Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben sich in einer Mitteilung zu einer breit angelegten Militäroperation der türkischen Armee gegen die Guerilla in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (tr. Mardin) geäußert. Die als versuchte Vernichtungsoffensive bezeichnete Operation hat nach Angaben des HPG-Pressezentrums im Zeitraum zwischen dem 27. April und 5. Mai stattgefunden und sich primär gegen Ziele am Bagok-Massiv gerichtet. Die HPG erklären, die türkische Armee habe die von kurdischer Seite wegen des Erdbebens vor drei Monaten ausgerufene Waffenruhe klar ausgenutzt, um besonders im nördlichen Kurdistan ihre Angriffe gegen die Guerilla eskalieren zu lassen. Die Bombardierungen der Region fänden faktisch ununterbrochen statt, heißt es. Die Attacken im Verlauf der Operation am Bagok seien ebenfalls ohne Unterlass verübt worden.
„Unsere Kräfte haben die feindliche Offensive in Mêrdîn erfolgreich abgewehrt. Acht Tage lang ist jegliche Operation trotz des massiven Einsatzes hochentwickelter Kriegstechnik vereitelt worden, den Angreifern wurden wirksame Schläge versetzt“, so die HPG. Mindestens acht Soldaten sind den Angaben nach bei Gegenmaßnahmen der Guerilla getötet worden. Die Zahl der Verluste in den eigenen Reihen geben die HPG mit einem an. Der Name des Kämpfers lautet Bahoz Çiya, nähere Informationen zu seiner Identität sollen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden. Einzelheiten zum Verlauf der Militäroperation und Aktionen der Guerilla geben die HPG wie folgt an:
▪ Am Morgen des 28. April wurden zwei Operationsflügel ins Visier genommen. In der Folge brachen Gefechte aus, die etwa zwei Stunden andauerten. Dabei wurden sechs Militärs getötet und ein weiterer verletzt – die türkische Armee reagierte mit Luftangriffen aus Kampfhubschraubern. „Die Realität über den Ausgang der Auseinandersetzungen ist jedoch verzerrt worden“, betonten die HPG. Angaben der türkischen Streitkräfte, wonach nur ein Soldat bei den Gefechten ums Leben gekommen sei, entsprächen ebenso wenig der Wahrheit wie die Behauptung, dass ein HPG-Mitglied gefallen sein soll. „Bei diesen Zusammenstößen hat es innerhalb unserer Kräfte keinen Verlust gegeben.“
▪ Am 30. April wurde erneut ein Flügel der Operation von der Guerilla angegriffen. Hier wurden zwei türkische Militärangehörige tödlich getroffen.
▪ Am 2. Mai flog die türkische Luftwaffe um etwa 6:00 Uhr vier Angriffswellen mit Kampfjets gegen die Bagok-Region. Unmittelbar im Anschluss wurde das Gebiet für etwa zwei Stunden von Hubschraubern bombardiert. Danach setzte das Militär zahlreiche Luftlandetruppen ab und weitete das Operationsgebiet aus. Im weiteren Verlauf des Tages brachen schwere Gefechte zwischen der Guerilla und der Armee aus. Bei diesen Auseinandersetzungen ließ Bahoz Çiya sein Leben.
„Auf diese mit dem Ziel der Vernichtung eingeleitete Offensive ist von Seiten der Guerilla wirksam reagiert worden. Gleichzeitig bedeutet unsere Antwort auf die Operation Vergeltung für den auf brutale Weise vom türkischen Staat ermordeten kurdischen Patrioten Lokman Görgün sowie für unsere Freunde, die sich unlängst in der Omerya-Region der Karawane der Gefallenen angeschlossen haben“, erklären die HPG abschließend zu den Geschehnissen in Mêrdîn.
Guerillasabotage in Avaşîn, Angriffe in Gare und Zap
Weiter machen die HPG darauf aufmerksam, dass die Besatzungsangriffe der Türkei auch in Südkurdistan weiter andauern. In Gare wurde das Gebiet Deşta Kafya am 11. Mai drei Mal von Kampfflugzeugen bombardiert, im Zap verzeichneten die HPG tags darauf Artilleriefeuer an Verteidigungspositionen in Sîda. In Avaşîn beantwortete die Guerilla am 12. Mai eine versuchte Erstürmung ihrer Stellungen mit einer Sabotageaktion, die zum Tod von drei Soldaten führte. „Auch hier ist die Öffentlichkeit durch die Fehlinformation getäuscht worden, es sei nur ein Besatzer getötet worden“, erklären die HPG.