KCK: Am 1. Mai gemeinsam Haltung beziehen

Die KCK ruft „alle Völker, Frauen und Werktätigen“ dazu auf, am 1. Mai ihre Einheit auf der Straße zu stärken, Haltung gegen die Besatzungsangriffe des türkischen Faschismus zu beziehen und sich solidarisch mit dem kurdischen Volk zu zeigen.

Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) ruft zu breiten Protesten am 1. Mai auf. Alle Völker, Frauen und Werktätigen seien dazu aufgerufen, an diesem Kampftag ihre Einheit auf der Straße zu stärken, Haltung gegen die Besatzungsangriffe des türkischen Faschismus zu beziehen und sich solidarisch mit dem kurdischen Volk zu zeigen.

„Wir gratulieren der internationalen Arbeiterklasse, allen Arbeitenden, Völkern, Frauen und all den Menschen auf dieser Welt, die für Freiheit und Demokratie kämpfen, zum 1. Mai – dem Tag der Einheit, des Kampfes und der Solidarität. Wir sind fest davon überzeugt, dass alle unterdrückten Gesellschaftskreise, insbesondere die Arbeiter:innen, die gesamte arbeitende Bevölkerung, die Völker und Frauen, am 1. Mai auf die Straße gehen und diesen Tag voller Enthusiasmus feiern werden. Der diesjährige 1. Mai wird dazu führen, dass die Arbeiterklasse und die unterdrückten Völker dieser Welt ihre Einheit und Solidarität weiter verstärken und ihren gemeinsamen Befreiungskampf gegen jegliche Unterdrückung intensivieren werden.

Ein bedeutsamer und erkämpfter Tag

Der 1. Mai ist ein bedeutsamer Tag, an dem alle gegen Unterdrückung kämpfenden Werktätigen und Völker vereint und solidarisch ihr gemeinsames Bewusstsein für den Kampf für Freiheit zum Ausdruck bringen. Im Verlauf ihrer Geschichte hat die Menschheit ununterbrochen gegen die auf Klassen basierende Zivilisation gekämpft; ein Kampf, der auch heute noch andauert. Der 1. Mai ist ein Teil des Kampfes, den die Menschheit gegen Ausbeutung führt. Er ist ein zeitgemäßer Ausdruck für diesen historischen Kampf. Dementsprechend stellt der 1. Mai einen universellen Tag dar, an dem die Menschheit, die von Freiheit und Gleichheit träumt und genau dafür kämpft, ihre Leidenschaft für diese Werte zum Ausdruck bringt.

Das zentrale Merkmal des 1. Mai besteht darin, dass er erkämpft wurde. Deshalb müssen alle Arbeiter:innen, die gesamte arbeitende Bevölkerung, alle Völker und Frauen an diesem Kampftag nicht nur ihre Forderungen deutlich formulieren, sondern klar Haltung gegen Unterdrückung, Tyrannei, Faschismus und Ausbeutung beziehen. Kein Wert und keine Errungenschaft lassen sich kampflos erreichen. Es sind zweifellos die Arbeiterklasse, die Völker und Frauen, die mit eigener Kraft ihr Leben bestreiten und dies deshalb am besten wissen. Wenn also das kapitalistische Ausbeutungssystem heute eine schwere Krise durchläuft, dann ist dies das Ergebnis eben jenes Kampfes. Und auch der Zusammenbruch der kapitalistischen Moderne und das Ende der Ausbeutung werden nur durch Kampf erreicht werden.

Das System der kapitalistischen Moderne ist das stärkste aller bisher dagewesenen Ausbeutungssysteme. Das männlich-hegemoniale Ausbeutungssystem, das mit der Unterdrückung der Frau und Natur begann, hat mit der kapitalistischen Moderne seinen Höhepunkt erreicht. Denn dieses auf einer auf maximaler Ausbeutung und Profit ausgerichteten Mentalität basierende System lässt für seine Ziele nichts unberührt zurück. Es hat nicht nur den Menschen und die von ihm geschaffenen Werte, sondern auch die gesamte natürliche Umwelt und den kompletten Planeten als Folge seiner grenzenlosen Ausbeutungs- und Profitmentalität zerstört und damit alle Lebensgrundlagen vernichtet.

Die kapitalistischen Moderne ist ein Feind der Gesellschaft

Das System der kapitalistischen Moderne ist ein Feind der Gesellschaft. Es dehnt seinen grenzenlosen Profit und seine Ausbeutung immer weiter aus, indem es die Gesellschaft in Einzelteile zerschlägt. Die Schwächung der Gesellschaftlichkeit und deren letztendliche Zerstörung stellt ein grundlegendes Ziel der kapitalistischen Moderne dar. Denn überall dort, wo Gesellschaftlichkeit existiert, können weder Kapitalismus noch irgendein anderes ausbeuterisches System bestehen. Gesellschaftlichkeit stellt sich gegen Ausbeutung und toleriert diese nicht. Mit ihrer Hilfe ist es der Menschheit gelungen, all ihre materiellen und ideellen Werte zu erschaffen. Die kapitalistische Moderne hingegen betrachtet Gesellschaftlichkeit aufgrund ihrer grenzenlosen Ausbeutungsmentalität als einen Feind und greift sie dementsprechend an. Sie betrachtet die Vernichtung von Gesellschaftlichkeit als Grundvoraussetzung für ihre eigene Existenz. Deshalb hat Gesellschaftlichkeit durch das System der kapitalistischen Moderne stark an Kraft verloren. Das hat dazu geführt, dass heute praktisch keine Werte mehr existieren, die nicht ausgebeutet und zu Geld gemacht werden. Es ist daher äußerst wichtig, dass alle sich den anti-gesellschaftlichen Charakter der kapitalistischen Moderne noch stärker bewusst machen und sich dafür einsetzen, Gesellschaftlichkeit zu stärken bwz. erneut aufzubauen, um dem aktuellen Ausbeutungssystem ein Ende zu bereiten.

Die kapitalistische Moderne befördert eine grenzenlose Entwicklung des Individualismus und bringt den Einzelnen gegen die Gesellschaft in Position. Dadurch schwächt sie die Gesellschaft und zerstört diese letztendlich. Indem sie das Individuum seines eigentlichen Platzes beraubt, zerstört die kapitalistische Moderne die Gesellschaft. Sie spielt mit der Gefühls- und Bedeutungswelt des Menschen und schwächt ihn. So erniedrigt sie den Menschen zu einem von der Gesellschaft entfremdeten, jeglicher Bedeutung und Gefühle beraubten, individualistischen und egoistischen Wesen. Es ist daher umso wichtiger, die Existenz eines Menschen und Lebens, die Robotern gleichen, nicht an einem anderen Ort oder in der Zukunft zu vermuten, sondern in dem von der kapitalistischen Moderne erschaffenen Individualismus zu erkennen, der jeglicher Bedeutung und Gefühle beraubt wurde.

Wir leben heute in einer Zeit der kapitalistischen Konsumgesellschaft, in der nur Verbrauch als Wert gilt. Solch ein Leben, in dem nichts Wirkliches erschaffen wird und nur Konsum als wertvoll gilt, ist ein Ausdruck dafür, wie tief die Menschheit gefallen ist. Um sich aus dieser Situation zu befreien, muss so lange auf Grundlage gesellschaftlicher Gefühle und Ideale gegen die Mentalität der kapitalistischen Moderne gekämpft werden, bis diese zerstört ist.

Kampf gegen Ausbeutung grundlegendes Prinzip der PKK

Das grundlegendste Prinzip der Freiheitsbewegung Kurdistans besteht darin, gegen Ausbeutung zu sein. Die PKK ist ein Ergebnis des Erbes des sozialistischen Kampfes und hat ihn seit ihrer Entstehung ununterbrochen fortgesetzt. Für die Interessen der kapitalistischen Moderne wurde das kurdische Volk einer Tyrannei und Ausbeutung unterworfen, für die es historisch betrachtet nur wenige andere Beispiele gibt. Während Kurdistan geteilt wurde, hat man das kurdische Volk Verleugnung, Vernichtung und Völkermord unterworfen. Dadurch wurden Kurdistan und das kurdische Volk einem System totaler Ausbeutung ausgesetzt. Daher stellt der von der PKK begonnene Freiheitskampf in Kurdistan einen der historisch und aktuell betrachtet wichtigsten und bedeutungsvollsten Aufbrüche dar. Rêber Apo [Abdullah Öcalan] baute die PKK auf und setzte sich für den Freiheitskampf in Kurdistan ein, weil er Werten wie Gleichheit, Freiheit und Sozialismus zutiefst verbunden ist. Diese Verbundenheit zu Gleichheit, Freiheit und Sozialismus ist das Fundament der PKK. Bei vielen der führenden PKK-Kader handelt es sich um aus der Türkei stammende Sozialist:innen und Revolutionär:innen. All diese Freund:innen haben erkannt, dass der sozialistische Kampf für Gleichheit und Freiheit in der Befreiung des kurdischen Volkes von Völkermord und Kolonialismus liegt. Auf der Grundlage dieses Gefühls haben sie sich dem Freiheitskampf in Kurdistan angeschlossen.

Gedenken an die Gefallenen des Taksim-Massakers

Das kurdische Volk kämpft nicht nur für sich selbst, sondern für alle Völker und für die gesamte Menschheit. Ein eindeutiges Beispiel dafür ist der Kampf gegen den IS. Durch ihren Kampf gegen den IS haben die PKK und das kurdische Volk Verantwortung für die Werte der Völker des Nahen Ostens und der gesamten Menschheit übernommen und zugleich schwere Opfer erbracht. Auch heute spielen sie weiter diese Rolle, indem sie gegen den türkischen AKP/MHP-Faschismus kämpfen, der der Feind aller Völker und der gesamten Menschheit ist.

Die Revolutionäre und die arbeitende Bevölkerung der Türkei haben große Opfer im Kampf gegen Ausbeutung erbracht und dadurch eine wichtige Tradition und ein bedeutendes Erbe für diesen Kampf erschaffen. Am 1. Mai 1977 verloren 34 Revolutionäre auf dem Taksim-Platz bei einem Angriff der dunklen Kräfte des Staates ihr Leben. In Person dieser Gefallenen gedenken wir allen Toten des 1. Mai. Wir messen dem Gedenken an sie enorme Bedeutung bei und erklären hiermit, dass wir ihren Kampf fortsetzen werden. Die Gefallenen des blutigen Taksim-Massakers vom 1. Mai 1977 haben einen sehr wichtigen Beitrag zu Schaffung von Werten wie Demokratie und Freiheit und deren Tradition geleistet.

Als Freiheitsbewegung Kurdistans verstehen wir uns stets als ein Teil der Arbeiterklasse der Türkei und des Kampfes für Gleichheit, Freiheit und Demokratie, der von der Arbeiterklasse und der werktätigen Bevölkerung des Landes erschaffen wurde. Die Befreiung aller Unterdrückten in der Türkei, insbesondere der Arbeiterklasse, ist nur mithilfe des gemeinsamen Kampfes des kurdischen Volkes und der sozialistischen und demokratischen Kräfte des Landes möglich. Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass der Kampf der demokratischen Kräfte der Türkei und des Freiheitskampfes Kurdistans noch stärker miteinander vereint werden.

Kampf gegen den türkischen Faschismus

Der AKP/MHP-Faschismus verfolgt eine kurdenfeindliche Politik und führt ununterbrochen Besatzungs- und Vernichtungsangriffe gegen das kurdische Volk durch. Er versucht überall dort zu attackieren und zu besetzen, wo kurdische Errungenschaften erreicht wurden. Neben seiner Besatzung von Teilen Rojavas, besetzt er nun auch Südkurdistan. Das Ziel dieses Faschismus ist es, den Genozid an den Kurdinnen und Kurden zu vollenden. Er verwendet die von den Werktätigen und den Völkern der Türkei geschaffenen Werte, um Krieg gegen das kurdische Volk zu führen. Deshalb müssen alle klar Position gegen den von dem AKP/MHP-Regime geführten Krieg gegen das kurdische Volk und die damit einhergehende Besatzung beziehen. Weil die kurdische Frage in der Türkei nicht gelöst wird, ist auch die Lösung der anderen Probleme des Landes unmöglich. Denn die Lösung der kurdischen Frage erfordert eine demokratische Mentalität und Haltung. Wir sind fest davon überzeugt, dass die arbeitende Bevölkerung, alle Arbeiter:innen, Völker, Frauen und unterdrückten Gesellschaftsgruppen am diesjährigen 1. Mai auf die Straßen gehen werden, um ihren Protest zum Ausdruck zu bringen und eindeutig gegen die Angriffe und Besatzung des AKP/MHP-Faschismus Position zu beziehen. Auch das kurdische Volk wird seine Einheit mit dem Arbeits- und Demokratiekampf in der Türkei stärken mit dem Ziel, den AKP/MHP-Faschismus stürzen und die Demokratisierung des Landes zu erreichen.

Der Faschismus der AKP und MHP ist nicht nur ein Feind der Kurd:innen, sondern genauso sehr ein Feind der gesamten Gesellschaft, aller Völker, Frauen und der gesamten arbeitenden Bevölkerung. Beide Parteien sind der Grund für alle aktuellen Probleme in der Türkei. Deshalb müssen sich alle, die gegen Tyrannei und für Gleichheit und Freiheit einstehen, gegen diesen Faschismus vereinen und zusammen gegen ihren gemeinsamen Feind kämpfen. Diese Einheit und der Sturz der AKP und MHP müssen unbedingt erreicht werden.

Aufruf an alle Völker, Frauen und Werktätigen

Wir rufen alle Völker, Frauen, Arbeiter:innen und die werktätige Bevölkerung dazu auf, am diesjährigen 1. Mai auf die Straße zu gehen und ihre Einheit zu verstärken, offen Haltung gegen die Besatzungsangriffe des Faschismus zu beziehen und sich solidarisch mit dem kurdischen Volk zu zeigen.“

Titelfoto: Medienkollektiv Linksunten Göttingen