Die Türkei hat eine neue und umfangreiche Besatzungsoperation in den Medya-Verteidigungsgebieten eingeleitet. Darauf weist das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) in einer am Freitag in Behdînan herausgegebenen Mitteilung hin. Im Fokus der Offensive stehen demnach Regionen, aus denen sich die türkische Armee in den Wintermonaten nach schweren Verlusten infolge „massiver Schläge“ durch die Guerilla zurückziehen musste. Dabei handelt es sich um Teile des Zap und von Metîna.
Im Zap richtet sich die Besatzungsoperation gegen mehrere einschlägige Widerstandsgebiete der Guerilla. In Kurojahro startete die türkische Armee ihren Großangriff den HPG zufolge bereits am Freitag vor einer Woche. Vergangene Nacht wurde die Offensive dann mit einer massiven Angriffswelle aus der Luft auf die Westfront Şehîd Delîl sowie den Girê Cûdî ausgeweitet. In Metîna gehen Invasionstruppen seit letztem Mittwoch verstärkt gegen das Gebiet um den Girê Ortê vor – mit offener Unterstützung und Kooperation der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK), heißt es.
Die Guerilla reagiert derweil mit verschiedenen Formen der Verteidigungstaktik auf die „mit schwerer Kriegstechnologie und dem Zutun von Kollaborateuren“ verübten Besatzungsangriffe, betonen die HPG. Zu den Einzelheiten der Angriffe und Aktionen macht das Pressezentrum der Guerillaorganisation folgende Angaben:
Am 10. und 12. Juli wurde der Girê Şehîd Tolhildan in Kurojahro mit Kampfflugzeugen und aus Haubitzen bombardiert. Anschließend wurden Luftlandetruppen per Hubschrauber in das Gebiet abgesetzt. Am 14. Juli sind weitere Besatzer nach Girê Şehîd Harun, Girê Şehîd Tolhildan und Girê Şehîd Dîdar gebracht worden. Es finden fortgesetzte Angriffe auf Saca, Kokerê, Kurojahro und Karker statt.
Aktionen am Westflügel der Zap-Region
Am Girê FM wurden am Mittwochfrüh (19. Juli) mehrere türkische Militärs, die sich auf dem Gipfelgelände bewegten, von der Guerilla mit schweren Waffen unter Beschuss gesetzt. Gestern Nachmittag nahm eine in dem Gebiet operierende Sniper-Einheit dann einen Störsender der Besatzungstruppen ins Visier, der Jammer wurde vollständig vernichtet. Abends setzten in der Region massive Angriffe der türkischen Luftwaffe ein, die sich gegen zwei an den Girê FM grenzende Hügel richteten. Allein der Girê Cûdî wurde nach HPG-Angaben 41-mal von Kampfflugzeugen bombardiert. Weitere 32 Luftschläge, die dort von Kampfhubschraubern ausgeführt wurden, trafen auch den Girê Şehîd Zagros. Heute früh verhinderte die Guerilla schließlich einen Vormarsch der Besatzer, der vom Girê Şehîd Zagros startend den Girê Şehîd Şîlan zum Ziel hatte. Insgesamt sieben Mal wurden die feindlichen Militärs mit verschiedenartiger Guerillataktik unter Feuer genommen.
Drei Tote bei Aktion in Avaşîn
Am Tabura Ereban in Avaşîn wurden bereits Anfang der Woche drei türkische Soldaten im Rahmen einer koordinierten Guerillaaktion getötet. Ausgeführt wurde der Einsatz vom Montag von einer mobilen Einheit. Diese ging von mehreren Seiten gegen die Besatzungstruppen vor und setzte neben Artillerie auch leichte und mittelschwere Waffen ein. Die Leichen der Militärs wurden noch in der Nacht zum Dienstag aus der Luft evakuiert. Die Angriffe der Türkei auf die Region und Gegenmaßnahmen der Guerilla halten indes weiter an.
Situation in Metîna
Wie die HPG weiter mitteilen, liegt der Fokus der neuen Besatzungsoperation in Metîna auf dem Massiv Girê Ortê. Die Bodenoffensive startete am Mittwochfrüh von einer Basis der PDK-Truppen, die türkische Armee rückt auf die Gebiete Neqeba Tirvaniş und Şehîd Piling vor. Gestern ist an verschiedenen Punkten im Operationsgebiet massenweise Überwachungstechnik angebracht worden. Die HPG werfen den Truppen der in Südkurdistan herrschenden PDK vor, ihren Stützpunkt nahe Girê Ortê in ein „Koordinierungszentrum für die türkische Besatzungsoperation“ verwandelt zu haben und sich als Kollaborateure zu betätigen. Die Angriffe der türkischen Armee gegen die Guerilla würden von der PDK durchweg und offen unterstützt, heißt es. Die Operation dauert weiter an.
Weitere Angriffe der türkischen Armee
Wie die HPG weiter mitteilen, hat die türkische Armee am 11. und 12. Juli mindestens vier Mal taktische Bomben gegen das Widerstandsgebiet Kokerê im Zap eingesetzt. Gestern wurde Sîda mit solch einer Waffe bombardiert. Zwischen Montag und Mittwoch versuchten Besatzungstruppen wiederholt, die Verteidigungsstellungen und Tunnelanlagen in Sîda, Şehîd Delîl und Girê FM mit Baumaschinen einzureißen. Im selben Zeitraum flogen Kampfjets insgesamt acht Luftangriffe auf Şehîd Delîl sowie Girê Ortê und Girê Hekarî in Metîna.
Die Luftangriffe vom Donnerstag hatten ebenfalls mehrere Gebiete zum Ziel. Der Girê Bahar wurde sieben Mal getroffen, ein weiterer Luftschlag traf den Girê Amêdî. Das Cûdî-Massiv wurde 41-mal von Kriegsflugzeugen bombardiert.
Am Dienstag (18. Juli) und Donnerstag (20. Juli) waren auch Kampfhubschrauber im Einsatz gegen die Guerilla. 14 Bombardements zielten auf den Girê Hekarî, 22 weitere auf den Girê Cûdî. Die Zahl der seit Montag in den angegriffenen Gebieten zusätzlich zu den Luftangriffen eingeschlagenen Panzer- und Artilleriegranaten geben die HPG mit mindestens 519 an. Betroffen von dem Beschuss waren den Angaben nach Sîda, Şehîd Delîl, Tabura Ereban, Girê Hekarî und Golka im Zap beziehungsweise in Metîna sowie Girê Şehîd Heqî, Girê Şehîd Kamuran, Girê Kolît und Ava Lolanê in Xakurke.