HPG gedenken Botan-Gefallenen

Die Guerillakämpfer Rênas, Koçer und Rustem sind 2017 im Befreiungskampf in Botan ums Leben gekommen. Die HPG beschreiben die drei Gefallenen als beispielhafte Militante der demokratischen Moderne.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von drei Gefallenen veröffentlicht: „Bei Angriffen des türkischen Kolonialstaates auf die Region Botan sind unsere selbstlos kämpfenden Weggefährten Rênas, Koçer und Rustem im März 2017 gefallen. Sie sind als beispielhafte Militante der Guerilla der demokratischen Moderne in unsere Kampfgeschichte eingegangen. Wir gedenken ihrer mit Respekt und erneuern unser Versprechen, die Freiheitsträume der Gefallenen zu verwirklichen.“

                            

Codename: Rênas Mahabad
Vor- und Nachname: Ismail Saidi
Geburtsort: Kotol
Namen von Mutter und Vater: Sedika – Muhittin
Todestag und -ort: März 2017 / Botan

 

Codename: Koçer Baran
Vor- und Nachname: Ali Erdal
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Fatim – Halil
Todestag und -ort: März 2017 / Botan

 

Codename: Rustem Cûdî
Vor- und Nachname: Reşat Özmen
Geburtsort: Erzîrom
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Gıyasettin
Todestag und -ort: März 2017 / Botan

Rênas Mahabad

 

Rênas Mahabad stammte aus Kotol in Ostkurdistan (Rojhilat) und wuchs nach HPG-Angaben mit der althergebrachten Kultur der Region und der Liebe zum eigenen Land auf. Geprägt durch sein familiäres Umfeld wurde er zu einem „aufrichtigen, bescheidenen und herzlichen jungen Kurden mit festem Charakter“, so die HPG. Er lebte im Bewusstsein seiner Verantwortung seiner Familie, seinem Volk und seinem Land gegenüber und ließ sich weder von der Assimilierungspolitik der Kolonialstaaten noch vom Individualismus der kapitalistischen Moderne beeinflussen. Das internationale Komplott gegen die kurdische Befreiungsbewegung, das 1999 zur Gefangennahme von Abdullah Öcalan führte, erfüllte ihn mit großer Wut. Aus dem Wunsch heraus, sich für Öcalan und sein Volk einzusetzen, wollte er der Guerilla beitreten. Dafür war er jedoch noch zu jung. Er gab sein Ziel nicht auf und ging schließlich 2001 in die Berge. In Xinêre erlernte er den Guerillakampf und das Leben in der PKK. In Qendîl setzte er das Erlernte in die Praxis um und gewann Erfahrung. Auf dieser Grundlage ging er 2003 nach Nordkurdistan (Bakur). Nach einem Jahr in den Gebieten Kato und Elkê hielt er sich von 2004 bis 2005 in Garisa auf. Ende 2005 wurde er im Gefecht verwundet und kam zur medizinischen Behandlung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Nach seiner Genesung war er an der Mahsum-Korkmaz-Akademie und ging aus der Fortbildung als Kommandant der neuen Zeit hervor. Er verbrachte eine Zeit in der Zap-Region und kehrte 2007 nach Botan zurück, wo er drei weitere Jahre in Garisa kämpfte. 2009 wurde er erneut verwundet und ging nach Besta. Als es ihm etwas besser ging, wurde er Kommandant einer Guerillaeinheit im Gebiet Şehriban. Er nahm an erfolgreichen Aktionen gegen den Feind teil und übernahm 2014 die Aufgabe des Gebietskommandanten. Von 2016 bis 2017 war er Kommandant in Besta, wo er im Frühjahr im Kampf gegen die türkische Armee ums Leben kam.

Koçer Baran

 

Koçer Baran ist als Sohn patriotischer Eltern in Şirnex-Hezex geboren. Seine Familie lebte als Nomaden und musste sich aufgrund der brutalen Unterdrückung durch den türkischen Staat in den 1990er Jahren in Nisêbîn niederlassen. Auch unter diesen Umständen bewahrte die Familie ihre Verbundenheit zum eigenen Land und der kurdischen Befreiungsbewegung. Koçer wuchs in der Atmosphäre des heißen Krieges auf und sympathisierte im Zuge seiner Erfahrungen mit der PKK. Er begann die Ziele der kurdischen Bewegung zu begreifen und wurde selbst politisch aktiv. Bei den Volksaufständen im Jahr 2006 geriet er in direkte Konfrontation mit dem Feind und wurde verhaftet. In den sechs Monaten seiner Gefangenschaft bildete er sich weiter und nahm nach seiner Entlassung ein Studium an einer Universität auf. Als Student setzte er seine revolutionäre Arbeit fort. 2009 entschied er sich für den bewaffneten Kampf und ging in die Berge. Er absolvierte eine militärische und ideologische Ausbildung und wurde zu einem fähigen Guerillakämpfer. Nach HPG-Angaben übernahm er im weiteren Verlauf kritische Aufgaben, die eine hohe Verantwortung und Opferbereitschaft erforderten. Zuletzt kämpfte er in Botan.

Rustem Cûdî

 

Rustem Cûdî stammte aus Erzîrom. Seine Familie musste aufgrund der Unterdrückung durch den türkischen Staat, die auch zu wirtschaftlichen Problemen führte, in eine Stadt in der Türkei ziehen. Auch dort hielt die Familie an ihrer kurdischen Identität und ihrer Nähe zur Befreiungsbewegung fest. Aus der Verwandtschaft schlossen sich mehrere Personen der PKK an und auch Rustem ging 2013 zur Guerilla. Seine Grundausbildung absolvierte er in Xakurke. 2014 und 2015 war er Teil der Kampfeinheiten, die Şengal gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) verteidigten. Dabei gewann er militärische Erfahrung und zeigte großen Mut und taktische Kreativität. Er erlebte den Genozid am ezidischen Volk hautnah mit und war einer der mutigen Kämpfer, die zur Rettung von Hunderttausenden Menschen beitrugen. Nach Vollendung seiner Aufgabe kehrte er zurück in die Berge und ging auf eigenen Vorschlag nach Nordkurdistan. In Botan übernahm er eine führende Rolle bei vielen Aktionen, die zu schweren Verlusten der türkischen Armee führten.

Die HPG sprechen den Angehörigen der Gefallenen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.