HPG geben Identität von Mêrdîn-Gefallenen bekannt

Dîren Bagok, Arjîn Xwînda Gabar und Êrîş Şino sind im Juli im Kampf gegen die türkische Armee am Berg Bagok in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn ums Leben gekommen.

Die Guerillakämpfer:innen Dîren Bagok, Arjîn Xwînda Gabar und Êrîş Şino sind am 27. Juli am Berg Bagok in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn gefallen. Das gibt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) bekannt. Die HPG sprechen den Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus und erklären, dass der Kampf der Gefallenen weitergeht.

Codename: Dîren Bagok
Vor- und Nachname: Emine Akdoğan
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Nesriye – Abdulkadir
Todestag und -ort: 27. Juli 2022 / Mêrdîn
Codename: Arjîn Xwînda Gabar
Vor- und Nachname: Hediye Süer
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Cemile – Abdullah
Todestag und -ort: 27. Juli 2022 / Mêrdîn
Codename: Êrîş Şino
Vor- und Nachname: Şahap Xanzade
Geburtsort: Şino
Namen von Mutter und Vater: Hanım – Ebubekir
Todestag und -ort: 27. Juli 2022 / Mêrdîn


Dîren Bagok


Dîren Bagok ist in Nisêbîn geboren und in einem patriotischen Umfeld aufgewachsen. Sie kannte die kurdische Befreiungsbewegung bereits als Kind und beteiligte sich als Heranwachsende an der Jugendarbeit. Dabei konzentrierte sie sich vor allem auf die Arbeit mit jungen Frauen. Als ihr Weggefährte Akif, mit dem sie zusammenarbeitete, vom türkischen Staat ermordet wurde, ging sie 2013 zur Guerilla.

In den Bergen beeindruckte Dîren Bagok das gemeinschaftliche Leben und der herzliche Umgang miteinander. Sie las viel und stellte eigene Recherchen an. Vor allem beschäftigte sie sich mit der von Abdullah Öcalan vorgelegten Frauenbefreiungsideologie und ihrer eigenen Aufgabe und Persönlichkeit in diesem Kampf. Sie definierte die YJA Star als radikalste Organisation für die Freiheit von Frauen und legte großen Wert auf die von der Frauenguerilla vertretenen Maßstäbe für Militanz. Dass die PKK sich im Laufe der Jahre von einer nationalen Befreiungsbewegung in eine internationalistische Revolution verwandelt hat, empfand sie nach eigenen Angaben als spannende Entwicklung. Die Internationalist:innen, die sie in den Bergen kennenlernte, beeindruckten sie.


Dîren Bagok absolvierte verschiedene militärische Ausbildungen und hielt sich zwei Jahre lang in der Zap-Region auf, wo sie zum ersten Mal gegen die türkische Armee kämpfte und dabei großen Mut bewies. Als der IS Kurdistan angriff, beteiligte sie sich an der Front in Kerkûk an der Verteidigung der Bevölkerung. Auf eigenen Wunsch ging sie danach nach Mêrdîn und übernahm eine Aufgabe in der Gebietskommandantur. Sie kämpfte als Kommandantin der YJA Star und kam bei einem Angriff der türkischen Armee ums Leben.

Arjîn Xwînda Gabar


Arjîn Xwînda Gabars Familie stammte aus Mêrdîn-Dêrik, aber ihr Dorf wurde in den 1990er Jahren vom türkischen Staat niedergebrannt und sie zog nach Wêranşar, wo Arjîn geboren wurde und aufwuchs. Aus ihrer Verwandtschaft waren viele Menschen in der kurdischen Bewegung aktiv, einige waren gefallen, andere im Gefängnis. Daher war ihr der Befreiungskampf bereits als Kind ein Begriff. Sie erlebte die Unterdrückung durch den türkischen Staat am eigenen Leib und setzte sich mit den theoretischen Inhalten der PKK auseinander. Ausschlaggebend für ihren Beitritt zur Guerilla war der Angriff des IS 2014 auf Kobanê. Im gleichen Jahr ging sie in Gabar in die Berge und wurde Guerillakämpferin.


Da sie sich im Gabar-Gebirge in Nordkurdistan sofort in der Praxis befand, sammelte sie schnell wichtige Erfahrungen. Ihre vor allem emotional bedingte Motivation wurde durch ihre Ausbildung mit ideologischen Inhalten ergänzt. So entwickelte sie sich zu einer kompetenten Kämpferin der YJA Star und nahm an zahlreichen Aktionen teil.


2018 wurde sie im Kampf verwundet und ging in die Medya-Verteidigungsgebiete, wo sie einen Lehrgang in der Militärakademie Şehîd Berîtan für Frauen absolvierte und sich mit ihrer bisherigen Praxis auseinandersetzte. Nach einer militärischen Fachausbildung kehrte sie nach Nordkurdistan zurück und kämpfte bis zu ihrem Tod in Mêrdîn.

Êrîş Şino


Êrîş Şino stammte aus Rojhilat und wurde in Şino geboren. Seine Familie war der kurdischen Kultur verbunden und er wuchs mit einem entsprechenden Bewusstsein auf. Als Jugendlicher wurde er politisch aktiv. Zunächst fand er keine politische Bewegung, die ihn überzeugte. Schließlich bekam er Kontakt zu der von Abdullah Öcalan inspirierten Befreiungsbewegung. Ihn beeindruckte vor allem der von der PKK gegen den IS geführte Kampf, der unzähligen Menschen das Leben rettete. 2015 schloss er sich der Guerilla an und bekam eine Grundausbildung, durch die er die PKK besser kennenlernte. Er diskutierte ständig mit seinen Mitkämpfer:innen und setzte sich mit seiner eigenen Persönlichkeit auseinander. Gleichzeitig erwarb er militärische Kenntnisse und ging noch im selben Jahr in den Krieg gegen den IS. Er kämpfte jahrelang gegen die Islamisten und gewann dabei große Kriegserfahrung. Danach kehrte er in die Berge zurück und setzte sich selbstkritisch mit seiner bisherigen Praxis auseinander. Zuletzt kämpfte er in Nordkurdistan.