Brutale Festnahmen in Gever
In der nordkurdischen Widerstandshochburg Gever kam es zu einer Serie von Razzien gegen junge Menschen. Angehörige berichten von schwerer Misshandlung.
In der nordkurdischen Widerstandshochburg Gever kam es zu einer Serie von Razzien gegen junge Menschen. Angehörige berichten von schwerer Misshandlung.
Nach der Bekanntgabe des Wahlsieges von Erdoğan schlug die türkische Polizei im nordkurdischen Gever (tr. Yüksekova) zu. Bei Razzien wurden Dutzende junge Aktivist:innen festgenommen. Spezialeinheiten schlugen die Fenster und Türen von Wohnungen ein und misshandelten die Festgenommenen über Stunden mit Gewehrkolben, Fäusten und Tritten. Im Moment befinden sie sich auf der Polizeidirektion Yüksekova. Von einigen Festgenommenen sind die Namen bekannt. Es handelt sich um Demhat Kurt, Diyar Şedal, Rahmi Terzioğlu, Isa Terzioğlu, Aras Yaşar, Uğur Şedal und Mustafa Bor.
„Wir sind gekommen, deinen Sohn zu töten“
Cevahir Bor, die Mutter von Mustafa Bor, berichtet Erschreckendes über die Polizeioperation. Ihr Sohn sei zwei Stunden in einem Zimmer in der Wohnung eingeschlossen und dort schwer misshandelt worden, erklärt sie. Die Polizisten hätten ihr gesagt: „Wir sind gekommen, deinen Sohn zu töten.“
Cevahir Bor berichtet, dass ihre Wohnung zwischen 4.00 und 5.00 Uhr gestürmt worden sei. Die Spezialeinheit der Polizei sei, ohne vorher zu klopfen, in das Haus eingedrungen, indem sie die Türen und Fenster aufgebrochen hätte. Die Polizisten hätten ihren Sohn Mustafa Bor in einen Raum gesperrt und ihn gefoltert. Sie sagt: „Maskierte Sondereinsatzkräfte sind in unser Haus eingedrungen. Obwohl ich Kurdisch und Türkisch spreche, verstand ich sie nicht, sie sprachen eine andere Sprache, ich glaube Arabisch. Auch meine 7 und 16 Jahre alten Kinder wurden auf den Rücken gefesselt und geschlagen.“
Das Zimmer war voll Blut
„Die Polizeibeamten stießen mich herum und schlugen mich gegen die Wand“, sagt Cevahir Bor und erzählt weiter: „Ich konnte die Geräusche der Folter an meinem im Nachbarraum eingesperrten Sohn hören. Sie warfen ihn von Wand zu Wand. Sie schlugen ihm mit den Gewehrkolben auf den Kopf, so als wollten sie seinen Schädel einschlagen, und schlugen ihm wiederholt mit einem Gegenstand ins Gesicht. Sie hielten mich auf dem Flur fest und ließen mich nicht in den Raum. Wir wurden stundenlang misshandelt und beschimpft. Er war von 5.00 Uhr bis 7.00 Uhr in dem Zimmer eingesperrt und wurde gefoltert.“ Cevahir Bor berichtet, dass die Wände, die Kissen und der Boden des Raums anschließend voll von Blut gewesen seien. Sie erzählt weiter: „Die Leute aus der Nachbarschaft, die die Schreie meines Sohnes und von mir hörten, eilten zu Hilfe, aber man ließ niemanden in das Haus.“
Polizisten kündigen Mord an
Anschließend wurde ihr Sohn in ein Panzerfahrzeug geschleift. Auch dort ging die Polizeigewalt weiter. Die Mutter sagt: „Sie haben keine Gründe angegeben. Sie sagten uns nur: ‚Wir sind gekommen, um Mustafa zu holen, wir sind gekommen, um ihn zu töten, wir werden ihn vernichten. Wir können ihn nicht am Leben lassen.‘ Das Gesicht meines Sohnes war nicht wiederzuerkennen. Sie erlaubten mir nicht einmal, ihm ein Glas Wasser zu geben. Während zwei maskierte Polizisten meinen Sohn im Zimmer folterten, beschimpfte und bedrohte mich eine Polizistin im Flur und sagte: ‚Ich werde dir die Hände fesseln und deinen Mund zerfetzen.‘“