HPG geben Namen gefallener Mitarbeiter des Pressezentrums bekannt

Ali Kanîroj, Xemgîn Amed und Helgurt Bagok haben in der Medienarbeit der Guerilla bleibende Werte geschaffen. Die drei Mitarbeiter des HPG-Pressezentrums sind im Juli 2018 in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.

Die Guerillakämpfer Ali Kanîroj, Xemgîn Amed und Helgurt Bagok sind am 10. Juli 2018 bei einem Angriff gefallen. Das teilte das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) am Freitag mit. Alle drei waren Mitarbeiter des Pressezentrums. Die HPG erklären, dass die Gefallenen ein großes Widerstandserbe hinterlassen haben und das Pressezentrum seinen Auftrag, die Wahrheit zu verbreiten, in diesem Bewusstsein fortsetze.

                                    

Codename: Ali Kanîroj
Vor- und Nachname: Mehmet Reşit Turgut
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Nazmiye – Hasan
Todestag und -ort: 10. Juli 2018 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Xemgîn Amed
Vor- und Nachname: Yıldıray Arslan
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Koçeri – Nurettin
Todestag und -ort: 10. Juli 2018 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Helgurt Bagok
Vor- und Nachname: Celal Özlük
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Menci – Abdulkerim
Todestag und -ort: 10. Juli 2018 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Ali Kanîroj

 

Ali Kanîroj ist im Dorf Şîşemzîn in Gever zur Welt gekommen und gehörte dem Stamm der Mamxurî an. Seine Familie kannte die PKK seit Beginn des bewaffneten Kampfes im Jahr 1984 und stand seitdem der Befreiungsbewegung nahe. Mehrere Familienangehörige schlossen sich der PKK an, einige von ihnen sind gefallen. Auch Ali wollte als Jugendlicher zur Guerilla gehen. Weil er noch zu jung war, wurde sein Beitritt verschoben. Er studierte in Wan und war gleichzeitig in der Jugendbewegung aktiv. Nach dem Tod der Guerillakämpfer Ali und Firat in der Nähe seines Dorfes ließ er sich nicht länger aufhalten und schloss sich am 12. September 2005 der Guerilla an.

 

Ali Kanîroj war zunächst in Çarçella. Nach einer Grundausbildung wurde er in das Hauptquartier der HPG geschickt und nahm an Arbeiten teil, die großes Vertrauen in ihn voraussetzten. Die HPG beschreiben ihn als sehr intelligenten, aufrichtigen, bescheidenen und sorgfältigen Menschen mit festem Charakter, der viel lachte und dessen Worte und Praxis miteinander übereinstimmten. Ab 2007 arbeitete er im Pressezentrum der HPG. Dort wurde er ausgebildet von Halil Dağ (Halil Uysal), der 2008 in Nordkurdistan gefallen ist. Dessen Tod hatte großen Einfluss auf Ali Kanîroj und er arbeitete fortan in dem Bewusstsein, die entstandene Lücke zu füllen. „Unser Weggefährte Ali agierte in dem Wissen, wie tiefgreifend wichtig die Medienarbeit in den Bergen Kurdistans ist und welch eine hohe Aufgabe es darstellt, die Lebensweise freier Menschen in die Gesellschaft zu tragen“, schreiben die HPG. Gleichzeitig war er auch ein kompetenter Guerillakämpfer und durchquerte die Berge mit seiner Kamera und seiner Waffe, jederzeit bereit, wichtige Momente aufzunehmen und festzuhalten. Sehr viele der Aufnahmen aus den Bergen, die jahrelang auf großes Interesse gestoßen sind, stammen von ihm. Er betrachtete die Gelegenheit, das Guerillaleben einem breiten Publikum zugänglich zu machen, als großes Glück.

 

Parallel zu seiner praktischen Arbeit setzte sich Ali Kanîroj intensiv mit der Philosophie von Abdullah Öcalan und der Frauenbefreiungsideologie auseinander. Er arbeitete lange Zeit mit Kasım Engin zusammen. Nach viereinhalb Jahren in der Medienarbeit ging er zur Ausbildung an die Haki-Karer-Akademie. Von 2012 bis 2016 war er in Botan, wo er seine Medienarbeit fortsetzte und gleichzeitig auf Kommandoebene Verantwortung übernahm. Aufgrund einer Erkrankung ging er danach in die Medya-Verteidigungsgebiete und musste operiert werden. Nach seiner Genesung war er als Kommandant an der Mahsum-Korkmaz-Akademie und kehrte anschließend in die Pressearbeit zurück. 2018 kam er zusammen mit Xemgîn Amed und Helgurt Bagok bei einem feindlichen Angriff ums Leben. Er hat ein sehr großes Guerillaarchiv und unauslöschliche Spuren hinterlassen.

Xemgîn Amed

 

Xemgîn Amed ist in Amed geboren. Seine Eltern waren Lehrer:innen und er wuchs in einer aufgeklärten Familie auf. Nach elf Jahren gab er seine Ausbildung an türkischen Schulen auf und widmete sich der revolutionären Jugendarbeit. Er arbeitete in politischen Parteien und für die Zeitschrift „Özgür Halk“ und wurde in dieser Zeit zweimal verhaftet. Insgesamt vier Jahre verbrachte er im Gefängnis. Seine Gefangenschaft nutzte er zur Weiterbildung und Vorbereitung auf einen noch effektiveren Kampf. 2013 ging er in die Berge zur Guerilla.

 

Sein erstes Praxisgebiet in den Bergen war Metîna. 2014 wurde er an der nach Gurbetelli Ersöz benannten Medienakademie ausgebildet und arbeitete danach in der Druckerei der Guerilla. 2016 arbeitete er mit Dr. Savaş Amed zusammen, einem Kommandanten und Mitglied des Exekutivrats der KCK. Als Savaş Amed nach Nordkurdistan ging, wechselte Xemgîn Amed zum Komitee für die Gefallenen und anschließend in die Medien- und Archivarbeit im militärischen Bereich. Er erlitt eine Verletzung und bekam eine Platinimplantation am Bein. Trotzdem beharrte er weiter auf dem Guerillaleben. 2017 wurde er an einer Militärakademie ausgebildet und konzentrierte sich auf den modernen Guerillakampf. Danach kam er in die Pressearbeit der HPG.

Helgurt Bagok

 

Helgurt Bagok ist in Nisêbîn geboren. Seine Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe, ein Onkel und eine Cousine hatten sich bereits der PKK angeschlossen. 2014 ging Helgurt zur Guerilla und hielt sich zunächst in Qendîl auf. Das war für ihn der erste Schritt in ein freies Leben. Das ziellose Leben innerhalb der Gesellschaft hatte er immer als abstoßend und sinnlos empfunden, bei der Guerilla blühte er auf und das Leben erschien ihm magisch. Trotz gesundheitlicher Probleme am Auge und am Rücken nahm er mit großer Begeisterung an allem teil. Nach Tätigkeiten in verschiedenen Gebieten kam er in die Medienarbeit der HPG. Helgurt Bagok hatte schauspielerische Fähigkeiten und eine sehr dynamische Persönlichkeit. Die Pressearbeit erlernte er mit großem Interesse und er setzte viel Energie ein, um das Guerillaleben zu dokumentieren und bekannt zu machen. So leistete er einen großen Beitrag im Pressezentrum und hatte laut HPG „glänzende Zukunftsaussichten“.

Die HPG erklären, dass die drei Gefallenen große und bleibende Werte erschaffen haben. Den Angehörigen und dem kurdischen Volk sprechen die HPG ihr Mitgefühl aus.