Die HPG-Kämpfer Piling Teyî und Zinar Reş sind bei einem Gefecht nach einer erfolgreichen Guerillaaktion gegen die türkischen Invasionstruppen in der südkurdischen Region Metîna ums Leben gekommen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) in seiner täglich veröffentlichten Übersicht zum Krieg in Kurdistan mit:
„Bei Aktionen unserer Kräfte sind sechs Besatzer bestraft worden. Die türkischen Besatzungstruppen haben unsere Widerstandsgebiete achtmal mit verbotenen Bomben hoher Schlagkraft und Chemiewaffen angegriffen sowie sechsmal mit Kampfjets, 44 Mal mit Kampfhubschraubern und Dutzende Male mit Haubitzen und schweren Waffen bombardiert. Bei einer Aktion in der Region Metîna haben unsere Genossen Piling und Zinar opferbereit gekämpft und dem Feind in einem unerwarteten Moment einen effektiven Schlag versetzt. Sie sind im Gefecht gefallen.“
Zu der Aktion teilen die HPG mit, dass die Guerilla am 30. September eine türkische Einheit angegriffen hat, die zur Absicherung des militärischen Straßenbaus am Girê Sor stationiert war. Der Angriff sei aus dem Nahabstand mit Handgranaten und Schusswaffen erfolgt, mindestens sechs Soldaten seien getötet worden. Danach sei ein Gefecht ausgebrochen, bei dem Piling Teyî und Zinar Reş ums Leben gekommen seien. „Wir geben unser Wort, dass der große Mut, der opferbereite Geist und die effektive Schlagkraft unserer Weggefährten Piling und Zinar in unserem Kampf weiterleben werden. Ihren wertvollen Familien und dem patriotischen Volk Kurdistans sprechen wir unser Mitgefühl aus“, erklären die HPG.
|
Codename: Piling Teyî
Vor- und Nachname: Orhan Pezit
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Nergiz – Kamil
Todestag und -ort: 30. September 2022 / Metîna |
|
Codename: Zinar Reş
Vor- und Nachname: Adnan Hemo
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Yaşar – Mustafa
Todestag und -ort: 30 Eylül 2022 / Metîna |
Piling Teyî
Piling Teyî ist nach HPG-Angaben in Şirnex geboren und gehörte zum Stamm der Teyî aus Cizîra Botan. Er wuchs mit der in Botan stark verwurzelten kurdischen Kultur auf und kannte die PKK bereits als Kind. Als Heranwachsender beteiligte er sich an den Serhildan (Volksaufstände, Erhebungen) und an der organisierten Jugendarbeit. Da ihm diese Aktivitäten nicht ausreichten, schloss er sich der Guerilla an. In den Bergen hielt er sich in Avaşîn, Gare und Metîna auf. Die HPG beschreiben ihn als wissbegierigen und intelligenten Menschen, der schnell die Grundlagen des Guerillalebens erlernte und sein theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen vermochte: „Mit seiner heißblütigen, ständig forschenden und aktivistischen Persönlichkeit suchte er unentwegt nach Möglichkeiten, den Feind zu schlagen. In Metîna nahm er mit großem Mut an Aktionen den Gebieten Koordîne, Girê Ortê, Girê Hekarî, Zendûra und Qaşûra teil. Er kannte keine Angst und setzte sich das Ziel, bei allen Aktionen eine führende Position einzunehmen und Resultate hervorzubringen. Dieses Ziel setzte er erfolgreich in die Praxis um.“ Piling ließ sich zum Scharfschützen ausbilden und zeigte große Kreativität dabei, in für den Feind unerwarteten Momenten zuzuschlagen. Seit 2021 bis zum letzten Moment seines Lebens kämpfte er als Kommandant eines mobilen Guerillateams in Metîna gegen die türkische Invasion.
Zinar Reş
Zinar Reş ist in Kobanê zur Welt gekommen und gehörte dem für seine Nähe zur kurdischen Befreiungsbewegung bekannten Stamm der Kêtikî an. Viele Verwandte von ihm lernten Abdullah Öcalan noch persönlich kennen. Sein Vater hielt sich längere Zeit bei Öcalan auf und war in der Bewegung aktiv. Zinar wuchs in einer entsprechenden Atmosphäre auf und beteiligte sich zusammen mit seinen Geschwistern an der Revolution von Rojava. Als der IS 2014 Kobanê angriff, nahm die ganze Familie am Widerstand teil. Zinars Bruder Hogir Reş kam im Kampf um Kobanê ums Leben, ebenso sein Cousin Hesen und seine Cousine Bêrîvan. 2015 schloss sich auch Zinar dem bewaffneten Kampf gegen die Islamisten an. Er wurde dreimal verletzt und kehrte nach seiner Genesung jedes Mal mit noch größerer Entschlossenheit zurück. Gleichzeitig bildete er sich ideologisch und militärisch weiter und ging schließlich in die Berge, von denen er immer geträumt hatte. Das Guerillaleben löste bei ihm eine unbeschreibliche Freude aus. Er sagte, dass er sich wie neu geboren fühle und unendlich glücklich sei. Da er bereits über Kampferfahrung verfügte, konnte er sich schnell an seine neuen Lebensumstände anpassen und ging mit großer Begeisterung in die Praxis gehen. Er kämpfte in der Guerillaoffensive Cenga Xabûrê und gehörte seit 2022 zu den mobilen Einheiten, die sich den türkischen Invasionstruppen in Metîna mutig und entschlossen entgegenstellten.
Guerillaaktionen in den Regionen Zap und Xakurke
Die HPG berichten außerdem über Guerillaaktionen vom 5. September. Demnach haben in Sîda in der Zap-Region zwei Angriffe mit schweren Waffen auf die türkischen Invasionstruppen stattgefunden. In Saca, ebenfalls im Zap, wurden zwei Transporthubschrauber beschossen. Die Sikorsky-Maschinen mussten beidrehen, ohne vorher Truppen absetzen zu können. In Xakurke fanden zwei Angriffe mit schweren Waffen auf türkische Truppen am Girê Şehîd Derwêş statt.
Angriffe der türkischen Armee
Zu den Angriffen der türkischen Armee am Mittwoch teilen die HPG mit, dass gegen Guerillastellungen am Girê Amêdî und in Sîda achtmal verbotene Kampfmittel eingesetzt wurden. Die Gebiete Gundê Yekmalê und Kanîsarkê in Gare sowie Serê Metina wurden sechsmal von Kampfjets bombardiert. Die insgesamt 44 Angriffe mit Kampfhubschraubern richteten sich gegen Saca, Girê Hekarî, Girê FM, Girê Cûdî und Girê Amêdî. Girê Bihar und Çemço wurden mit Artilleriegranaten bombardiert. Im Widerstandsgebiet Karker hat die türkische Armee erneut versucht, Guerillastellungen mit Baumaschinen einzureißen.
Iranische Bombardierung dauert an
Die iranische Artillerie bombardiert weiterhin Girê Berbizinê und Hornê im Gebiet Goşînê in Xakurke.