Die iranische Revolutionsgarde hat in der Nacht auf Montag erneut ostkurdische Oppositionsparteien in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) mit Raketen und Drohnen bombardiert. Die Angriffe galten der Demokratischen Partei Kurdistans-Iran (PDK-I) und der Komala, wie beide Organisationen mitteilten, ohne Angaben zu möglichen Opfern zu machen.
Am schwersten betroffen von den Angriffen war die PDK-I. Von der Revolutionsgarde abgefeuerte Boden-Boden-Raketen schlugen sowohl im Hauptquartier der Partei in Koye östlich von Hewlêr (Erbil) sowie im Vertriebenenlager Jejnikan am Stadtrand der Metropole ein. Auf ihrem Basislager betreibt die PDK-I auch eine Reihe von zivilen Einrichtungen wie Schulen, Gesundheitsstationen und Altenheime. Eine der Raketen habe ein Krankenhaus auf dem Gelände getroffen, ob Menschen verletzt wurden, ist noch unklar. Ziel des Angriffs auf die Komala war zum wiederholten Mal deren Basislager in Zirguwêz nahe Silêmanî.
„Diese wahllosen Angriffe geschehen zu einer Zeit, in der das iranische Terrorregime nicht in der Lage ist, die anhaltenden Proteste in Kurdistan zu stoppen“, erklärte die PDK-I in einer ersten Stellungnahme. Auf Twitter wurden Videos verbreitet, die die Raketen- und Drohnenangriffe auf die Organisation zeigen. Mindestens eine iranische Selbstmorddrohne konnte von den Peschmerga der PDK-I vom Himmel geholt werden, bevor sie ihr Ziel treffen konnte.
Bereits vor einer Woche hatte die Führung in Teheran die von ihr als „terroristisch“ eingestufte PDK-I und Komala in der Kurdistan-Region Irak mit Raketen und Drohnen angegriffen. Bei den Attacken kamen zwei Peschmerga ums Leben, mindestens sieben weitere wurden verwundet. Das iranische Regime wirft den ostkurdischen Organisationen in der KRI vor, die landesweiten Proteste in Iran zu schüren. Mehrmals hatte die Revolutionsgarde in den letzten Wochen ihre Stützpunkte und Einrichtungen bombardiert und dies als „legitime Reaktion“ sowohl auf angebliche vorherige Angriffe auf iranische Militärbasen im Grenzgebiet gerechtfertigt als auch als Vergeltungsschlag dafür dargestellt, dass kurdische Gruppen „Truppen und Waffen aus dem Ausland“ herangeschafft hätten, um in Iran „Chaos zu stiften“. Die PDK-I und Komala sowie weitere in der KRI aktive Parteien aus Ostkurdistan unterstützen den nach dem Tod von Jina Mahsa Amini ausgebrochenen Volksaufstand gegen das iranische Regime.
Ende September hatte Iran die bislang schwersten Angriffe auf kurdische Gruppen in der KRI durchgeführt. Insgesamt 73 Raketen hatte die Revolutionsgarde auf den Großraum von Hewlêr und Silêmanî abgefeuert. 14 Menschen waren ums Leben gekommen, mehr als 50 wurden verletzt. Unter ihnen waren viele Familienangehörige von Peschmerga sowie mehrere Journalist:innen.