Identität von drei gefallenen Guerillakämpfern veröffentlicht

Die Guerillakämpfer Canşêr Makû, Deniz Hêlîn und Egîd Cûdî sind am 12. März in Mêrdîn in Nordkurdistan gefallen. Canşêr Makû war Mitglied der Regionalkommandantur, Deniz Hêlîn und Egîd Cûdî waren entschlossene Militante der Freiheitsguerilla.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von drei gefallenen Guerillakämpfern veröffentlicht. Canşêr Makû, Deniz Hêlîn und Egîd Cûdî sind am 12. März in Mêrdîn in Nordkurdistan ums Leben gekommen. Die HPG teilen dazu mit, dass die Guerilla keine Aktionen durchführt und sich in Verteidigungsstellung befindet:

„Trotzdem setzt der türkische Besatzerstaat die Vernichtungsangriffe auf die Guerilla für die Macht des faschistischen AKP/MHP-Regimes ohne Unterbrechung fort, auch in Nordkurdistan. Am 11. März hat in den Bergen des Dorfes Cinata Biçûk im Gebiet Omerya in Mêrdîn ein Vernichtungsangriff auf unsere Kräfte stattgefunden. Im Zuge des Angriffs kam es zu einem Gefecht zwischen einer Guerillaeinheit und den Besatzern. Unsere Weggefährten Canşêr, Deniz und Egîd haben den Besatzern eine Antwort gegeben, um sich selbst zu schützen. Bei den Gefechten vom 11. bis zum 12. März sind unsere Genossen im heldenhaften Widerstand gefallen. Hevalê Canşêr hat als Mitglied der Kommandantur von Mêrdîn jahrelang großen Einsatz in der Region geleistet. Auch unsere Genossen Deniz und Egîd haben mit großem Anspruch und Entschlossenheit in der Region Mêrdîn gekämpft. Sie haben ihre Wut auf den Feind in Aktionen verwandelt und waren beispielhafte apoistische Militante.“

Die HPG sprechen den Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus und erklären, dass die Erinnerung an die Gefallenen im Kampf weiterlebt.

Zur Identität der Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:

                            

Codename: Canşêr Makû
Vor- und Nachname: Musa Mîromilan
Geburtsort: Makû
Namen von Mutter und Vater: Medine – Resul
Todestag und -ort: 12. März 2023 / Mêrdîn

 

Codename: Deniz Hêlîn
Vor- und Nachname: Ali Akdoğan
Geburtsort: Gever
Namen von Mutter und Vater: Hatice – Şükrü
Todestag und -ort: 12. März 2023 / Mêrdîn

 

Codename: Egîd Cûdî
Vor- und Nachname: Ishak Çekin
Geburtsort: Riha
Namen von Mutter und Vater: Züleyha – Taha
Todestag und -ort: 12. März 2023 / Mêrdîn

 

Canşêr Makû

Canşêr Makû ist in Makû in Rojhilat (Ostkurdistan) geboren und gehörte dem alteingesessenen Stamm der Celalî an. Dieser Stamm ist in der Geschichte Kurdistans für seine widerständige Haltung bekannt und hat sich den Besatzern niemals gebeugt. Canşêr Makû wuchs in einer von dieser Widerstandstradition geprägten Familie auf und entwickelte bereits in jungen Jahren ein patriotisches Bewusstsein. Er wusste von der PKK und Abdullah Öcalan, aber dieses Wissen fasste er aufgrund der staatlichen Repression und des Verhaltens seiner Familie und seines Umfelds als ein Geheimnis auf, das es unbedingt zu bewahren galt. Als sich im Zuge des internationalen Komplotts, das 1999 zur Verschleppung von Öcalan in die Türkei führte, Menschen aus seinem Dorf der Guerilla anschlossen und es in Rojhilat zu großen Protesten kam, beschäftigte sich Canşêr Makû intensiver mit der kurdischen Befreiungsbewegung. Seit Anfang der 2000er Jahre war die Guerilla auch in Makû präsent und er traf das erste Mal persönlich auf Kämpfer:innen. Diese Begegnung hinterließ einen bleibenden Eindruck bei ihm, und er entschied sich, zum Befreiungskampf seines Volkes beizutragen. 2006 ging er in die Berge, ab 2007 war er Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet, die eine besondere Opferbereitschaft und ideologischen Tiefgang voraussetzt. Er nahm an Bildungslehrgängen teil, die zu einer fundierten Persönlichkeitsentwicklung führten. Danach kämpfte er gegen die türkischen Besatzer im Zap. Bei einer Guerillaaktion wurde er am Arm verwundet, erholte sich jedoch schnell und setzte seinen Kampf fort. 2008 kam sein Cousin Canşêr im Kampf ums Leben, 2009 sein Cousin Zindan. Diese Gefallenen stellten für ihn einen Wendepunkt in seinem Leben dar. 2010 ging er in die Region Mêrdîn in Nordkurdistan und kämpfte dort im Rahmen des revolutionären Volkskriegs bis 2015. 2016 ging er nach Botan und erlitt eine Verletzung am Gesicht. Durch seine Wut auf den Feind gelang es ihm, sich schnell zu erholen und weiterzukämpfen. Mit seiner Praxis trug er maßgeblich dazu bei, die Methoden des modernen Guerillakampfes in der Region zu etablieren. 2017 kam er zur ideologischen und militärischen Ausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete, um seine bisherige Praxis auszuwerten. Danach war er drei Jahre lang in Metîna. Auf eigenen Vorschlag kam er anschließend wieder nach Mêrdîn und übernahm Verantwortung in der Kommandantur der Region.

Deniz Hêlîn

Deniz Hêlîn ist in einem Dorf im Kreis Gever in Nordkurdistan geboren. Wie Tausende weitere Orte wurde auch sein Dorf in den 1990er Jahren vom türkischen Staat niedergebrannt. Seine Familie musste nach Wan ziehen und hielt trotz der Repression an ihrer kurdischen Identität fest. Deniz Hêlîns Persönlichkeitsentwicklung fand unter diesem Eindruck statt. Prägend war für ihn auch der Beitritt naher Verwandter zur Guerilla. Als Heranwachsender wurde er in der kurdischen Jugendbewegung aktiv und motivierte junge Menschen aus seinem Umfeld, an den Arbeiten teilzunehmen. Dadurch lernte er die Befreiungsbewegung und den Kampf seines Volkes besser kennen. Er wollte sich mehrfach der Guerilla anschließen, letztendlich ging er 2013 zusammen mit zwei Verwandten in die Berge. Anfangs hielt er sich bei der Guerilla in Wan, Feraşîn und Kato auf, danach kam er zur Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete und entwickelte sich schnell zu einem kompetenten Kämpfer. Auch in der folgenden Praxiszeit las er viel und profitierte von der Erfahrung seiner Mitkämpfer:innen. Er setzte sich intensiv mit der Ideologie von Abdullah Öcalan auseinander und wurde schließlich Teil der Hêzên Taybet. Die HPG beschreiben Deniz Hêlîn als jungen Menschen mit unbändiger Energie, der gerne arbeitete und die Opferbereitschaft als eine Lebensform kultivierte. Auf eigenen Vorschlag ging er nach Nordkurdistan und kam nach Mêrdîn. Die Region hatte eine besondere Bedeutung für ihn, weil sein Cousin Demhat (Hozan Akdoğan), mit dem er zusammen in die Berge gekommen war, dort gefallen ist, und die gefallene Kommandantin Aryana (Yasemin Maç) ihm von Mêrdîn erzählt hatte. Deniz Hêlîn kämpfte als apoistischer Militanter bis zu seinem letzten Atemzug in Mêrdîn.

Egîd Cûdî

Egîd Cûdî ist in Serê Kaniyê in der nordkurdischen Provinz Riha geboren. Seine Familie stammte aus Mêrdîn und musste die Region aufgrund der Dorfverbrennungen in den 1990er Jahren verlassen. Diese Tatsache löste schon früh große Wut bei Egîd Cûdî aus. Weil seine Familie der kurdischen Befreiungsbewegung nahestand und sein Onkel als Guerillakämpfer ums Leben kam, kannte er die PKK bereits als Kind. Für die Guerilla empfand er große Sympathie und Achtung. In seiner Jugend verfolgte er aufmerksam das Geschehen um ihn herum und begann, die Realität Kurdistans immer besser zu begreifen und eine eigene Haltung zu entwickeln. Seine frühkindliche Wut kanalisierte er in die Arbeit der Jugendbewegung, dadurch nahm er schnell eine führende Position ein. Im ersten Semester an der Universität in Mêrdîn bekam er Kontakt zu der Studierendenbewegung und setzte sein Engagement mit wachsendem Bewusstsein fort. 2014 schloss er sich im Omeryan-Gebiet der Guerilla an und kam von dort aus in die Medya-Verteidigungsgebiete. Seine Grundausbildung als neuer Kämpfer machte er in der Zap-Region. Seine ersten Praxiserfahrungen im Guerillaleben in Nordkurdistan teilte er mit seinen Mitkämpfer:innen und behielt dadurch seine führende Rolle bei. Nach seiner Zeit im Zap legte er den Schwerpunkt auf seine militärische Ausbildung und entwickelte sich zu einem fähigen Kämpfer. Gleichzeitig beschäftigte er sich täglich mit der Ideologie von Abdullah Öcalan. Danach nahm er an der Arbeit des zentralen Hauptquartiers teil. Ihm wurden Aufgaben übertragen, die Disziplin, organisationsinterne Kompetenz und großes Vertrauen in ihn voraussetzten. Weil der Krieg ab 2015 an Intensität zunahm, absolvierte er weitere militärische Lehrgänge und machte den Vorschlag, in Nordkurdistan zu kämpfen. Nach einer Ausbildung an der Militärakademie Şehîd Ibrahim ging er nach Mêrdîn, wo er bis zuletzt mit großem Enthusiasmus und Entschlossenheit kämpfte.