Anlässlich des vierzehnten Todestages von Halil Dağ (Halil Uysal) erinnert das Kunst- und Kulturkomitee der PKK (TEV-ÇAND) an den Filmemacher und Guerillakämpfer. Halil Dağ, der als „Leitstern des kurdischen Kinos“ gilt, verlor am 1. April 2008 während einer türkischen Militäroperation in Besta (Provinz Şirnex) in einem Hinterhalt sein Leben.
Schriftsteller, Fotograf, Regisseur, Revolutionär und Guerillakämpfer
„Heval Halil hinterließ ein wertvolles Vermächtnis. Mit unendlicher Energie und Liebe schuf er 13 Jahre beispiellose Werke auf den Gipfeln der Berge. Heval Halil wurde Schriftsteller, Fotograf, Regisseur, Revolutionär und Guerillakämpfer. Er wurde ein Freund der Berge. Halil bedeutet auf Arabisch bester Freund [sein Nachname Dağ bedeutet Berg]. Er war auch der engste, aufrichtigste, beste Freund der Berge.
Heval Halil lebte ein Leben, das zu seinem Namen passte. Er pflegte zu sagen: ‚Wir haben eine Kamera und wir haben eine Genossenschaftlichkeit.‘ Er schrieb ununterbrochen über die Hitze des Lebens, die Intensität des Krieges, die Abschiede vor der Zeit, das Lachen, die Freude und die Erinnerungen der Guerillakämpfer:innen nieder. Er war jederzeit bereit für die heißesten Momente des Krieges; er machte unvergessliche Bilder und schrieb ebensolche Nachrichten. Er hat eine neue Kriegsfront eröffnet. Seine Fotos über die Guerillakämpfer:innen erwärmen die Herzen. Die Berglandschaften, die Erinnerungen, die Gefühle, Überzeugungen und die gegebenen Versprechen wurden verewigt. Die Geschichten, die daraus entstanden, erweckte er mit seinen Filmen zum Leben. Er schrieb Gedichte und verwandelte mit seinen sensiblen Sinnen die Ästhetik des Guerillalebens in Literatur.
„In unmöglicher Situation schuf er Werke von historischer Bedeutung“
Halil liebte die Berge und alle liebten ihn. Er zog über steile Klippen, durch tiefe Täler, auf Gipfel am Rande des Himmels, über Hügel und Berge und suchte nach versteckten und unvollendeten Geschichten. Er fand sie auch in den Momenten des Krieges, der Aktion, des Sieges, in den Kreistänzen und den Guerilla-Liedern. Er lebte mit dem Wasser, dem Boden und dem Feuer der Berge, er liebte die Natur. Halil Dağ schuf ein Kino der Berge. Trotz aller schwierigen und ‚unmöglichen‘ Situationen hat er Werke historischer Bedeutung geschaffen.“
„Er stellte die Frauenbefreiungsbewegung heraus“
„In seinen Schriften und Filmen nahmen die freien kurdischen Frauen und die Frauenbefreiungsbewegung einen besonderen Platz ein. Heval Halil war in das freie Leben verliebt. Er war verliebt in die Guerilla, die Berge und Rêber Apo [Abdullah Öcalan]. Er hat immer versucht, sein an Rêber Apo gegebenes Versprechen zu erfüllen. In seinen Artikeln beschreibt er die Begeisterung, die er in den Momenten, die er mit Rêber Apo verbrachte, erlebte. Er kämpfte in apoistischer Haltung jahrelang in den Bergen der Freiheit. Er liebte es zu reisen und er liebte den Norden [Nordkurdistan]. Sein letztes Projekt sollte ‚Die Reisenden vom Berg Ararat‘ heißen. Er ging gemeinsam mit Kämpfer:innen in den Norden seines Landes und fiel dort. Wir geben unser Wort und verpflichten uns, den Weg, den er uns hinterlassen hat, fortzusetzen und Rêber Apos Freiheit zu garantieren. Heval Halil ist unsterblich.“
Über Halil Dağ
Halil Dağ wurde 1973 als Sohn eines türkischen Vaters und einer kurdischen Mutter in Deutschland geboren. Als er die Grundschule beendete, ging die Familie wieder in die Türkei. Nach dem Abitur an einer privaten Schule in der westtürkischen Metropole Izmir kehrte er Anfang der 90er zurück nach Deutschland. Er gehört zu den Mitbegründern des ersten kurdischen Fernsehsenders MED TV, der 1994 erstmals mit der Ausstrahlung begann. Hier sammelte Halil Dağ auch erste Erfahrungen als Kameramann. Während eines als kurzer Besuch geplanten Aufenthalts in Syriens Hauptstadt Damaskus für Dreharbeiten in der Parteischule der PKK im Jahr 1995 beeindruckte ihn der kurdische Befreiungskampf so sehr, dass er beschloss, dort zu bleiben und sich der Guerilla anzuschließen.
In der ersten Zeit arbeitete Halil Dağ als Fotograf. Darüber hinaus wurde er aktives Mitglied der freien kurdischen Presse und berichtete für verschiedene Nachrichtenagenturen vom Krieg. 1997 filmte er beispielsweise den Abschuss eines türkischen Militärhubschraubers durch eine Flugabwehrrakete der Guerilla – die Szene bildete damals den medialen Höhepunkt im laufenden Kampfjahr der PKK und sorgte rund um den Globus für ein breites Echo.
Nach der Ausreise Abdullah Öcalans aus Syrien 1998 musste sich auch die kurdische Bewegung den neuen Umständen anpassen. Kurz nachdem die PKK ihr Hauptquartier in die südkurdischen Qendîl-Berge verlagert hatte, wurde hier die Kunst- und Kulturakademie Dibistana Şehîd Sefkan gegründet. Halil Dağ war vom ersten Moment an dabei. Kurze Zeit später begann er erste Kurzfilme zu drehen. 2006 drehte er den 150-Minuten-Film „Bêrîtan“, der die Geschichte der legendären Guerillakommandantin Gülnaz Karataş erzählt. Für sein letztes Projekt Die Reisenden zum Berg Ararat hielt er sich seit 2007 in Nordkurdistan auf. Bis zum Ararat wollte er eine Guerillaeinheit mit seiner Kamera begleiten. Geschafft hat er es leider nur bis nach Botan.