Die Ko-Vorsitzenden der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) haben eine Erklärung zu dem türkischen Anschlag auf den ezidischen Politiker Zekî Şengalî gestern in Südkurdistan veröffentlicht. Şengalî, der Mitglied der ezidischen Koordination Şengal und des KCK-Exekutivrates war, wurde tödlich verletzt, als die türkische Luftwaffe gezielt sein Fahrzeug bombardierte.
In der KCK-Erklärung heißt es:
„Für die Eziden war er Mam Zekî, für unsere Befreiungsbewegung war Zekî Şengalî (Ismail Özden) seit 35 Jahren ein militanter Weggefährte und Mitglied des KCK-Exekutivrates. Am 15. August wurde er durch einen gezielten Angriff der türkischen Luftwaffe auf das Fahrzeug, in dem er sich befand, mit Unterstützung lokaler Kollaborateure ermordet.“
Bei dem Angriff handele es sich um die Fortsetzung des Genozids am ezidischen Volk, den der Islamische Staat (IS) im August 2014 in Şengal verübt habe, so die KCK. Der türkische Staat habe ein weiteres Mal bewiesen, dass er die Kraft hinter der Terrormiliz IS sei.
Rolle der USA, des Irak und der PDK
„Laut Informationen aus Şengal haben die PDK oder der irakischen Regierung nahestehende Kreise an dem Anschlag mitgewirkt. Der Angriff ereignete sich kurz nach einem Besuch des irakischen Ministerpräsidenten Al-Abadi in Ankara. Zekî Şengalî hat für die Eziden etliche Gespräche mit irakischen Vertretern geführt. Die irakische Regierung muss zu diesem Angriff umgehend Stellung beziehen. Sie hat sich früher gegen einen Angriff auf Şengal ausgesprochen. Hat es jetzt eine Absprache gegeben und dem Anschlag wurde zugestimmt? Die Öffentlichkeit und die Eziden erwarten eine Erklärung zu dieser Frage. Wenn die irakische Regierung und die PDK nichts mit diesem Massaker zu tun haben, sollten sie den Anschlag verurteilen.“
Luftraum über Şengal muss für die Türkei gesperrt werden
„Şengal ist bereits früher von der türkischen Luftwaffe angegriffen worden. Für den Luftraum über Şengal sind der Irak, die USA und die PDK verantwortlich. Sie erlauben der türkischen Luftwaffe, Şengal zu bombardieren. Die Angriffe können nur stattfinden, weil die verantwortlichen Kräfte sich nicht dagegen stellen und sogar ihre Zustimmung geben. Sie haben bereits den vom IS verübten Genozid nicht verhindert und sich bei dem jüngsten Angriff zu Mittätern gemacht. Wenn sie sich von ihrer Mittäterschaft distanzieren wollen, muss der Luftraum über Şengal unverzüglich für türkische Flugzeuge gesperrt werden.“
Autonomiestatus für das ezidische Siedlungsgebiet
„Das ezidische Volk kann nach dem IS-Massaker vom 3. August 2014 nur durch einen autonomen Status von Êzîdxan vor einem Genozid geschützt werden. Der Autonomiestatus muss vom Irak und allen internationalen Kräften anerkannt werden.
Die ganze Welt weiß, dass nur die Guerilla der HPG, YJA-Star und der YPG/YPJ die Eziden bei dem Angriff des IS geschützt hat. Die Eziden in Şengal sind dadurch vor einem noch schlimmeren Genozid bewahrt worden. Seit dieser Zeit bauen sie autonome Strukturen auf, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten. Sie haben die Selbstverteidigungskräfte YBŞ und YJŞ gegründet. Die Guerilla hat daraufhin angekündigt, Şengal gegen weitere mögliche Angriffe erneut verteidigen zu wollen, und sich aus Şengal zurückgezogen. Nach dem Rückzug der Guerilla hat der jüngste Angriff deutlich gezeigt, dass der türkische Staat weiter einen ezidischen Genozid anstrebt. Der in Nordkurdistan (Bakur) geführte Genozid am ezidischen Volk soll in Şengal vervollständigt werden. Ein Angriff auf die ezidischen Autonomie- und Selbstverteidigungsstrukturen zielt auf einen Völkermord ab.“
Mâm Zekîs Sehnsucht wird Wirklichkeit werden
Mâm Zekî ist unmittelbar nach Beginn des IS-Angriffs nach Şengal zurückgekehrt und hat eine führende Rolle bei der Organisation der geflüchteten Menschen in den Bergen und dem Aufbau eigener autonomer Strukturen übernommen. Tag und Nacht hat er sich dafür eingesetzt, dass die Eziden in Şengal bleiben und sich organisieren. Aufgrund seiner Arbeit wurde er in Şengal geliebt und wurde für die Eziden zu Mâm Zekî. Das ezidische Volk wird ihn niemals vergessen und seinen Wunsch nach einem autonomen Êzîdxan Wirklichkeit werden lassen.“
Aufruf zur Verteidigung von Şengal
In ihrer Erklärung ruft die KCK dazu auf, gegen das Attentat auf Zekî Şengalî zu protestieren und die Autonomie Êzîdxans zu verteidigen. „Wir möchten ein weiteres Mal betonen, dass der türkische Staat mit seinen Massakern und Anschlägen sein eigenes Ende herbeiführt. Unsere Bewegung und die Bevölkerung werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen“, heißt es abschließend in der KCK-Erklärung.