Kampagne zum Anwerben neuer Dorfschützer in Wan gestartet

Mit wirtschaftlichen Anreizen versucht der türkische Staat in der Provinz Wan neue Milizionäre anzuwerben.

In der nordkurdischen Provinz Wan ist der türkische Staat auf der Suche nach Dorfschützern. Nun hat der Gouverneur der Provinz hierfür eine eigene Kampagne ins Leben gerufen. „Willst du dein Leben lang Bauer bleiben? Sei kein Bauer, werde Dorfschützer", heißt der Slogan, mit dem der Gouverneur neue Milizionäre im Kampf gegen die Guerillakräfte der HPG und YJA-Star gewinnen will.

Der Gouverneur von Wan hat eine eigene Kommission ins Leben gerufen, die sich um das Anwerben von Dorfschützern kümmern soll. In den letzten Tagen sind die Kommissionsmitglieder im Bezirk Payîzawa (Gürpınar) besonders aktiv, wo Treffen mit verschiedenen Dorfvorstehern stattfinden. Mit wirtschaftlichen Anreizen versuchen die Mitglieder der Dorfschützerkommission in der Region junge Männer anzuwerben.

Im Bezirk Ertemêtan (Edremit) hingegen hat diese Methode wohl bereits funktioniert. Hier sollen jüngst 48 Dorfschützer ausgebildet worden sein. Verantwortlich für ihre Ausbildung war demnach der Landrat des Bezirks Atıf Çiçekli.

Der HDP-Abgeordnete der Provinz Wan, Murat Sarısaç, erklärt, was hinter der Anwerbekampagne des Staates steckt. Die AKP verfolge eine Strategie, bei der sie die Bevölkerung zunächst hungern lasse, um sie dann mit wirtschaftlichen Anreizen als Dorfschützer anzuwerben und als Agenten des Staates agieren zu lassen. Sarısaç sieht auch eine Verknüpfung zwischen den Anwerbeversuchen und den anstehenden Kommunalwahlen in der Türkei: „Bis zu den Wahlen soll es in jedem Dorf der Region Dorfschützer geben. Das ist ihr Ziel. Auf diese Weise wollen sie in jeder noch so kleinen Gemeinschaft ihre Männer haben und so die Einheit der Gesellschaft unterbinden.”