderster Front gegen die Angriffe des türkischen Faschismus kämpft und sich effektiv am Widerstand der Gesellschaft und ihrer demokratischen Kräfte beteiligt, ist sie eine tragende Säule im Kampf gegen das an den Rand des Zusammenbruches gedrängte AKP/MHP-Regime. Ihre Position als Sperrspitze des Widerstands wird sie auch jetzt spielen und die Invasion des türkischen Staates zurückschlagen.“

Dass die PDK den Angriffskrieg der Türkei in Südkurdistan unterstützt, bezeichnet die KCK als einen „Verrat am kurdischen Volk und dessen Kampf“ sowie Beihilfe zum Genozid am eigenen Volk. Gegenteilige Äußerungen der Partei stellten nur Täuschungsmanöver dar. „Es ist ein Schutzmechanismus, weil die Reaktion des kurdischen Volkes gefürchtet wird. Zugleich verhindert die PDK, dass die kurdische Bevölkerung in Gebieten unter ihrer Kontrolle, etwa Hewlêr und Behdînan, ihren Protest gegen die Besatzung zum Ausdruck bringt. Der faschistische und kurdenfeindliche Staatschef Tayyip Erdoğan hat durch seinen Dank an die PDK für deren Unterstützung der Besatzung deutlich gemacht, an wessen Seite sie steht. Die PDK stellt dem türkischen Staat umfassende geheimdienstliche und logistische Unterstützung zur Verfügung und umzingelt die Guerillagebiete. Sie ist somit am aktuellen Krieg beteiligt.“ So hatte die türkische Armee nach erfolglosen Versuchen, ihre Luftlandetruppen in Kuro Jahro abzusetzen versucht, unter dem Schutz von PDK-Truppen von Şîladizê aus über dem Boden vorzurücken. Dies zeige deutlich, wie sehr die PDK mit dem türkischen Staat kollaboriere. „Es ist deshalb sehr wichtig, dass alle – insbesondere das Volk Kurdistans – diese Kollaboration erkennen und dagegen Position beziehen.“

Die KCK ruft Kunstschaffende und Intellektuelle auf, die kurdische Gesellschaft bei der Ausweitung ihres Protestes anzuführen. Sie würden die Verantwortung dafür tragen, der Öffentlichkeit die Bedeutung und Gefahren Angriffskrieges zu vermitteln. „Intellektuell oder künstlerisch zu sein bedeutet, das Wissen, Gewissen und Herz der Gesellschaft zu sein. Der türkische Staat greift aktuell überall an – insbesondere die Gebiete der Guerilla – mit der Motivation, den Völkermord an uns zu vollenden. Die Intellektuellen sind in der Pflicht, alle Haltungen bloßzustellen, die dies nicht anerkennen und die Kollaboration mit dem Feind legitimieren oder verschleiern. Sie tragen eine historische Verantwortung dafür, diese Wahrheit aufzudecken und dem Volk vor Augen zu führen.“

Auch die Völker und Werktätigen in der Türkei seien aufgerufen, den Angriffen auf die Kurdinnen und Kurden zu begegnen und Seite an Seite mit ihnen zu kämpfen. Es sollte das Ansinnen jedes Menschen, der die Werte des Sozialismus, der Demokratie und der Freiheit verinnerlicht, sein, den 1. Mai beispielsweise in einen Tag zu verwandeln, an dem die Völker zusammen mit der Arbeiterklasse für Gerechtigkeit und Gleichheit einstehen und ihre Solidarität mit dem kurdischen Widerstand demonstrieren. „Der türkische Staat greift nicht nur Kurdistan und das kurdische Volk an, sondern verfolgt im gesamten Nahen Osten eine Besatzungs- und Expansionspolitik. Er erklärt die Kurd:innen und die PKK zu Angriffszielen, weil diese an die Völkerfreundschaft glauben und für ein gleichberechtigtes, freies und demokratisches Leben in der gesamten Region kämpfen. Deshalb rufen wir auch alle Völker des Nahen Ostens – insbesondere das arabische Volk – dazu auf, gegen diese Besatzungsangriffe aktiv zu werden und ihren Protest zum Ausdruck zu bringen.

Wir messen dem Protest der Arabischen Liga gegen die Invasion großen Wert bei und begrüßen diesen ausdrücklich. Während die Haltung der irakischen Regierung gegen die Besatzung unzureichend und opportunistisch ist, haben die arabischen politischen Kräfte und Staaten sich angesichts der türkischen Besatzung klar positioniert. Dies ist sehr wichtig dafür, die hegemoniale Politik des türkischen Staates zu stoppen.

Es ist allseits bekannt, dass der türkische Staat die aktuellen Angriffe mit der Unterstützung internationaler Mächte durchführt. Ohne die Unterstützung und das bewusste Ignorieren seitens dieser Akteure könnte die Türkei diese Angriffe – bei denen sie chemische Waffen zum Einsatz bringt – niemals durchführen. Genau diese internationalen Kräfte, die in der Ukraine gegen den Krieg Position beziehen, schweigen zu den Besatzungsangriffen des türkischen Staates und nehmen damit eine äußerst verlogene Haltung ein. Die Völker dieser Welt, die demokratische Öffentlichkeit und unser Volk nehmen diese Tatsache sehr bewusst wahr. Wir rufen all die Kräfte, die bisher zu den Besatzungsangriffen des türkischen Staates geschwiegen und diese unterstützt haben, dazu auf, ihre mit Freiheit und Demokratie völlig unvereinbare Haltung aufzugeben und offen gegen die Invasion Stellung zu beziehen.

Durch den Widerstand der heldenhaften Guerilla und den gemeinsamen Kampf der Völker, Frauen, Jugend, Arbeiter und demokratischen Kräfte – insbesondere des kurdischen Volkes – werden die Besatzungsangriffe des türkischen Staates zurückgeschlagen werden. All diejenigen werden siegen, die für Freiheit und Demokratie kämpfen.“