Gewalttätige Auseinandersetzungen bei Präsidentenwahl

Bei der Stichwahl für das Präsidentenamt in der Türkei kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Aus zahlreichen Wahllokalen wird von Unregelmäßigkeiten und tätlichen Angriffen berichtet.

Im Istanbuler Stadtbezirk Kadiköy hat eine MHP-nahe Gruppe Provokationen vor Wahllokalen angezettelt und Menschen angegriffen, die nach der Stimmabgabe den Wahlablauf beobachten wollten. Der HDP-Bezirksverband teilte via Twitter mit: „Vor den Schulen in Bostanci, Suadiye bewegt sich eine faschistische Gruppe. Wir werden uns nicht provozieren lassen und die Wahlurnen wie unsere Augen schützen.“


In Istanbul-Sultangazi wollten AKP-Anhänger offen gesammelte Stimmen abgeben und haben Urnenbeauftragte der CHP angegriffen.


In Amed-Rêzan (Diyarbakir-Bağlar) wollte eine Frau einen selbst mitgebrachten und gefälschten Stimmzettel abgeben. Nachdem das bemerkt wurde, zerriss sie den Zettel und wollte weglaufen. Auf dem zerrissenen Stimmzettel ist zu sehen, dass Erdogan gewählt wurde.

In Colemêrg-Rûbarok (Hakkari-Derecik) fand eine gesammelte Stimmabgabe statt, es kam zu tätlichen Angriffen und Schüssen. Der Vorfall fand im Dorf Mavan (Samanli) statt. Der YSP-Abgeordnete Onur Düşünmez war darüber informiert worden, dass dort eine gesammelte Stimmabgabe stattfindet, und in Begleitung von Rechtsanwält:innen in das Dorf gekommen. Dort wurde die Gruppe von Anhängern der AKP und YRP und paramilitärischen „Dorfschützern“ angegriffen. Bei der Auseinandersetzung wurde von Dorfschützern in die Luft geschossen.

In einem Wahllokal in Adana-Seyhan wurde die Stimmabgabe wegen einer Auseinandersetzung für eine halbe Stunde unterbrochen, vor der Schule rückten zahlreiche Panzerwagen an. In Istanbul-Bağcilar wurden Anwält:innen nicht ins Wahllokal gelassen und tätlich angegriffen.


Im Dorf Çavuşlar in Çewlîg intervenierte ein Urnenbeauftragter der CHP gegen den Versuch eines Wählers, mehrere Stimmzettel abzugeben. Daraufhin versuchten AKP-Anhänger, den CHP-Beauftragten aus der Schule zu drängen. Wie sich herausstellte, hat der Mann Stimmzettel abgegeben für Personen, die sich in Europa befinden. Ein von dem Vorfall in Kenntnis gesetzter Militärpolizist erklärte laut Augenzeugenberichten dazu: „Das hier ist ein AKP-Ort, wenn es zu Schwierigkeiten kommt, kann ich nicht eingreifen.“ Der CHP-Beauftragte wurde aus Sicherheitsgründen von der Militärpolizei aus dem Dorf eskortiert.