HDP-Politiker vor Parteizentrale in Amed angegriffen

Die HDP-Politiker Vedat Dağ und Tarik Mercan sind vor der Parteizentrale in Amed angegriffen worden. Bei den Angreifern handelt es sich um Teilnehmer des staatlich inszenierten Sitzstreiks vor dem Gebäude.

Vor der Zentrale der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Amed (tr. Diyarbakir) sind erneut HDP-Mitglieder von der Gruppe angegriffen worden, die seit über einem Jahr auf Direktive des türkischen Staates vor dem Gebäude sitzt und die Herausgabe ihrer Kinder fordert.

Bei den Angegriffenen handelt es sich um Vedat Dağ, der für die Pressestelle des Provinzverbands arbeitet, und den Kassenprüfer Tarik Mercan. Dağ und andere HDP-Mitglieder sind von denselben Personen bereits zu einem früheren Zeitpunkt angegriffen worden. Die Attacke am Eingang des Gebäudes wurde von Celil Begdaş angeführt.

Wie Pressesprecher Vedat Dağ gegenüber ANF erklärte, sind die Angreifer von der Polizei geschützt worden. Er will Anzeige erstatten.

Nicht der erste Angriff

Aus dem vom türkischen Staat inszenierten Sitzstreik heraus haben bereits diverse tätliche und verbale Angriffe auf Menschen stattgefunden, die das Gebäude betreten oder verlassen. Vor Kurzem wurden Journalist*innen und HDP-Mitglieder von Celil Begdaş grob beschimpft. Zuvor waren Kenan Canpolat, persönlicher Mitarbeiter der HDP-Abgeordneten Semra Güzel, sowie die Parteimitglieder Kezban Kuday und Afife Kartal verbal attackiert und anschließend von der Poliezi festgenommen worden. Die HDP-Mitglieder Jale Okkan, Yilmaz Dede und Fevzi Akdemir wurden tätlich angegriffen.

Inszenierter Protest

Seit September 2019 sitzen Eltern vor der Zentrale der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Amed (Diyarbakir) und behaupten, ihre Kinder seien gegen ihren Willen zur kurdischen Guerilla in die Berge gebracht worden. Die inszenierte Protestaktion begann mit der Geschichte eines jungen Mannes, der von seiner Familie bei der Polizei als vermisst gemeldet wurde. Seine Mutter ging von der Polizei zum HDP-Gebäude, schlug die Scheiben ein und forderte ihren Sohn zurück, der angeblich von Parteimitgliedern zur Guerilla gebracht worden sein sollte. Kurze Zeit später meldete sich der Betroffene selbst zu Wort und gab gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya an, dass er sein Elternhaus verlassen habe, um einer Zwangsverheiratung mit einer Verwandten zu entgehen.

Trotz dieser öffentlich gewordenen Manipulation durch die Polizei führen andere Familien ihren Sitzstreik vor der HDP-Zentrale fort. Die HDP hat von Anfang an erklärt, dass dieser Protest vom Staat inszeniert worden ist. Wie sich herausgestellt hat, werden Eltern, die ihre Kinder als vermisst melden oder von denen bekannt ist, dass sie bei der Guerilla sind, von den türkischen Sicherheitskräften vorgeladen und aufgefordert, sich an dem Protest vor dem HDP-Gebäude zu beteiligen.

Der Sitzstreik vor der HDP-Zentrale wird in den gleichgeschalteten Medien der Türkei groß aufbereitet. Die von den Sicherheitskräften an die HDP verwiesenen Familien werden von der Polizei mit Nahrungsmitteln versorgt.

Mehrere Kämpferinnen und Kämpfer der Guerilla sind in den letzten Monaten in die Öffentlichkeit gegangen und haben an ihre Eltern appelliert, sich nicht vom Staat instrumentalisieren zu lassen. In Bolu hat ein politischer Gefangener einen Selbstmordversuch unternommen, als er seine Mutter in den Medien bei der Protestaktion sah. Die Mutter wollte mit ihrer Teilnahme an dem Protest offenbar erreichen, dass ein weiterer Sohn, der als Guerillakämpfer in den Bergen ist, zu ihr zurückkehrt. Der gefangene Sohn überlebte seinen Selbstmordversuch, weil er rechtzeitig von Mitgefangenen entdeckt wurde. Anschließend wurde er in Isolationshaft gesteckt. Vorher ließ er seiner Mutter ausrichten, dass er seinen Suizidversuch wiederholen werde, wenn sie sich weiter von der Polizei manipulieren lasse.