Gedenken an Opfer des Massakers von Dîxor

Vor 27 Jahren wurden 17 Zivilist*innen, darunter acht Frauen und fünf Kinder, bei einer Demonstration in Dîxor von Paramilitärs erschossen. Anlässlich des Jahrestages des Massakers haben die HDP-Vorsitzenden in Qers Nelken am Tatort niedergelegt.

Am 14. August 1993 wurden im nordkurdischen Dîxor in der Provinz Qers (türk. Kars) 17 Zivilist*innen im Alter zwischen acht und 80 Jahren, darunter acht Frauen und fünf Minderjährige, von der türkischen Armee ermordet. An diesem Tag hatten sich die Menschen aus etwa 20 Dörfern in der Ortschaft Nexşan (Kocaköy) versammelt, um mit einer Demonstration gegen die staatliche Unterdrückungspolitik zu protestieren. Die Regierung weitete damals den Paramilitarismus aus und versuchte mit repressiven Methoden wie willkürlichen Verhaftungen, Folter und Verschleppungen ein Dorfschützersystem zu installieren, das die Ausschaltung der kurdischen politischen Bewegung zum Ziel hatte. Gleichzeitig wurde mit der Demonstration an den Beginn des bewaffneten Widerstands der kurdischen Freiheitsbewegung erinnert, der am 15. August seinen neunten Jahrestag feiern sollte. Ohne Vorwarnung wurde auf die Menschen mit scharfer Munition geschossen. Neben den 17 Toten hatte Dîxor 67 Verletzte zu beklagen.

Zwar wurde Jahre später ein Verfahren gegen insgesamt acht Paramilitärs eingeleitet, denen „Mord“ und „versuchter Mord“ in mehreren Fällen vorgeworfen wurde. Die Angeklagten behaupteten jedoch, aus der Menschenmenge heraus mit „Raketenwerfern und Schusswaffen“ angegriffen worden zu sein. 2006 kam das Gericht - wie üblich in solchen Prozessen gegen Sicherheitskräfte - zu der „Überzeugung“, dass die Paramilitärs in „Notwehr gehandelt“ hätten und sprach sie frei. Hinterbliebene und Betroffene zogen daraufhin vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) nach Straßburg, der die Türkei verurteilte und sie zur Entschädigung der Beschwerdeführer*innen verpflichtete.

Anlässlich des 27. Jahrestages hat der Provinzverband der Demokratischen Partei der Völker (HDP) der Opfer des Massakers von Dîxor gedacht. Vor dem Hintergrund der Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus wurde das Gedenken im kleinsten Kreis abgehalten. Teilgenommen haben unter anderem die beiden Ko-Vorsitzenden der HDP in Qers, Sevda Subaşı und Cengiz Anlı, und der Rechtsanwalt Bişar Abdi Alınak. Am Tatort legten sie siebzehn Nelken für jedes Todesopfer des Massakers nieder und hielten eine Schweigeminute ab.

Die Opfer von Dîxor

Gülcan Çağdavul (8)

Yeter Kerenciler (13)

Selvi Çağdavul (14)

Necla Geçener (14)

Zarife Boylu (15)

Erdal Buğan (17)

Zeynep Çağdavul (19)

Hacer Hacıoğlu (20)

Suna Çidemal (21)

Fatma Parlak (22)

Faruk Aydın (27)

Cemil Özvarış (39)

Gıyasettin Çalışçı (41)

Hasan Çağdavul (43)

Süleyman Taş (47)

Tütiye Talan (66)

Nurettin Orun (80)